Wüstenkönige

Wüstenkönige - Brettspiel, Aufdeckspiel von Eva Maria Tobies, Hendrik Nicola Jenzowsky

Auf Kamelsrappen

Spiele sind wie Pralinenschachteln. Nicht immer bekommt man das, was man möchte, aber anderen scheint es zu schmecken.
Wüstenkönige ist so eine Pralinenschachtel. Man öffnet sie, ist zuerst erstaunt ob der Vielfalt, erfreut sich an den bunten Würfeln und dem, für einen Kleinverlag, wirklich gutem Material. Dann aber spielt man das Spiel und stellt leider schnell fest, dass es sich ständig wiederholt, wie ein Kratzer auf einer Langspielplatte. Sicherlich ist das Spiel kein schlechtes welches, aber den Vielspieler mag es nicht begeistern.
Wie gesagt, das Material ist gut, die Anleitung ausführlich und auch die Idee ist schön, aber leider springt der Funke nicht über. Zugegeben, wir sind ein verwöhntes Pack. Wenn man so viele Spiele spielt, schubladisiert man sehr schnell. So auch bei Wüstenkönige. Jan macht die Schublade auf, das Schild zeigt „Langweilig!“ und schnell schnellt sie wieder zu.
So ganz Unrecht hat er nicht. Schnell wiederholt sich, was man schon rundenlang gemacht hat: eventuell eine Karte spielen, Kamel bewegen, eventuell kämpfen und dann die Wüste verändern.

Die Spieler übernehmen die Rolle von, nein, nicht von Wüstenkönigen, jedenfalls nicht im Wortsinne, sondern von Kameltreibern, die Waren aus drei Oasen an den Palast schaffen sollen. Dazu startet man mit vier Kamelen und drei Ereigniskarten im Palast. Der Spielplan besteht aus Hexfeldern, die zu Anfang mit Dünen- oder (Rückseite) Ebenenplättchen bedeckt werden. Wie, ist den Spielern selbst überlassen; so entsteht immer wieder eine neue Startposition.
Bin ich an der Reihe darf ich eine meiner Ereigniskarten ausspielen. Der erste Kritikpunkt. Es gibt einfach zu starke Karten und Karten, die mir wenig Vorteile bringen. Die Karte „Epidemie“ zum Beispiel. Sie rafft alle Kamele einer Oase dahin. Sehr mächtig. „Sie dürfen zwei fremde Kamele vertauschen.“ Nett, aber nicht annähernd so wirkungsvoll.
Danach darf ich meine Kamel insgesamt 6 Felder weit bewegen. Bewege ich sie von gleichem Untergrund zu gleichem Untergrund, kostet mich dies einen Bewegungspunkt. Sind die beiden Felder von unterschiedlichem Grunde, so muss ich zwei Punkte berappen.
Nachdem ich nun meine Kamele bewegt habe, darf ich die Wüste verändern. Klingt gewaltiger als es ist, soll aber das Herzstück des Spieles sein. Kinder werden sicherlich ihre Freude daran haben, aber wer ein kleines bisschen weiter überlegt, wird schnell feststellen, dass es in Mord und Totschlag ausarten kann. Ich darf ein Plättchen umdrehen. Statt auf einer Düne steht das Kamel dann auf einer Ebene. Da wird vielleicht dumm geschaut, aber mehr passiert nicht. Natürlich darf ich auch ein kamelloses Feld umwenden, aber die Kamele schauen so schön doof, da bringt es doch gleich mehr Spaß. Weniger Spaß kommt auf, wenn sich ein Kamel auf einem Talfeld, also auf einem Hexfeld ohne schützenden Sand befindet. Dann kann es von einer Düne einfach überrollt werden. Denn die zweite Möglichkeit die Wüste zu verändern ist es, ein Plättchen zu verschieden. Das Kamel kommt zurück in den Vorrat und eine eventuell vorhandene Ware bleibt unter dem Sand liegen.
Wer nun ein wenig weiter denkt wird schnell merken, dass, sind die Spieler auch nur ein wenig destruktiv angehaucht, es schon bald zu einem Kamelsterben kommt: Immo setzt Sylvias Kamel blank, ich verschütte es. Jan setzt meins oder Immos blank, Sylvia verschüttet es. Sylvia setzt todsicher meins blank und Immo ist so gnädig es zu verschonen...
So wird ein Kreislauf in Gang gesetzt, dem man sich eigentlich nur schwer entziehen kann, wenn man nicht als „Teamspieler“ und „Bussispieler“ beschimpft werden will. Auf diese Weise zieht sich das Spiel in die Länge.
Bis ein Spieler aus allen drei Oasen je eine Ware in den Palast gebracht hat, kann so die angegebenen 90 Minuten schnell überschreiten.

Wüstenkönige - Brettspiel, Aufdeckspiel von Eva Maria Tobies, Hendrik Nicola Jenzowsky Auch wenn sich die Wüste immer wieder verändert und man ein bisschen überlegen muss, welches Kamel man wann und wie bewegt, kommt eigentlich keine richtige taktische Tiefe auf. Meine Optionen sind zu eingeschränkt und die Karten teils zu mächtig.
Neue Karten bekomme ich übrigens immer, wenn: ich eine Oase mit einem Kamel erreiche, ich ein Kamel verliere oder ich eine Ware in den Palast trage.
Um ein wenig Abwechslung ins Spiel zu bringen, dürfen sich die Kamele bekämpfen. So kann ich vielleicht einem meiner Mitspieler eine Ware abluchsen oder ihm gar ein Kamel unter dem Hintern wegklauen.
Was wieder ein wenig ungerecht ist, da der Angreifer im Vorteil ist:
Bei einer „1“ bekommt er das Kamel seines Gegners, bei einer „2, 3“ bekommt er dessen Ware. Bei einer „4“ passiert nichts, die „5“ sorgt dafür, dass man eine Ware verliert, wenn man denn so dumm ist, mit einem beladenen Kamel anzugreifen und bei der „6“ läuft das Kamel über.
Dies ist ein sehr großer Glücksfaktor, der das Spiel noch ein wenig zufallsbetonter macht. Unbelandene Angreifer haben nur bei einer „6“ negative Konsequenzen zu fürchten. Das ist ein wenig mau.
So werden wieder die Spieler bevorteilt, die immer gut würfeln.

Wüstenkönige ist auf keinen Fall etwas für Vielspieler. Leute, die Stunden mit „El Grande“, „Wallenstein“ oder „Imperial“ zubringen, werden sich gelangweilt abwenden (siehe Jan). Spieler, die nicht so häufig spielen, haben sicherlich ihren Spaß, da ihnen der Glücksfaktor nicht übel aufstoßen wird. Durch den variablen Spielplan haben sie immer wieder ein neues Spielerlebnis. Es gibt zwar einige Taktiken, wie mir der Autor schrieb, aber ich denke, dass diese Taktiken sehr selten zur Geltung kommen. Wir sind nicht darauf gekommen, was zum einen an unserer unbändigen Lust liegen mag, Kamele zu verschütten und zum anderen daran, dass die geschilderten Situationen selten eintreffen. So muss man die passende Karte mit der passenden Spielsituation verknüpfen um eine Taktik ins Spiel bringen zu können:


Die Karten "Ladung Verloren" und "Schwangeres Kamel" eignen sich hervorragend um massenweise Kamele zu züchten.

"Ladung Verloren": - Ich gehe in eine Oase - belade und vervielfältige mich - gehe mit einem (beladenen) Kamel einen Schritt raus - Spiele die Karte auf das Kamel - Kann wieder rein gehen und mich erneut beladen und vervielfältigen, da es jetzt nicht mehr beladen ist

"Schwangeres Kamel" spielt man halt einfach auf ein eigenes Kamel vor einer Oase unabhängig vom Ladungszustand.
Natürlich kann diese Karte auch recht sinnvoll sein um einen Angriff zu planen oder ein Feld doch noch voll zu machen.

In beiden Fällen braucht der nachfolgende Spieler nur eine "Epidemie" zu spielen und sechs oder mehr Kamele sind hin. Dafür bekomme ich zwar Karten, aber ich darf maximal 5 auf der Hand halten. Im Spiel zu fünft folgen mir 4 Spieler - einer wird sich erbarmen.

Auch wenn es versteckte Taktiken gibt, wir werden die meisten wohl nie erfahren, da die Lust, das Spiel so oft zu spielen, leider nicht vorhanden ist. Bei dem einen Spieler mehr als bei einem anderen.

Das Spiel kann direkt beim Verlag bestellt werden: Jenzowsky.de

Sie sollten Wüstenkönige kaufen, wenn Sie:
Sie sollten Wüstenkönige nicht kaufen, wenn Sie:
- gerne Spiele mit variablem Spielplan spielen- wenn Sie ABWECHSLUNG groß schreiben
- eher auf Glück stehen, als auf taktische Taktik- Glück beim Würfeln eher nicht kennen
- schon mal Kamele vor einer Apotheke kotzen sehen haben- lieber Kamelpizza essen (übrigens sehr lecker, ehrlich!) als die Wüstenschiffe übers Spielfeld zu schicken
- ein Spiel aus einem Kleinverlag erwerben wollen, das besonders schönes Material hat- sich schnell langweilen und eigentlich schon alles gesehen haben


Strategie / Taktik
Bewertungsstern Bewertungsstern Bewertungsstern
Spiel suchen bei
Spiel suchen bei Ebay
Spiel suchen bei Amazon
Glück / ZufallBewertungsstern Bewertungsstern Bewertungsstern Bewertungsstern
InteraktionBewertungsstern Bewertungsstern Bewertungsstern
Anleitung / MaterialBewertungsstern Bewertungsstern Bewertungsstern Bewertungsstern
SpielspaßBewertungsstern Bewertungsstern BewertungssternBuy Game on
Spiel suchen bei Funagain.com
Preis / LeistungBewertungsstern Bewertungsstern Bewertungsstern

Druckversion        zum Spiele-Forum

Kurzinfos

Wüstenkönige

Gesamtbewertung

Bewertungsstern Bewertungsstern Bewertungsstern

Autor

Eva Maria Tobies, Hendrik Nicola Jenzowsky

Verlag

Jenzowsky Verlag

Erscheinungsjahr

2008

Spieleranzahl

2 - 5

Dauer

ca. 60 - 90 Min.

Alter

ab 10 Jahren

Preis

ca. 34 €

Besucher-Wertung

Sie kennen Wüstenkönige?
Wie viele Sterne würden Sie vergeben?

Error connecting to mysql