Stefan Marquards Küchenlatein

Das große Wissensspiel rund ums Kochen

Ich muss gestehen: Ich kenne Herrn Marquard nicht. Er sieht zwar eher aus wie der Stefan, aber ich kenn ihn immer noch nicht. Ist das eine Bildungslücke oder der Beweis, dass wir lieber spielen, als uns irgendwelche Shows im Fernsehn ansehen? Fernsehköche kenne ich generell eher wenige, außer dem guten Biolek und dem Herrn Rach, der so herrlich die Restaurants rettet. Tim Mälzer muss man wohl kennen, nicht nur, weil er auch hier in Hannover seine "Kochshow" gemacht hat. Mal ehrlich, wer geht in eine Veranstaltung, in der nur gekocht wird? Wenn ich selber kochen kann, gerne. Aber nur zuschauen? Sachen gibt's.

Und nun gibt's eine weitere Sache, nämlich ein Kochquiz, das sich mit einem prominenten Gesicht sicherlich besser verkaufen lässt.
Im Grunde geht es nur darum die meisten Fragen in den folgenden Kategorien zu beantworten:
- Dies und Das
- Vor- und Nachspeisen
- Biokost & Gesunde Ernährung
- Fisch & Fleisch
- Getränke

Hier einige Beispielfragen:
Welches Messer hat 2 parallele Schneiden?
Wie wird ein Rosé-Wein hergestellt? (eine Frage, deren Antwort Burkhard, der Weinhändler und -kenner, als nicht ganz richtig beurteilt hat)
Buchstabiere das Wort "Gnocchi"
Wo gilt "Gaz" als sehr süße Nachspeise?
Was sind Kohlenhydrate?
Wie viel Kilogramm Fleisch liefert der Vogel Strauß? (besser wäre wohl "...liefert ein ausgewachsener, zum Schlachten bestimmter Vogel Strauß?", denn dass Vögel Fleisch liefern habe ich noch nicht gesehen...)

Die Antworten: Das Wiegemesser; Rote Trauben nach dem Weißweinverfahren; ist klar, oder?!; In Persien; Zucker; ca. 35 kg.

Die Antwort für Weinkenner wäre: Roséwein wird nur aus roten Trauben nach einem eigenen Verfahren hergestellt. Da die Farbe des Weines nur in der Schale ist, muss der Wein, wenn er denn Rosé werden will, notgedrungen mit roten Schalen hergestellt werden. Im Weißweinverfahren werden aber die Schalen nicht mit verwendet, so dass auch aus roten Trauben Weißweine entstehen können, die Blanc de noirs.

Die Fragen sind also von unterschiedlicher Qualität und wenn man besonderes Glück hat, trifft man auf eine deren vier Antwortmöglichkeiten alle richtig sind (Buchstabieraufgaben haben KEINE vier Möglichkeiten, auch nicht drei). Ja, es stimmt. Manche Aufgaben haben vier richtige Antworten. Zum Beispiel: "Wie wird der Kirschenmichel noch genannt? a) Kirschenplotzer, b) Chirsichlotz, c) Kirschenmännla, d) Kirschpfanne. Fragen Sie mich nicht, was ein Kirschenmichel ist. Moment, fragen Sie mich ruhig, denn kurze Beschreibungen der Dinge nach denen gefragt wird, stehen unter der Antwort: "Der Kirschenmichel ist eine traditionelle deutsche Süßspeise (ehrlich?, nie gehört). Er besteht im Wesentlichen aus altbackenen Brötchen oder Brot, die gemeinsam mit Kirschen, Butter, Milch, Ei und Zucker zu einer Teigmischung verarbeitet und als Auflauf im Ofen gebacken werden."


Wer an der Reihe ist, würfelt mit zwei Würfeln und kann sich entscheiden, ob er die Summe beider Augenzahlen nach vorne zieht, oder nur die eines Würfels. Landet man auf einem Feld, das schon besetzt ist, zieht man auf das nächste freie. Dann muss man die Frage gemäß der Farbe des Feldes beantworten. Beantwortet er die Frage richtig, bekommt er die Karte, ist die Antwort aber falsch, kommt die Karte in die Vorratskammer. Würfelt ein Spieler einen Pasch, bekommt er im Falle der richtigen Antwort auch die Karten, die gerade in der Speisekammer liegen.

Jeder Spieler bekommt am Anfang vier Nudelhölzer, die er nutzen kann, wenn der aktive Spieler eine falsche Antwort gibt. Ist er der schnellste, der in Nudelholz in die Mitte des Spielfeldes wirft, darf er die Frage beantworten. Neben den Nudelhölzern gibt es noch Sonderfelder:
Die Saure-Gurke: Landet man hier, muss man eine Karte in die Vorratskammer legen. Kochlöffel: Man darf sich eine Karte von einem Mitspieler nehmen Kochtopf: Entweder man setzt aus, oder versucht eine beliebige Frage zu beantworten. Schafft man das, bekommt man eine zusätzliche Karte, schafft man es nicht, muss man eine ablegen.
Sobald ein Spieler das letzte Feld des Parcours erreicht, wird abgerechnet. Es kommt jetzt darauf an, welche Karten man gesammelt hat. Pro Mnü. das aus drei gleichen Karten besteht, bekommt man einen Punkt. Hat man ein Menü aus vier unterschiedlichen Karten, bekommt man 2 Punkte und hat man gar ein Menü aus allen sechs Kategorien, bekommt man stolze 3 Punkte. Wer nun die meisten Punkte sammeln konnte, sollte sich bei einer Kochshow bewerben.


Das Spiel ist ganz nett, ein Quiz zu Kochen und Küche hatten wir noch nicht. Aber es hat die gleichen Probleme, die alle Quizspiele zu haben scheinen: Die Schwere oder Leichtigkeit der Fragen. Diese mögen immer subjektiv leicht oder schwer sein, aber warum gibt es Fragen mit nur richtigen Antworten? Da kann man gleich Joker verteilen. Außerdem kamen uns in nur zwei Spielen mindestens zwei Fragen unter, von denen einer am Tisch sich sicher war, das die Antwort falsch oder zumindest nicht ausreichend richtig war. Vielleicht sind wir eine "Ausnahmerunde", da Burkhard sich nicht nur mit Wein sehr gut auskennt, sondern auch kombinierte Wein&Koch-Seminare anbietet und wir so aus seinem Fundus an Erfahrungen schöpfen durften.
Dass wir solche Spiele kritischer als andere Spieler spielen, liegt in der Natur der Sache und den meisten Spielern werden diese Problemchen nicht auffallen. Dennoch muss man sich fragen, warum es immer wieder falsche Antworten in Quizspielen gibt?

Wer gerne Quizspiele spielt und auch noch jede Kochshow im Fernsehen vergfolgt, dazu selber gerne in der Küche steht und Freunde hat, die diese Freude mit ihm teilen, der sollte zugreifen. Das Material ist gut, in der Regel finden sich sogar vier Profirezepte vom Meister höchstpersönlich und auch die Idee, dass man unterschiedliche Fragen beantworten muss, um am Ende die meisten Punkte zu bekommen ist nicht schlecht. Ein kleiner fader Nachgeschmack bleibt aber auch hier, da das Niveau der Fragen doch sehr unterschiedlich ist und wir oft beim Vorlesen die Stimme entweder voller "Das-kann-doch-wohl-nicht-wahr-sein" oder "Wer-bitte-schön-weiß-denn-so-einen-Mist" hatten.

Die Altersempfehlung liegt bei 12 Jahren, was angesichts der Fragen und des Themas ein Witz ist. Damit man auch Spaß bei dem Spiel haben kann, sollte man sich ein wenig für das Thema interessieren, einen guten Wein trinken und bestimmt ein ordentliches Stück über 20 Jahre alt sein.

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