| RialtoMit Brücken und Gondeln zum ZielWarum heißen Spiele eigentlich wie sie heißen? Rialto könnte auch Canale Grande, Venezia oder Gondoliere heißen, am Spiel selbst würde sich nichts ändern. Denn wer meint, dass mit dem Namen auch eine Aufgabe an die Spieler daherkommt, der irrt. Aber das ist nichts Neues, oftmals verheißen die Namen der Spiele Exotisches, nur um am Ende ein eher durchschnittliches Spiel zu sein, das nun mal gerade hier oder dort spielt.
Worauf einen Rialto aber hinweist, ist Venedig. Wieder einmal verschlägt es uns Spieler also in diese herrliche Hafen- und Lagunenstadt im Norden Italiens. Wie oft haben wir hier schon Brücken gebaut, Kanäle angelegt oder Gondeln durch die selbigen geführt? Unzählige Male. Böte sich da nicht einmal eine andere Stadt an? Vielleicht Istanbul oder Budapest? Prag oder Kopenhagen? Vielleicht. Aber warum in das Unbekannte schweifen, wenn das Bekannte liegt so nah? Venedig funktioniert, Venedig kennt man und Venedig sells. Also wiedermal ein Spiel in Venedig.
Auch wenn der Schauplatz unseres vorliegenden Spieles nicht gerade neu oder überraschend ist, so können wir dem Spiel dennoch etwas abgewinnen. Und dieses Etwas ist nicht einmal gering. Das große Manko am Spiel ist das Fehlen von Übersichtskarten, die sich eigentlich jeder Mitspieler gewüscht hätte. Nicht, dass man ohne sie nicht spielen könnte, aber es kamen doch immer wieder sehr viele Fragen zu den Funktionen der Gebäude und - besonders - nach den Mehrheitenboni der verschiedenen Aktionen. Bitte nachbessern!
Der Spielplan zeigt Venedig, das bisher ohne Brücken zwischen den sechs Stadtteilen auskommen muss. Diese, sowie Gondeln, können im Verlauf des Spieles gelegt werden und so die einzelnen Stadtteile wertvoller machen, denn eine Brücke, die zwei Teile verbindet, gibt jedem der Teile Punkte, die es am Ende bei der Mehrheitenauflösung zu bekommen gilt.
Je nach Spielerzahl werden Reihen mit sechs Karten offen neben den Spielplan gelegt. Es liegt immer eine Reihe mehr aus, als Spieler teilnehmen. Der Spielerreihenfolge nach dürfen die Spieler sich eine Reihe nehmen. Es gibt sechs verschiedene Karten und einen Joker. Der Joker kann zusammen mit einer Karte als eine zweite dieser Art gespielt werden, oder man legt zwei Joker, wenn man keine Karte einer Art besitzt, deren Funktion aber nutzen möchte.
Nachdem man sich eine Reihe genommen hat, bekommt man noch zwei Karten vom Stapel. Mit diesen acht Karten wird das Spiel begonnen, wobei das Handkartenlimit bei sieben liegt, man also eine Karte abwerfen muss. Danach geht es mit den sechs Aktionen los, die immer in der gleichen Reihenfolge abgearbeitet werden:
Die Dogenkarten: Reihum spielen die Spieler so viele Dogenkarten aus, wie sie wollen. Je Dogenkarte geht der eigene Marker auf der Dogenleiste ein Feld vor. Diese Leiste bestimmt die Spielreihenfolge, die immer aktuell umgesetzt wird. Wer die meisten Karten gespielt hat, bekommt einen Mehrheitenbonus. In diesem Fall darf man ein Extrafeld voran gehen. Der Spieler, der jeweils den Bonus bekommt, muss in der nächsten Runde mit Ausspielen anfangen. Sollte niemand eine Karte gespielt haben, bleibt der aktuelle Startspieler Startspieler
Die Goldkarten: Pro Karte, die man selbst spielt, bekommt man ein Gold. Wer am meisten Karten ausspielt, bekommt ein weiteres Gold. Sollte Gleichstand beim Ausspielen der Karten herrschen, bekommt immer der Spieler den Bonus, der auf der Dogenleiste weiter vorne steht.
Die Gebäudekarten: Mit diesen Karten darf man eines der zwölf Gebäude bauen. Spiele ich nur eine Karte, darf ich nur 1er Gebäude erwerben. Spiele ich vier Karten, kann ich auch die guten, 4er Gebäude errichten. Sollte ich mehr als 4 Karten spielen, darf ich mir auch ein weiteres Gebäude nehmen. Als Bonus gibt es hier einen weiteren Baupunkt.
Die Brückenkarten: Pro Brückenkarte bekommt der Spieler einen Punkt. Wer keine Karte spielt, verliert einen Punkt. Der Spieler mit den meisten Brücken darf eine Brücke legen und so zwei Stadtteile verbinden. Die Brücken haben unterschiedliche Werte, man nimmt aber immer die oberste. Außerdem bekommt man noch einen Extrapunkt.
Die Gondelkarten: Hier bekomme ich für jede Gondel einen Ratsherren aus dem allgemeinen Vorrat. Der Bonus ist es, eine Gondel einzusetzen, funktionieren wie die Brücken, und zusätzlich einen Ratsherren aus dem allgemeinen Vorrat in einen der angrenzenden Stadtteile zu stellen.
Die Ratsherrenkarten: Entsprechend der Anzahl der Karten darf ich Ratsherren aus meinem persönlichen Vorrat in den Stadtteil bringen. Als Bonus gibt es einen Ratsherren oben drauf.
Die Karten sind nur die eine Hälfte des Spieles, die Gebäude sind die andere. Es gibt drei Arten von Gebäuden: Diejenigen, die ich in Phase I spielen kann, diejenigen für Phase II und die, die in Phase III helfen können. Die ersten sind grün, die zweiten gelb und die dritten blau. Je Gruppe gibt es vier unterschiedliche Gebäude, die 1 bis 4 Baukarten erfordern.
Will ich in der ersten Phase, die Phase, in der man die Karten nimmt, eines meiner grünen Gebäude nutzen, lege ich eine Münze auf das Gebäude und erhalte den Vorteil. Die grünen Gebäude erhöhen das Handkartenlimit und/oder sie erlauben es 3 zusätzliche Karten zu ziehen. Man darf aber auch am Ende der Aufnahmephase eine der ausliegenden Karten wählen. Es ist schon sehr wichtig viele Karten auf der Hand zu haben, denn nur so kann man seine Träume verwirklichen. Je Stufe (1-4) geben die Häuser am Ende des Spieles noch Siegpunkte.
Die gelben Häuser sind in der zweiten Phase zu nutzen. Sie erlauben es in den sechs Kartenphasen die Geschicke zu manipulieren. So kann ich beim Ausspielen abwarten, eine Karte in eine andere ändern, einen extra Joker erhalten oder sogar eine Karte in zwei andere Karten verändern. Diese Aktion ist wirklich sehr hilfreich, denn auch wenn ich einmal zum Beispiel keine Gondel habe, kann ich auf diese Weise zwei Gondeln spielen. Ich muss nicht, wie beim Joker, eine der gewünschten Karten besitzen.
Die blauen Häuser dürfen nach der letzten Kartenaktion benutzt werden. Sie geben Siegpunkte oder bringen meinen Dogenstein voran. Mit der 1er Karte kann ich auch Gebäude verbessern. Dazu gebe ich ein Gebäude weg und erhalte eines der selben Farbe, aber um einen Punkt besser. Auch bei den blauen und gelben Häusern kosten die Aktionen je eine Goldmünze und sind somit nur einmal in den sechs Runden zu benutzen!
Im allerersten Spiel haben wir überlesen, dass alle Gebäude Geld kosten, da diese Information nur auf der letzten Seite bei der Erklärung der Gebäude zu finden ist, was sie leicht zu überlesen macht (okay, auch noch in einem Beispiel, aber wer liest schon Beispiele? Und kurz bei der Übersicht der Phasen, aber auch hier blättert man schnell weiter, denn diese werden ja noch ausführlich beschrieben, wenn auch ohne diese wichtige Regel noch einmal zu wiederholen). Das Spiel war dann so naja, einige Spieler hatten einfach zu viele Karten auf der Hand und konnten ihre gelben Gebäude viel zu oft nutzen, ohne sich um Goldnachschub zu kümmern.
Insgesamt fanden wir die Regel nicht sehr gut strukturiert und nicht allzu deutlich geschrieben. Wenn man so viele gute Regeln gelesen hat wie wir, beginnt man auch die nicht so guten wortwörtlich zu nehmen und manche Erklärungen zu übersehen, wenn sie nur beiläufig, sozusagen, im Anhang, erklärt werden. Auch der Satz "Jeder Spieler erhält pro ausgespielter Karte 1 Goldmünze" rief Diskussionen hervor. Für jede eigene Karte? Oder für jede Karte? Logisch ist ersteres, aber muss es immer logisch sein?
Das Spiel wurde bei den folgenden Runden besser, da nun ein Goldmangel herrschte und man nicht einfach so seine Gebäude nutzen konnte, wie es einem gerade passte. Nun hieß es überlegen, welche Karten man behalten wollte und welche Gebäude in welcher Phase zu nutzen waren. Genau dies macht den Reiz aus: welche der Reihen nehme ich? Was kann ich mit meinen Gebäuden kompensieren und auf welche Aktion muss ich diese Runde verzichten? Wenn es mir einmal nicht gelingt Ratsherren ins Spiel und damit in den Stadtteil zu bekommen, gibt es später nur noch die Möglichkeit dies mit Gondelplättchen zu erreichen. Wem es gelingt zuerst je mindestens einen Ratsherren in die drei blauen oder die drei gelben Stadttteile zu bekommen, erhält 5 Sondersiegpunkte.
Am Ende kommt die Wertung, bei der für jeden Stadtteil ermittelt wird, wie viel Punkte er Wert ist. Dabei addieren sich alle Gondeln und Brücken, die an diesen Teil grenzen. Der Spieler mit den meisten Ratsherren bekommt die volle Punktzahl, die nachfolgenden je die aufgerundete Hälfte. Bei Gleichstand entscheidet wieder die Dogenleiste.
Wäre die Regel besser geschrieben, hätten wir schon früher mehr Spaß an dem Spiel gehabt. Es ist sicherlich kein typischer Feld, wenn man sich Bora Bora oder auch Trajan anschaut, aber seine Mechanismen greifen und am Ende weiß man oft, warum man verloren oder gewonnen hat. Ein bisschen zuviel Glück ist manchem sicherlich vorhanden, aber durch die Gebäude kann man so manchen Mangel an Aktionskarten wieder wettmachen. Das Material ist gut, die Karten überleben sicherlich die eine oder andere Partie und wenn man die Regeln erst einmal gründlich und dreimal gelesen hat, sind sicherlich auch alle Fragen beantwortet.
Sie sollten Rialto kaufen, wenn Sie: | Sie sollten Rialto nicht kaufen, wenn Sie: | - gerne Spiele spielen, bei denen Karten wichtig sind | - Mangelspiele nicht mögen | - gerne Spiele spielen, bei denen man Mehrheiten erreichen muss | - sich stets nur schwer entscheiden können, was Sie tun wollen | - gerne Spiele spielen, die nicht zu komplex, aber auch nicht zu simpel sind | - lieber Arbeiter einsetzen, als Karten auszuspielen | | | | | | |
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KurzinfosRialtoGesamtbewertung AutorStefan Feld VerlagPegasus SpieleErscheinungsjahr2013 Spieleranzahl2 - 5 Dauerca. 45 - 60 Min. Alterab 10 Jahren Preisca. 27 € Besucher-WertungSie kennen Rialto? Wie viele Sterne würden Sie vergeben?
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