Heiratsfähig

Das Spiel für standhafte Junggesellen

Bei so vielen Autoren könnte man meinen, dass das Spiel richtig gute Ideen hat oder zumindest ausgiebig getestet wurde. Beides anzunehmen stellte sich allerdings als Fehler heraus. Im Grunde ist das Spiel ein Last-Man-Standing Spiel, das heißt, alle fliegen raus, bis nur noch ein Spieler übrig ist, der dann auch noch gewonnen hat.

Wie der Titel vermuten lässt, geht es um das Junggesellenleben und wie man am besten ein solcher bleibt. Es gibt vier verschiedene Kartenarten, die sich in zwei Stapel stapeln. Jeder Spieler bekommt 5 Karten, die sich in Ausrede und Beeinflussung aufteilen. Im anderen Stapel liegen Ereignisse und Verpflichtungen. Wer an der Reihe ist, nimmt zwei Karten und deckt eine Verpflichtung auf. Ist es ein Ereignis, diese liegen ja mit in diesem Stapel, liest man den Text vor und befolgt ihn, zum Beispiel, alle Spieler geben ihre Karten nach links weiter. Danach deckt man eine weitere Karte auf, bis man eine Verpflichtung erwischt. Diese gibt an, wie viele Ausreden ein Spieler legen muss, damit er an ihr vorbeischrammt. Zum Beispiel 7. Dann muss ich Ausredekarten mit dem gesamten Wert 7 spielen. Meinen es meine Mitspieler gut mit mir, dann spielen sie Beeinflussungskarten zu der Verpflichtung und erhöhen so deren Wert. Schaffe ich es trotz aller Hinterlist die Karten abzuwehren, ist der nächste Spieler an der Reihe. Er nimmt nun meine Verpflichtung und deckt eine weitere vom Stapel auf. Nun muss er sich gegen das doppelte Ungemach verteidigen. Gelingt auch ihm dies, so liegen vor dem dritten Spieler dann drei Verpflichtungen und so weiter. Schafft man es nicht sich zu wehren, muss man die Verpflichtung offen vor sich auslegen. Wer Verpflichtungen im Wert von 30 Punkten gesammelt hat, scheidet aus.
Es gewinnt, wer zuletzt noch standhaft bleiben konnte.

Heiratsfähig ist sicherlich kein Spiel für Jedermann. In der Kneipe mag es eine lustige Abwechslung zu den bekannten Kneipenspielen sein, ansonsten hat man wenig Spaß damit. Wer in einer Runde die Verpflichtungen nehmen darf hängt einzig und allein von den Handkarten ab. Manchmal kann man sich schon darauf einstellen, dass die Karten bei einem selbst liegen bleiben. Besonders dann, wenn man kaum noch Karten auf der Hand hält. Uns kam das Spiel noch nicht ausgereift vor, da es zu statisch ist. Karten nehmen, aufdecken, verteidigen, nächster Spieler. Auch die Anleitung hätte ein wenig mehr Sorgfalt vertragen können; vielleicht hätten die Autoren weniger auf Witz als auf Inhalt achten sollen. Es wird zum Beispiel nicht klar, was mit den abgewehrten Verpflichtungen passiert. Das einzig sinnvolle ist eben sie weiter zu geben, aber darüber schweigt sich die Anleitung aus.
Auch die Grafiken sind Geschmackssache. Wer Spiele wie Graskönig, Tönder Tarot oder andere Klein- und Kleinstverlagspiele mag, wird sich auch an dieser Grafik nicht stören. Der Witz der Bilder ist so na ja, mal ganz nett, mal eben nicht. Aber auch das mag der Einzelne für sich entscheiden.
Dennoch bleibt das Gefühl bestehen, dieses Spiel nicht noch einmal spielen zu wollen. Nebenbei: in keiner Runde wollten es meine Mitspieler zu Ende spielen, da es sie, die Wahrheit tut nun mal weh, langweilte. Wer schon immer der Meinung war, dass meine lieben Mitspieler eh keinen Schimmer haben, sollte also zugreifen.

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