Tante Tarantel

Tante Tarantel - Kinderspiel, Fangenspiel von Doris Matthäus & Frank Nestel

Nicht ins Netz gehen

Wenn man ein altes Spiel nach langer Zeit mal wieder hervorholt, dann merkt man am ehesten, dass sich die Welt weiter gedreht hat. Grafik und Spielmechanismus sind nicht mehr taufrisch und auch die Anleitung würde heute nicht mehr so geschrieben sein. Dennoch bringt das Spiel Spaß, die Idee wirkt immer noch unverbraucht und an der Grafik stört man sich auch nicht sehr lange.
Was aber der kritische Rezensent kritisieren muss, ist zuerst einmal der Titel: Tante Tarantel und im Hintergrund sieht man ein Netz. Wenn ich meiner Encarta vertrauen darf, und ich denke, das darf ich, dann muss ich leider sagen, dass meine Befüchtung sich bewahrheitet: Taranteln leben in Höhlen und erlegen ihre Beute mit kunstvollen Sprüngen. Sie bauen aber keine Netzte!
Zum zweiten muss man sich über das Spielprinzip wundern; heute würde so ein brutales Spiel gar nicht mehr erscheinen dürfen, wo doch Killerspieler überall lauern. Wenn ich an Tante denke, denke ich an ein positiv besetztes Wort. Meine Tante ist nett, auch die Tanten meiner Frau sind nett und meine damalige Kindergärtnerin, die ich vertraut Tante nennen durfte, ist auch nett. Vielleicht ist aus dem ist schon ein war geworden, wir wollen es nicht hoffen. Aber diese Tante hier, die Tante Tarantel, die ist ganz und gar nicht nett. Sie, und jetzt halten Sie sich fest, sie frisst Käfer! Und zwar die Käfer der Spieler! Hoffentlich sind das keine Käferkinder, dann würde Beckstein aber mit allem zuschlagen, was der moderne Staat zu bieten hat. Sie sehen mich zu Recht entsetzt!
Aber mal wieder etwas auf den Boden der Tatsachen zurück kommen. Tante Tarantel stammt aus der Zeit, als man solche Sachen noch machen durfte und solch ein harmloses Kinderspiel ab 10 Jahren war.
Die Spieler bekommen Pöppelkäfer, die sie zum Loch im Netz, das sich Tante Tarantel von Kusine Kreuzspinne geliehen hatte, aufgehängt hat. Wenn ich an andere Namen denke, kommen dabei auch keine so süßen Namen bei raus, daher ist das schon in Ordnung. Oder was hielten Sie von "Bruder Brückenkreuzspinne", Vater Fettspinne", "Schwester Schilradspinne" oder "Großvater Glanzkrabbenspinne"? Ich auch nichts. Also weiter im Text. Das Spielfeld ist ein Netz, das wie eine Spirale nach innen läuft. Die Spinne, die auch viel zu schwer für ein Netz ist, startet auf ihrem Feld und schaut in eine Richtung. Die Spielerpöppel starten alle auf dem Startfeld. Wer an der Reihe ist, wirft einen Würfel, dessen Augen zwei Funktionen haben: sie geben an, wie weit die Tante in die Blickrichtung läuft und dazu noch eine Zusatzfunktion ausführt:
1 , 2 : Sie geht ein Feld nach innen
3 : Sie wendet
4 : Sie geht ein Feld nach außen
5, 6 : nichts

Danach darf ich einen meiner Pöppel genau ein Feld weit bewegen.
Wenn Spieler es schaffen das Loch zu erreichen, dann wird die Tarantel fuchsteufelwild und der Tarantelmarker geht ein Feld nach oben. Auch wenn sie einen Käfer erwischt, der sich im Netz ihrer Kusine verfangen hat, ist sie sauer. Sobald dies viermal passiert ist - das Entkommen nur einmal solange noch keine vier Käfer gefangen wurden - ist die Tante richtig sauer und rennt wie von einer wilden Tarantel gestochen - Taranteln beißen - also wie von der wilden Tarantel gebissen auf dem Netz umher. Zuerst bekommt sie nur +1 auf ihren Würfelwurf, dann +2 bis +6.
Zunächst werden die Käfer aber verwarnt und starten draußen wieder. Ist sie richtig sauer, wird gefressen (so hat Joachim es "vorgelesen" - ein eigenes Regelstudium konnte von dieser grausigen Regel nichts entdecken).
Auf den grünen Feldern des Netzes können so viele Käfer stehen, wie wollen. Auf den blauen Feldern darf nur ein Käfer stehen. Bewegt sich ein Käfer auf ein besetztes blaues Feld, dann schiebt er den anderen Käfer in Laufrichtung ein Feld weiter. Sollte dort auch ein Käfer stehen, ereilt ihn das gleiche Schicksal.
Geflohene Käfer kommen auf die Punkteliste, so bekommt man 6 Punkte wenn man fliehen konnte, bevor die Tante vier Verwarnungen ausprechen musste. Der nächste bekommt 4 Punkte, dann 5, 7, 3, 6, 4, 5, 7, 9, 11. Wenn Käfer gefressen werden, eigentlich werden sie nicht gefressen, aber das klingt dramatischer, kommen sie aus dem Spiel und die Tante zieht weiter, ohne dass die Punkte neben ihr vergeben werden.
Sobald der Ich-bin-aber-sauer-Anzeiger die 11 erreicht hat, ist das Spiel zu Ende und die Spieler zählen ihre Punkte. Wer die meisten hat, gewinnt!

Tante Tarantel ist ein sehr süßes Kinderspiel, wenn man mal die Zugabe von Joachim vergisst. Und auch die Fakten über Taranteln... Allerdings ist es auch recht willkürlich, da man selten voraussehen kann, in welche Richtung die Tante läuft. Das macht aber wiederum eigentlich nichts, denn auch MauMau und UNO sind schwer vorhersehbar machen trotzdem Spaß.
Wer das Spiel sein Eigen nennt und Kinder hat, Glück gehabt. Es lohnt sich auf jeden Fall es mal wieder hervorzuholen, auch in einer Runde mit Erwachsenen. Süß!

Für Spiele, die es nicht mehr im Laden zu kaufen gibt, vergeben wir keine Preis/Leistungsnote mehr, da man nicht sagen kann, wie viel es auf Flohmärkten oder bei Ebay kosten wird. Der Preis von damals 40 Mark wäre heute aber angemessen.

Sie sollten Tante Tarantel kaufen, wenn Sie:
Sie sollten Tante Tarantel nicht kaufen, wenn Sie:
- Kinder haben- keine Kinder haben
- nicht alles so kritisch hinterfragen- sich vor Spinnen ekeln
- nette Spiele mit süßer Grafik mögen- nur moderne Spiele spielen wollen
- auch ein Spiel "Kusine Kreuzspinne" gekauft hätten


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Kurzinfos

Tante Tarantel

Gesamtbewertung

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Autor

Doris Matthäus & Frank Nestel

Verlag

Spiele von Doris und Frank

Erscheinungsjahr

1991

Spieleranzahl

3 - 5

Dauer

ca. 20 - 30 Min.

Alter

ab 10 Jahren

Preis

Nicht mehr erhältlich

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