Wortmaumau

Lesen ist ein Kinderspiel

Mal wieder erreicht uns ein Spiel, dessen Idee eigentlich lobenswert ist. Bei "Wortmaumau" sollen die Kinder besser Lesen lernen, Vokale von Konsonanten unterscheiden können und uns so insgesamt ein besseres Abschneiden bei der Pisastudie ermöglichen. Wenn man sich aber andere Kinderspiele einmal anschaut, fällt eines sofort auf: Kinderspiele sind in der Regel eher in bunt gehalten. Süße Grafiken, nette Zeichnungen, da möchte man wieder Kind sein. Zum Beispiel eigentlich alle Spiele von Zoch, Haba oder anderen großen Verlagen. Nacht der Magier, Geistertreppe, Schloss Schlotterstein sind vor allem eines: bunte Spiele, die Kinderherzen höher schlagen lassen.
Als ich klein war, habe ich leidenschaftlich gerne MauMau gespielt. Jeden Tag, wann immer möglich. Aber auch, weil die Karten so schön bunt waren. Nun, lange Vorrede kurzer Sinn: Wortmaumau ist hässlich. Vielleicht spielen Kinder an der Waldorfschule solche schlichten Spiele gerne, ich werde mal Immo fragen, aber wenn sie dann nur kopieren und kaum Spielspaß vermitteln, glaube ich hätte er lieber eine Stunde Eurythmie gemacht.

In der Mitte der Karten finden wir ein großes Wort: Geld, Gans oder auch Bild, Band. Alle Wörter haben nur einen Vokal. Ablegen darf man, wenn man entweder den passenden Vokal legt, also auf Bild - Mist oder wenn es der gleiche Anfangsbuchstabe ist, Beispiel schenke ich mir. Die Aktionen der Sonderkarten sind eine Mischung aus dem MauMau, das ich kenne und UNO: 2 Karten ziehen oder weitergeben, Wünschen, Aussetzen oder Richtung wechseln. Damit kleine Kinder nicht weinen, darf man, wenn man nehmen muss und die neue Karte passt, diese sofort spielen. Mal ehrlich: Als ich 7 oder 8 war, konnte ich schon ganz gut damit umgehen mal zwei nehmen zu müssen, ohne gleich eine wieder legen zu dürfen. Hätte ich das damals vorgeschlagen, hätte man mich ausgelacht und in die Nordsee geworfen, mit einem Gewicht an den Füßen! Wer seine vorletzte Karte ablegt, muss "Mau" sagen, wer die letzte legt, sagt "MauMau". Auch das mussten wir schon früher tun.

Ob "Wortmaumau" wirklich dazu beiträgt, dass unsere Kinder besser lesen lernen, wage ich zu bezweifeln. Es geht ja in erster Linie nicht so sehr um das Lesen, sondern darum, Vokale und Konsonanten zu kennen. Und die dröge Grafik, Moment mal, Grafik ist zu hoch gestochen, die dröge Aufmachung hält die heutigen Kids, die von XBOX, PSP, PS2 oder dem PC verwöhnt sind sicher nicht am Tisch um noch eine Runde "Wortmaumau" zu spielen. Da war je selbst Fußballfieber bunter und ansprechender.
Wir geben dem Spiel dennoch einen Gnadenpunkt, da ja das Spielprinzip von MauMau immer noch sehr nett ist. Und das ist noch viel zu harmlos rezensiert! Nur eine nette Idee zu haben, bringt einen heute nicht mehr sehr viel weiter. Und der Grundsatz, lieber gut kopiert, als eine eigenständige Idee zu verwirklichen, griff noch nie, es sei denn, man machte es besser. Zur Ehrenrettung sei gesagt, es ist das erste Spiel des Verlages und der Wunsch, den Menschen eine größere Freude am Lesen zu geben, ist wirklich lobenswert.

Nachschlag:
Die Autorin ist der Meinung unsere Rezension sei nicht gut, nicht journalistisch genug und wir hätten das Spiel falsch verstanden. Sie bat uns einen Link zu einer Beschreibung des Spiels zu setzen, das wäre mutig, sagt sie. Nun denn, bitte schön:
Rezension auf BerlinOnline.de

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