Vasco da Gama

Vasco da Gama - Brettspiel, Handelspiel, Aufbauspiel, Schifffahrtspiel von Paolo Mori

Die sichere Route nach Indien!

Dieses Spiel berscherte mir die bisher negativste, schlechteste und grausigste Spieleerfahrung, die ich je hatte. Nicht, weil ich nicht gewonnen hätte, hatte ich bestimmt nicht, aber das war es nicht, nein, es waren die Regeln. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Eigentlich sind die Regeln gut und verständlich geschrieben und mit einem kleinen Bisschen Willen sie auch verstehen zu wollen, kommt man durchaus in die Lage, das Spiel spielen zu können, ohne viel falsch zu machen. In unserem Fall aber, kam es zu Debatten, die fast den Spielabbruch zur Folge hatten.
Dass wir es dann noch einmal in gleicher Besetzung gespielt haben, liegt sicherlich sowohl an der Güte des Spieles, als auch daran, dass sich Menschen ändern können und an solchen Problemen wachsen. Was das eigentlich Problem war, kann eigentlich keiner mehr genau sagen (außer Joachim, dem es sich ins Hirn eingebrannt hat), aber dass wir die normale Spielzeit von maximal 2 Stunden auf fast vier erweiterten, spricht für sich.
Mittlerweile entbrannte eine weitere Debatte um das Spiel, nämlich ob es nicht sogar 6 Sterne verdient hätte. Leider herrscht da noch ein wenig Uneinigkeit, aber 5 Sterne sind ja auch nicht zu verachten und Vasco da Gama zählt sicherlich zu den besten seines Jahrgangs.

Als Sehfahrer liegt es an den Spielern, einen Seeweg nach Indien zu finden. Oder besser: einen sicheren Seeweg zu finden. Dazu muss man eine Mannschaft haben, einen Kapitän anheuern, natürlich ein Schiff kaufen und über das nötige Kleingeld und / oder die Hilfe einflussreicher Persönlichkeiten verfügen. All das will zusammengesammelt werden, bevor ein Schiff sich auf den Weg machen kann. Der Mechanismus, der dabei rausgekommen ist, ist genial. Das Spiel kommt nahezu ohne Glück aus, nur ein wenig Zufall und die Aktionen der anderen Spieler können meinen Zug beeinflussen; und natürlich, wie klug ich meine Ressourcen aufteile und wie ich den Zug als solchen plane.

Aktionen werden in diesem Spiel nicht einfach nacheinander abgearbeitet, wie bei den meisten Spielen, auch werden die Aktionen nicht versteigert, sondern sie werden gekauft. Die Aktion an sich wird dabei nicht bezahlt, sondern die Position wann in der Runde ich eine der Aktionen ausführen darf. Aber auch da kommt es manchmal anders als gedacht...
In der Mitte des Spielplanes gibt es 20 Zahlensteine. Ein weiterer, kleinerer und weißer Stein gibt an, ab welcher Zahl ich dafür bezahlen muss. Angenommen der Stein liegt bei der 10. Dann kostet mich die 8 zwei Escudos. Die 1 würde neun Escudos kosten. Wenn es denn mal so wäre! Je Runde wird eine verdeckte Karte aufgedeckt und der Preis angepasst. Dabei kann der Marker bis zu drei Felder/Zahlen nach oben oder unten gehen. Man weiß also nie genau, auf was man sich einlässt, wenn man kleinere Zahlen belegt. Aber kleinere Zahlen und größerer finanzieller Aufwand gepaart mit ein wenig Risikobereitschaft bedeuten, dass man früher am Zug ist. Und das kann mitunter sehr wichtig sein.
Da jeder Spieler nur über 4 Aktionsscheiben verfügt, muss man sich gut überlegen welche der Aktionen man ausführen will. Folgende gibt es:

Ein Schiff kaufen:
Es liegen sieben Schiffe aus. Eines davon kann ich für Geld schon mit Mannschaft bestückt kaufen, die anderen darf ich mir kostenlos nehmen, muss jedoch später noch eine Mannschaft zusammen bekommen, damit ich das Schiff auch losschicken kann. Jedes Schiff, egal ob gekauft oder genommen, braucht natürlich auch noch einen Kapitän. Den bekommt man aber mit einer anderen Aktion.

Mannschaft anheuern und Kapitän kaufen:
Es gibt vier verschiedene Angebote, aus denen ich wählen darf. Auf jedem befinden sich fünf Figuren (Mannschaftsmitglieder) in bis zu vier unterschiedlichen Farben. Nehme ich alle Figuren einer Farbe aus einem Angebot, kostet mich das 1 Escudo. Zwei Farben kosten 3 Escudos, drei 6 Escudos und vier Farben kosten 10 Escudos. Die Anzahl an Figuren ist hierbei egal. Will ich keine Seemänner nehmen, kann ich mir einen Kapitän kostenlos nehmen. Ansonsten zahle ich für ihn die Anzahl an Seemännern mal einen Escudo. Da die Schiffe immer eine unterschiedlich große Anzahl an Seefahrern und gleichzeitig unterschiedliche Farben benötigen, muss ich immer für genügend Nachschub in verschiedenen Farben sorgen. Sonst kann es sein, dass ich zwar genügend Leute habe, aber trotzdem nicht ablegen kann, weil sie alle die selbe Farbe haben.

Ein Schiff losschicken
Im oberen linken Bereich des Spielfeldes kann ich meine Schiffe losschicken. Ich muss immer darauf achten, dass die Zahl, die auf meinem Schiff gleich oder kleiner ist, als die Zahl auf dem Hafenfeld. Schiffe bringen mir später Punkte, und sie geben mir auch, solange sie sich auf dem Plan befinden einen Vorteil, wenn denn dieser auf dem Schifsplättchen zu sehen ist. Zum Beispiel bekommt man Gold oder Siegpunkte. Einen einmaligen Vorteil bekomme ich, wenn ich das Schiff zu Wasser lasse, entweder einen Kapitän oder auch Geld. Ist eine Reihe voll, werden die Schiffe nach oben verschoben; oben bedeutet in der Regel auch mehr Punkte, aber sie können nur verschoben werden, wenn die Zahl auf dem Schiff sich auch wieder in dem höheren Hafen wiederfinden lässt. Andere Schiffe kommen dann aus dem Spiel.

Die Gunst einer wichtigen Person bekommen
Es gibt vier Personen- und zwei Geldfelder. Der Missionar gibt mir einen weißen Seemann, den ich brauchen kann, um bei den Schiffen die Zahl der unterschiedlichen Crewmitglieder zu erfüllen. Der Händler gibt mir eines der Handelsschiffe, die auf seinem Feld liegen. Dieses muss sofort eingesetzt werden und bringt mir den Vorteil des Hafens. Bartolomeu Dias gibt dem Spieler das Recht Startspieler zu sein und sorgt außerdem dafür, dass man 2 Siegpunkte bekommt. Als letzen gibt es noch den König, auf dessen Feld zwei Spieler setzen können. Sie bekommen eine weitere Aktion. Die Vorteile werden immer am Anfang vergeben, oder sofort, so hat man sie immer eine Runde lang.
Die Geldfelder sind eher unspektakulär, sie geben einfach nur Geld. Wie viel, hängt immer von der Karte ab, die zu Beginn aufgedeckt wurde.
Vasco da Gama -Aufbauspiel von What's your game?
Im großen und ganzen ist dies schon das ganze Spiel. Stets muss man sein Geld im Auge behalten, da die Aktionen, die man gewählt hat eventuell teuerer werden, als geplant. Ohne Kapitän kann ich nicht losfahren, ohne Crew sowieso nicht. Es ist also sehr wichtig seine Züge, die ja chronologisch abgearbeitet werden, gut zu planen. Lege ich eine niedrigere Nummer auf das Einsetzen der Schiffe, bekomme aber erst später das Schiff, dann war die Aktion verschenkt. Dabei ist es immer wichtig auch die Aktionen und Wünsche der anderen Spieler nicht zu vergessen, denn wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Das erste Spiel ist eigentlich immer ein Probespiel. Bis man die Feinheiten raus hat, können schon einige Spiele vergehen. Aber das macht ein Ausnahmespiel auch aus. Ich kaufe es ja, weil ich einige Zeit mit dem Spiel verbringen will und nicht, um es nur einmal zu spielen, vorher noch es auf Vollständigkeit zu überprüfen und es dann im Regal neben meinen anderen tausend Spielen verstauben zu lassen. Hat man das Spiel aber erst einmal gespielt und sind alle Unklarheiten bereinigt, kann es relativ schnell erklärt werden, auch wenn die Tiefe und die Kombinierbarkeit der Aktionen selbst herausgefunden werden müssen.
Aber auch das ist etwas, was Vasco da Gama sehr gut macht. Schnelle Einführung in die Regel von einem, der das Spiel schon mal gespielt hat, ohne ihm allerdings zu viele Vorteile zu geben. Je öfter ich es spiele, desto besser weiß ich natürlich welche Aktionen wann die besten sind, aber da immer wieder andere Spieler mitspielen, kann ich meine Taktik nicht unbedingt durchziehen und bin immer auch auf die Aktionen und Reaktionen der anderen angewiesen.
Was noch hinzukommt, man kann den anderen Spielern nicht mit Absicht allzu viel vermiesen. Ich kann zwar früher an die Reihe kommen als Joachim und ihm so ein wichtiges Feld belegen, aber in der Regel gibt es genügend Ausweichmöglichkeiten, um dennoch seinen Zug zu beenden. Nicht immer so, wie man es sich geplant hatte, aber immerhin erlebt man selten einen Totalverlust. Dies ist eher auf die eigene Unachtsamkeit zurückzuführen.

Vasco da Gama ist ein herausragendes Spiel, das einige sehr schöne neue Mechanismen einführt. Besonders die Verteilung der Aktionen hat uns gefallen und so hoffen wir, diesen Mechanismus auch in anderen Spielen mal wieder zu finden. Das Material ist sehr gut, das Spielgeschehen kommt ohne Glück aus und auch die Regel ist, wenn man sie richtig liest durchaus verständlich und eindeutig. Besonders die schenlle Einführung durch einen kundigen Spieler hat uns angesprochen.

Sie sollten Vasco da Gama kaufen, wenn Sie:
Sie sollten Vasco da Gama nicht kaufen, wenn Sie:
- gerne komplexe aber nicht überfordernde Spiele spielen- von komplexen Spielen überfordert sind
- interessante Mischungen an Mechanismen mögen- sich schon beim Regelerklären in die Haare kriegen (dauert länger und ist nicht immer klar)
- sich auf Spiele konzentrieren können, ohne ständig E-Mails abzurufen- ein schlechtes Timing haben


Strategie / Taktik
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Kurzinfos

Vasco da Gama

Gesamtbewertung

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Autor

Paolo Mori

Verlag

What's your game?

Erscheinungsjahr

2009

Spieleranzahl

3 - 4

Dauer

ca. 90 - 120 Min.

Alter

ab 12 Jahren

Preis

ca. 32 €

Auszeichnungen

2. Platz Deutscher Spielepreis 2010

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