| AkkonMachtkampf der TempelritterSpiele mit historischem Hintergrund haben oft ein Problem: der Hintergrund ist beliebig. Denn in der Regel geht es um den Spielmechanismus, und nicht so sehr darum, wie der historische Kontext in das Spiel eingearbeitet wird. Einige Spiele spielen eine Ausnahmerolle, wie zum Beispiel Republic of Rome oder Konradin. Auch Friedrich und The Rise and Decline of the 3rd Reich von Avalon Hill sind solche Spiele. Diplomacy sicherlich auch zu einem bestimmten Grad.
Etwas schade ist es, wenn der Autor von sich selber sagt, dass er Spiele mit historischem Hintergrund besonders mag. Aber dann wären solche Spiele eben auch Guillotine, Pecunia non olet, Löwenherz und Die Siedler – Kampf um Rom. Aber auch bei diesen Spielen ist der Hintergrund austauschbar, nur der Mechanismus ist interessant.
Wenn also Akkon nicht Akkon sondern Venezia, Madrid oder Klanxbüll hieße, könnte man den gleichen Mechanismus verwenden. Natürlich ist es schön eine Geschichte in der Jackentasche zu haben, aber ob es Tempelritter oder Verschwörer, Karottenzüchter oder Eseltreiber sind, ist letztlich egal.
Ben fragte, durchaus berechtigt, was denn an dem Spiel neu sei, so dass es die vier Sterne Hürde nehmen könnte. Da fiel mir auch nichts ein, was ich hätte sagen können, außer, dass es wenig Neues gäbe und das meiste sicherlich schon da war, nun nur in einem neuem Gewand.
Bei Akkon versuchen die Spieler möglichst viel Einfluss in den Reihen der Tempelritter zu erlangen, damit sie der neue Großmeister werden. Vier Kategorien gibt es: Ansehen, Macht, Glaube und Geld.
Alle starten auf der zwei, die Tabelle reicht von 0 bis 13, und wollen möglichst viele Punkte machen. Am Ende zählen aber nur die Kategorien, in denen die Spieler am weitesten vorne und am weitesten hinten stehen, die beiden in der Mitte zählen nicht. Wenn ich also auf der 9 in Macht stehe und auf der 1 in Gold, die anderen beiden stehen auf der 4, habe ich 10 Punkte.
Soviel zum Gewinnen. Wie aber komme ich dahin? Jeder Spieler hat 7 Tempelritter, farbige Würfel, die 5, 6, 7, 8 wert sind. Die anderen drei haben Sonderfunktionen: so verdoppelt einer alle meine Punkte, ein anderer zählt 2 Punkte pro Tempelritter, egal wessen und der letzte hat zum einen eine Blufffunktion und zum anderen kosten mich Aktionen in der Stadt, in der er steht, einen Templer weniger.
Der Spielplan zeigt in der Mitte die Tabelle mit den vier Kategorien, außen sechs Städte: Akkon, Caesarea, Sidon, Jerusalem, Jaffa und Tyrus. Zu jeder Stadt gibt es je einen Satz Stadtkarten, die offen neben das Brett gelegt werden. Nun werden noch bestimmte Karten aussortiert und an die Spieler verteilt. Los geht’s!
Reihum bieten die Spieler verdeckt einen ihrer Templer, um an eine der Karten zu gelangen. Die Karten sorgen dafür, dass die Spieler in den vier Kategorien nach vorne kommen. Nicht alle Karten sind gleich stark, manche sind fast schon zu stark. In der Regel geben die Karten 1 bis 3 Punkte in einer Kategorie. Mit manchen kann ich 2 vorgehen und ein anderer Spieler muss 2 Felder zurück. Gemein sind die Karten, die anderen Spielern Templer wegnehmen, die diese dann in der nächsten Bietphase nicht verwenden können.
Wenn alle Spieler gepasst haben endet die Bietphase und man deckt die Würfel auf. Bevor dies geschieht, noch zwei Dinge: Am Ende einer Runde wird nachgeschaut, wer in den einzelnen Kategorien führt. Diejenigen Spieler bekommen eine Sonderkarte, die sie so lange behalten, bis sie nicht mehr führen. Eine dieser Karten erlaubt es nach dem Bieten noch einen Würfel zu verschieben, eine andere nach dem Aufdecken einen Würfel zurück zu nehmen. Dies ist wichtig, da wir auch noch Templer brauchen, um die Karten zu spielen. Einfache Karten benötigen einen Templer, die besseren 2 und die guten 3. Außerdem bekommt der Startspieler immer den Senneschal, der 4 Punkte wert ist. Seine Sonderfunktion ist es aber auch, alle Würfel, also Templer, in einer Stadt aufzudecken. Dies kann hin und wieder interessant sein, ansonsten kann man ihn aber auch zum Kartenausspielen verwenden.
Und nun kommt die eine Karte ins Spiel: Nach dem Ende einer Runde kann ich, wenn ich die Karte spielte, einem Spieler zwei Templer wegnehmen, die ich in der Kartenrunde einsetzen darf. So hat der andere Spieler zwei seiner 7 Templer weniger zum Bieten, was wirklich hart ist. Der andere Spieler kann nun viel mehr bieten und auch noch für zwei Templer Karten ausspielen. Ein wahrlich großer Vorteil.
Der „Joker“-Templer, der keinen eigenen Wert hat, sorgt dafür, dass mich Karten der Stadt, in der er steht, einen Templer weniger kosten. Ihn zu setzen lohnt sich aber nur, wenn ich mehrere Karten für diese Stadt habe, oder eben bluffen will.
Reihum werden also Templer in der Bietphase gespielt, bis alle passen. Diese werden dann aufgedeckt und die Spieler, die die meisten Punkte haben, bekommen die entsprechende Stadtkarte. In der Kartenphase setze ich meine verbleibenden, wenn vorhanden, Templer ein, um Karten zu spielen, die mir Punkte in der Mitte geben. Am Ende einer Runde bekommen alle Spieler ihre Templer zurück, es sei denn, die Karte „Waffenbrüder“ wurde gespielt und ein Spieler darf einem anderen zwei Templer wegnehmen (es gibt noch eine ähnlich Karte, da darf ich einen Templer entführen).
Das Spiel endet, wenn von einem Stadtkartenstapel die letzte Karte genommen wird.
Akkon ist auf jeden Fall ein schönes Spiel, allerdings dauert es viel zu lang. Die Änderung für ein kürzeres Spiel sollte also auf jeden Fall berücksichtigt werden. 90 Minuten sind für ein solches Bluffspiel wirklich 30 zu viel. Das Bieten und Bluffen ist an sich schon interessant, besonders, da die Ressource Ritter sehr überschaubar ist. Und da die Ritter zwei Funktionen erfüllen, habe ich eigentlich immer zu wenige. Auch wenn ich mich entscheide in der nächsten Runde nur Karten zu spielen, gibt es mit Sicherheit eine, die ich unbedingt haben möchte, auch nur, damit sie kein anderer Spieler bekommt. Wer früh in einem Bereich in Führung geht, hat eigentlich schon verloren, da alle Spieler gerne gegen den Führenden spielen. So kann man auch noch gewinnen, wenn man sich 9 von 10 Runden bedeckt verhält. Dass Ben das eine Spiel noch gewinnen konnte, liegt auch an der Karte „Waffenbrüder“. Er konnte zwei davon in einer Runde ausspielen und nahm uns anderen so 4 Templer weg, die er wiederum für Karten nutzen konnte.
Da es sehr wenig Templer gibt, ist es auch schwer die Grenze zwischen „nutzt mir“ und „schadet einem anderen“ zu übertreten. Karten, die mir rein gar nichts bringen, ist zwar selten der Fall, dass sie nichts bringen, will ich aber auch nicht haben. Genauso wenig will ich mich in einer Runde in einer Stadt völlig verausgaben, nur damit Ben alle seine Templer dort einsetzt.
Noch ein paar Worte zu Grafik und Material: Die Grafiken sind gut, sie überzeugten auch Gerd. Die Anleitung ist ausführlich und garantiert einen schnellen Spielstart. Die wichtigsten Karten werden noch einmal erklärt. Die Schachtel hätte einen richtigen Einsatz verdient, so fliegen die Spielmaterialien umher.
Die Aufkleber für die Holzwürfel sind nicht sehr gut. Für Schwarz liegen neue Aufkleber bei. Aber auch für die anderen Farben hätte man hellere Aufkleber wählen sollen; besonders die beiden 2er Würfel sind schwer zu unterscheiden.
Ein durchschnittliches Spiel, das aber in der normalen Version zu lange dauert und einige Schwächen im Material hat. Der geschichtliche Hintergrund ist, wie gesagt, beliebig und das Bluffen ist nicht wirklich neu.
Auf der Schachtel ist als Mindestspieleranzahl 2 angegeben. Wir können uns aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Spiel zu zweit Spaß bringt. Sie sollten also schon drei Spieler an den Tisch bekommen.
Sie sollten Akkon kaufen, wenn Sie: | Sie sollten Akkon nicht kaufen, wenn Sie: | - gerne Bluffspiele spielen | - keine Bluffspiele mögen | - gerne Bietspiele spielen | - keine Bietspiele mögen | - gerne Spiele mit geschichtlichem Thema spielen | - auf etwas wirklich Neues warten | - sich gerne bedeckt verhalten, um aus den Tiefen zuzuschlagen | | | | | |
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KurzinfosAkkonGesamtbewertung AutorKnut Happel, Christian Fiore VerlagGoldsieberErscheinungsjahr2007 Spieleranzahl3 - 5 Dauerca. 45 - 90 Min. Alterab 10 Jahren Preisca. 11 € Besucher-WertungSie kennen Akkon? Wie viele Sterne würden Sie vergeben?
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