Notre Dame

Notre Dame - Brettspiel / Strategiespiel von Stefan Feld

Unsere Dame steht in Paris

Wie der Name manchem verraten mag, befinden wir uns in Paris. Genauer gesagt im Paris des ausgehenden 14. Jahrhunderts. Würde das Spiel „Kölner Dom“ oder „Marktkirche Hannover“ heißen, wären wir eben in einer anderen Stadt, würden aber dasselbe Spiel spielen können. So schön das Spiel auch ist, das Thema ist austauschbar. Es könnte auch „Washington Square“ heißen.
Paris zu dieser Zeit war sicherlich kein Paradies, Hygiene wurde noch klein geschrieben und Pest und Ratten dominierten das Leben der durch Matschstraßen watenden und nach Rauch und Exkrementen riechenden Bewohner. Da ein Spiel aber unterhalten soll, und das kann Notre Dame sogar sehr gut, wenden wir uns der Bevölkerungsschicht zu, die mit dem Dreck auf den Straßen eher weniger zu tun hatte. Zwar wusch man sich auch in den einflussreichen Familien nicht so gar regelmäßig, aber immerhin konnte man mit teuren Düften den Gestank überdecken.

Jeder Spieler erhält die Kontrolle über einen Stadtteil von Paris. Je nach Spieleranzahl sieht der Plan dann etwas anders aus: Bei drei Spielern kommt ein Dreieck mit der Kirche in die Mitte des Spiels, bei vieren ist es ein Quadrat und bei fünf Spielern ein … halt fünfeckiges Plättchen, das man auch Pentagon nennt (--> Washington. Die Fläche wird übrigens nach folgender Formel berechnet: A = a² * Wurzel (25+10*Wurzel5) : 4 . Wobei A die Fläche und a die Seitenlänge ist. Nur so am Rande)
An jede Seite des Notre Dame Plättchens kommt dann ein Stadtteil, auf dem wir folgende Gebäude finden:
- Das Hospital
- Die Bank
- Den Park
- Das Gasthaus
- Die Klosterschule
- Die Kutscherei
- Die Residenz

Jedes Gebäude hat unterschiedliche Funktionen und trägt unterschiedlich stark zum Gewinn des Spieles bei. Um zu gewinnen sollte man am Ende des Spiels die meisten Prestigepunkte gesammelt haben.

Spielmaterial von Notre Dame - Brettspiel von Stefan FeldWie geht das denn? Fangen wir mit den Ressourcen an: Es gibt Geld und Einflusssteine (mit drei „s“ sieht das aber wirklich schrecklich aus). Beide Ressourcen sind ständig knapp. Das sollten Sie immer im Hinterkopf haben, auch wenn es während des Spiels einmal anders aussehen kann, sollten Sie sich nie bei einer dieser Ressourcen blank spielen; es ist mitunter sehr schwer dann wieder ins Spiel zu finden.
Die Einflusssteine setze ich in die Stadtteile auf die Gebäude um deren Aktionen zu bekommen. Je mehr Steine in einem Gebäude stehen, desto mehr bekomme ich auch raus. Zum Beispiel die Bank: Nachdem ich den ersten Stein gesetzt habe, bekomme ich ein Gold aus der Bank. Der Stein bleibt liegen und beim nächsten Stein bekomme ich schon zwei Gold und immer so weiter. Da meine Aktionen aber begrenzt sind, kann ich nicht ständig in die Bank setzen. Oder in ein anderes Gebäude. Hier schnell mal die Übersicht der einfachen Aktionen:

Bank: Geld, Klosterschule: Einflusssteine, Residenz: Prestige Nun aber erst einmal zur Reihenfolge. Das Spiel wird in drei Durchgängen zu je drei Runden in fünf Phasen gespielt.
In der ersten Phase einer Runde werden drei Personen aufgedeckt. Zwei der drei kommen aus einem Stapel mit sechs Karten, jede kommt also dreimal im ganzen Spiel vor, die andere Person kommt aus dem Einmalpersonenstapel, sie wird nach Phase 4 aus dem Spiel genommen. Die Personen geben Vorteile, wenn man sie besticht und darüber Auskunft, wie viele Ratten in die Stadt kommen. Dazu später mehr. Die Bestechung der Personen erfolgt in Phase 4 und kostet ein Gold.

Notre Dame - Brettspiel / Strategiespiel von Stefan Feld In Phase zwei wählen die Spieler ihre Aktionen. Jeder Spieler verfügt über einen Kartenstapel mit neun unterschiedlichen Aktionen, sieben für die Gebäude, eine für Notre Dame und eine als „Joker“, hier Vertrauter genannt. Von meinem verdeckten Stapel, den ich gut gemischt habe, nehme ich die obersten drei auf die Hand. Von diesen wähle ich eine Karte aus, die ich behalten will und gebe die anderen beiden an meinen linken Nachbarn weiter. Von rechts erhalte ich ebenfalls zwei Karten, von denen ich eine behalte und die andere weitergebe. Dann bekomme ich noch einmal eine Karte von rechts. So habe ich am Ende drei Karten, wie jeder andere Spieler auch. Von diesen drei Aktionen darf ich aber wieder nur zwei spielen, was uns zu Phase drei bringt: Karten ausspielen.
Reihum beginnend mit dem Startspieler spielen alle zwei Aktionen. Für jede Aktion brauche ich einen Einflussstein von denen ich am Anfang vier habe. 10 weitere liegen im allgemeinen Vorrat für jeden Spieler parat. Neben den drei Gebäuden, die mir Prestige, Geld und Steine bescheren, gibt es vier weitere:
Ein Stein im Hospital senkt meine „Rat-rating“, meine Rattenplage, sofort um einen Punkt und in Phase 5: Seuchenwert ermitteln, senkt er diesen ebenfalls um 1. Die Rattensteine, die den Grad der Seuchengefahr im Stadtteil angeben, starten auf der Null. Sollte ein Stein die Neun erreichen und sie überschreiten, muss der Spieler 2 Prestige abgeben und einen Stein aus dem Gebäude seines Stadtteils nehmen, in dem er die meisten hat. Der Seuchenwert ist die Summe aller Ratten auf den drei Personenkarten.
Das Gasthaus: lege ich einen Stein in das Gasthaus, darf ich mir entweder ein Gold oder einen Einflussstein nehmen. Ich kann auch meinen Seuchenwert um 1 vermindern. Ab dem vierten Stein darf ich zwei der drei Aktionen wählen, auch eine zweimal. Der Park: lege ich einen Stein in den Park darf ich meinen Seuchenwert um 1 vermindern. Ab zwei Steinen bekomme ich immer, wenn ich Prestige bekomme 1 Prestige extra. Das kann sich wirklich lohnen!
Die Kutscherei: Meine Kutsche startet in der Mitte meines Stadtteils. Auf allen vier Plätzen am Rand aller Stadtteile kommen „Botschaften“, die ich einsammeln kann. Allerdings muss ich erst von allen Spielern ein Plättchen gesammelt haben, bevor ich von einem Spieler ein zweites nehmen darf. Mit einem Stein in der Kutscherei bewege ich die Kutsche zuerst einen Platz weit, dann zwei, drei … Die Botschaften geben Gold, Prestige, Steine oder senken die Rattenplage.
Das letze Gebäude ist Notre Dame selbst. Hier kann ich nur mit der Aktion Notre Dame einen Einflussstein setzen. Nach dreimal fünf Phasen wird Notre Dame gewertet. Alle Spieler, die einen Stein dort liegen haben, bekommen einen gleichen Anteil an 10 Siegpunkten. Habe ich mehrere Steine dort liegen, bekomme ich auch mehrere Anteile. Beim Steinsetzen habe ich auch noch die Möglichkeit zu spenden: 1 Gold: 1 Prestige; 2 Gold: 3 Prestige; 3 Gold: 6 Prestige.

Wer nun nach drei Durchgängen, bzw. 9 Runden, bzw. 45 Phasen die meisten Prestigepunkte sammeln konnte, gewinnt den Wettstreit um den einflussreichsten Bürger von Paris.

Notre Dame ist wirklich ein schönes Spiel. Der Mechanismus die Karten weiterzugeben ist interessant und führt zu taktischem Abwägen: „Welche Karte will ich spielen“ gegen „Welche Karte darf Jan auf keinen Fall bekommen!“. Oft stehe ich zwar mit zwei gleichen Aktionen da und manchmal kann ich auch keine Aktion machen, da schon die ersten drei Karten nicht optimal waren, aber in der Regel trifft dies jeden einmal, so dass es wieder gerecht zugeht.
Das Material ist in Ordnung, auch wenn die Pastelltöne nicht jedermanns Geschmack sind. Dass sich die Farben der Spieler in allen Stadtteilen wiederfinden, allerdings ohne eine Bedeutung zu haben, mag den einen oder anderen irritieren, aber nach einigen Runden achtet man da nicht mehr drauf.
Die Rattenplage sollten Sie immer im Auge haben, da das Entfernen von Steinen sowohl positiv wie negativ sein kann. Wenn man keine mehr hat, verliere ich gerne mal zwei Prestige, um einen neuen Stein setzen zu können.
In unseren Spielen haben wir die Möglichkeit von Notre Dame selbst, also der Kirche, nicht so oft genutzt. Besonders das Spenden kam nicht gut an. Selten haben Sie drei Gold über, ein Gold zu spenden lohnt sich in der Regel nicht. Damit kann ich eine Person bestechen, das lohnt sich viel mehr. Also immer bestechen, bestechen, bestechen!
Die 10 Punkte sind nur viel, wenn man alleine in der Kirche vertreten ist. Schon bei drei verschiedenen Steinen müssen Sie gut kalkulieren, ob 3 Siegpunkte diese Aktion wert sind.
Insgesamt ist Notre Dame eher ein Spiel für Taktiker und Grübler, das aber nicht ohne ein Glücksmoment auskommt: Das Ziehen der Aktionen. Es wäre sicherlich eine interessante Variante, wenn man sich aus den neun Karten drei aussuchen muss.

Sie sollten Notre Dame kaufen, wenn Sie:
Sie sollten Notre Dame nicht kaufen, wenn Sie:
- taktische Spiele mögen
- einen neuen Mechanismus kennenlernen wollen- nicht so gerne taktieren
- auf eine gute Verbindung von Spiel mit Thema verzichten können- gar kein Glück im Spiel finden wollen
- Paris mögen- Wert auf Thema-Spiel Verknüpfung legen
- gerne nachgrübeln, welches der beste Zug ist- kräftige Farben wünschen
- ein Spiel mit hohem Wiederspielwert haben möchten


Strategie / Taktik
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Kurzinfos

Notre Dame

Gesamtbewertung

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Autor

Stefan Feld

Verlag

Alea

Erscheinungsjahr

2007

Spieleranzahl

2 - 5

Dauer

ca. 60 - 75 Min.

Alter

ab 10 Jahren

Preis

ca. 25 €

Auszeichnungen

Spiel des Jahres 2007 - Empfehlungsliste
Deutscher Spielepreis 2007 - 2. Platz

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