Verrat am Hofe des Sultans

Verrat am Hofe des Sultans - Brettspiel von Tom Kremer

Ein turbulentes Spiel für 4!

Die Gestaltung dieses etwas ungewöhnlichen Spiels stimmt in die Spielsituation ein. Ungewöhnlich ist es aus mehreren Gründen:

• Es kann nur von genau 4 Personen gespielt werden.
• Unter diesen wird zwar ein Gewinner ermittelt, nicht aber die Plätze 2 bis 4.
• Die Farben werden den Spielern zugelost.
• Das Spiel kann recht abrupt enden, nämlich sofort wenn jemand das Spielziel (vielleicht sogar überraschend) erreicht.
• Es bietet kommunikative Elemente, die bereits gemäß Spielregel vorsehen, dass sich niemand von ihm Angekündigtes durchführen und sich niemand an von ihm eingegangene Verpflichtungen halten muss.

Die fast nur aus Text bestehenden in schwarz/weiß gestalteten Spielregeln lassen nur wenige Fragen offen, die meisten Anweisungen sind klar und eindeutig formuliert. Auch ein in den Regeln enthaltener Widerspruch lässt sich leicht klären. Diese gut strukturierten Spielregeln geben den Spielern auch manche Tipps mit auf den Weg, die sich als recht hilfreich erweisen.

Zwölf Wesire ringen darum, Nachfolger des Sultans zu werden. Je drei davon werden von einem Spieler geführt. Und zwar an günstige Plätze im Thronsaal oder in 7 umgebende Städte. Dort erhalten sie mit Glück die zum Siegen nötigen Machtkarten. Zum Siegen muss darüber hinaus einer der Wesire auf dem demThron-Favoriten zugeordneten Platz des Thronsaals anwesend sein.

Selbstverständlich gönnt niemand einem anderen den kleinsten Vorteil, aber um dessen bevorstehenden Sieg zu vereiteln müssen mitunter drei gemeinsam gegen den just führenden Spieler agieren. Dass einem anderen Spieler unter bestimmten Umständen eine Machtkarte weggenommen werden kann, ist eine der harmloseren Facetten des Machtgezerres. Einzelne Wesire können ins Verlies geschickt werden, von wo aus sie - sofern sie nicht mittels einer Gnade-Karte den Sultan dazu bewegen können, sie zu begnadigen - früher oder später auf die Insel der Verbannung weitergereicht werden, wo sie bis zum Spielende keine Rolle mehr spielen. Das vermindert die Machtbasis des betroffenen Spielers spürbar.

Verrat! - Brettspiel von Tom Kremer Bei Abstimmungen am Hofe hat jeder Wesir eine andere Stimmenzahl, aber nach jeder Runde ändert sie sich - es können somit keine Machtpositionen zementiert werden. Auch dieses Spiel bietet ein variables Element: Welche Stimmenzahl welchem Platz am Hof des Sultans zugeordnet ist, wird vor jedem Spiel per Zufall bestimmt.

Das Spiel lässt Raum sowohl für menschliche Bosheit und - wer's mag - fürs Nachtragen als auch für temporäre Bündnisse. Es fordert ein gewisses Maß sowohl an strategischen Überlegungen als auch an Verhandlungskunst und taktischer Finesse. Es bietet dadurch manche Überraschung, dass die Spieler die meisten ihrer Aktionen zugleich und geheim planen und sie erst danach durchführen, wobei sie sich durchaus immer wieder teils ungewollt in die Quere kommen können.

Die Aktionen der Spieler bieten Anlass zu je nach ihrem Temperament mehr oder weniger munteren - äh, Absprachen. Der Untertitel "Ein turbulentes Spiel für 4" würde wohl in erster Linie erreicht werden, wenn - was in der Proberunde nicht der Fall war - mindestens zwei Hitzköpfe mitspielen. Diese könnten allerdings auf Wunsch mittels einer Sanduhr dazu bewegt werden, ihren Diskussionsbedarf binnen 60 Sekunden zu befriedigen.

Das Spiel ist nicht zu komplex, die Spielregel mit angemessenem Aufwand zu lernen, die angegebene Spieldauer ist realistisch. Der Spielspaß wurde von den TeilnehmerInnen der Proberunde als mittelmäßig empfunden, was aber beim ersten Spiel nach dem Kennenlernen der Spielregeln wohl eher normal ist. Lust auf einen zweiten Durchgang trat nur bei einigen auf. Dieses Spiel erfordert eine große Portion Misstrauen, und für wen Machtgier, Egoismus, Lügen, Gemeinheiten und Verrat keine Fremdworte sind, hat Vorteile. Wer Spaß am spielerischen Ausleben solcher Abgründe menschlicher Veranlagung daran hat, ist mit diesem übersichtlichen und mit reichlich Interaktion verbundenen Spiel gut beraten.

Dirk Bake

Sie sollten Verrat am Hofe des Sultans kaufen, wenn Sie:
Sie sollten Verrat am Hofe des Sultans nicht kaufen, wenn Sie:
- Lust auf Machtgezerre und aufs Ausleben der dafür nötigen im richtigen Leben oft verpönten menschlichen Abgründe haben- Wert auf eher komplexe und lang dauernde Spiele legen
- nach vergleichsweise kurzem Regelstudium mit dem Spielen beginnen möchten- Wert auf Harmonie als Grundtendenz der Kommunikation legen
- mal ein nicht abendfüllendes Spiel für Zwischendurch erwerben wollen, bei dem es in nicht unerheblichem Maße darauf ankommt, seine Mitspieler zu durchschauen- Wert darauf legen, dass unter den Nichtgewinnenden eine Platzierungs-Reihenfolge erkennbar wird


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Kurzinfos

Verrat am Hofe des Sultans

Gesamtbewertung

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Autor

Tom Kremer

Verlag

Winning Moves

Erscheinungsjahr

1999

Spieleranzahl

4 - 4

Dauer

ca. 45 - 60 Min.

Alter

ab 12 Jahren

Preis

ca. 25 €

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