| Der König der DiebeFinger weg von meiner Beute!"Der König der Diebe" ist eigentlich ein schon besetzter Titel. Das Spiel handelt nicht von den Taten Robin Hoods in Sherwood Forest, wir treffen auch seine fröhliche Bande nicht und die Diebe, die im Spiel auftauchen, sind alles andere als Samariter: Ihnen geht es nur um den eigenen Vorteil. Der König, von dem die Rede ist, heißt Draco. Der Rückseite der Schachtel entnehmen wir, dass er der Cousin von König Arthur sein soll. Den ersten Absatz des Schachteltextes können Sie getrost vergessen. Im zweiten erfährt man etwas über den Spielverlauf. Das thematische Einbinden des Spielgeschehens in die Arthursage ist leider absolut misslungen, da es im England des 5. oder 6. Jahrhunderts keine Kobolde oder Amazonen gab. Auch von Zwergen habe ich noch nichts in diesem Kontext gelesen. Oder wohnte Arthur hinter den sieben Bergen und war nur eine auf 400 € angestellte Putzhilfe? Also, vergessen wir die Lokalisierung.
Eigentlich ist "Der König der Diebe" ein Spiel im Fantasybereich. Da passt es hin, da fühlt es sich wohl. Da ich aber gerade bei den negativen Seiten des Spiels bin: Die Kartentexte sind zum Teil sehr verwirrend, vielleicht wurde hier bei der Übersetzung gespart. Auch gibt es einige Anweisungen, die die Spieler nicht ausführen können und einige Druckfehler (Swerg zum Beispiel).
Nun denn, zum Spiel. Das ist erfreulich gut. Ein interaktives Spiel für bis zu 6 Spieler, das, auch wenn man nicht an der Reihe ist, Spaß bringt. Draco ist der Boss der Bande böser Buben. Jeder Spieler hat zwei Helden in dieser Gang. Und da Verbrecher gerne trinken, spielt man in der Kneipe. Die Heldenkarten aller Spieler, plus drei neutrale Helden, werden gemischt und im Uhrzeigersinn an Draco angelegt, so dass die letzte Karte rechts von ihm liegt. Am Anfang hat Draco seinen Kelch in der rechten Hand, das ist seine bevorzugte Seite. Wenn es zum Beuteverteilen kommt, erhalten die Helden der Spieler, die auf dieser Seite liegen 4,3,2,1 Silberstücke. Auf der anderen Seite muss man bezahlen und zwar der Letzte in der Runde 2 und der Vorletzte 1 Silberling.
Wenn man an der Reihe ist, spielt man eine Karte aus. Diese Karten können die Reihenfolge durcheinander bringen oder haben andere Einflüsse auf das Spielgeschehen. Steht der Becher in der Mitte der Tafel, darf man einen Trinkspruch halten. Dann gibt es Geld. Der Becher bleibt danach eine Runde lang vor dem Spieler stehen, dann muss er ihn wieder in die Mitte zurückstellen.
Interessant sind auch die drei neutralen Helden: Old Sarah gibt bei jedem Trinkspruch den benachbarten Helden je eine Extrakarte, Zork wird nicht sehr geliebt und bekommt nie Geld. Sollte er aber zahlen müssen, muss der reichste Spieler für ihn die Tasche aufmachen. Und da Draco ihn wirklich nicht mag, muss er immer doppelt so viel zahlen. Bruder John macht sich nichts aus Gold, Hauptsache er kann Fressen und Saufen. Sollte er Geld bekommen, gibt er es an den nächsten Helden weiter. Sollte er zahlen, fragt er seinen Nachbarn, ob der es nicht für ihn auslegen könnte.
"König der Diebe" ist sehr unterhaltsam. Und es ist fies. Es bringt einfach üblen Spaß Tims Amazone vier Plätze nach hinten zu setzen, meine eigene Amazone aber vier nach vorne. Oder Dirks Kobold ans Ende der Tafel zu bugsieren, um danach gleich einen Trinkspruch zu halten. Auch sehr beliebt ist es, Dracos Gunst zu drehen - wer sich gerade mühselig nach vorne gebracht hat, steht nun ganz im Schatten. Sehr wichtig ist auch die Bruder John-Karte. Er gibt ja sein Geld weiter. Ihn also auf den ersten Platz zu bekommen und sich daneben bedeutet einen wahren Geldsegen. Aber Vorsicht: der reichste Spieler muss immer für Zork aufkommen, und es gibt viele "Setze Zork ans Ende"-Karten.
"Der König der Diebe" setzt nicht so sehr auf feine Taktik sondern eher auf das zufällige Entstehen von Situationen, da ich weder Einfluss auf meine Mitspieler habe, noch auf die Karten, die ich ziehe. Aber das ist nicht so schlimm, da es diesen taktischen Anspruch auch gar nicht stellt. Es ist viel Schadenfreude mit im Spiel und das macht es so lebendig.
Leider müssen wir bei Material und Anleitung Sterne abziehen, da zum einen die Übersetzungen nicht sehr geglückt sind und auch die Anleitung, zwar ausführlich, aber doch einige Schwächen hat. Besonders das erste Beispielbild mit dem Titel "Anfangsaufstellung der vier Spieler: Rot und Schwarz haben nur eine Karte ausliegen, Gelb, Grün und Blau aber zwei. Und, hupps, das sind ja 5 Farben! Wie kann das passieren? Und dann ist da noch die Einleitung und der Rückseitentext… Manchmal ist weniger denn doch mehr. Aber: dem Spiel als solches schaden diese Patzer nicht.
Der König der Diebe ist die Neuauflage des 2000 erschienenen Spiels Die Tafelrunde von Michael Schacht (Auflage 500 Stück).
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KurzinfosDer König der DiebeGesamtbewertung AutorBruno Faidutti, Michael Schacht VerlagEurogames DescartesErscheinungsjahr2001 Spieleranzahl3 - 6 Dauerca. 30 Min. Alterab 12 Jahren Preisca. 15 € Auszeichnungenà la carte: Kartenspielpreis der Zeitschrift Fairplay 2002 - 4. Platz Besucher-WertungSie kennen Der König der Diebe? Wie viele Sterne würden Sie vergeben?
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