Kingsburg

Kingsburg - Brettspiel, Würfelspiel von Andrea Chiarvesio und Luca Iennaco

Für König und Vaterland!

Es ist viel los, im Fantasyreich. Die Lords und Ladies bauen was das Zeug hält und bereiten sich gleichzeitig auf die jährliche Invasion der Monster vor. Aber was ein gütiger König ist, der hilft, wenn Not am Mann ist. So unterstützt er immer wieder den Lord, der am weitesten hinten liegt, belohnt aber auch den, der seine Baronie am weitesten entwickelt hat. Und wenn dann die Horden des Unterreiches heranstürmen, dann schickt er auch schon mal den einen oder anderen Soldaten ins Feld.

Packt man das Spiel zuerst aus, fragt man sich unweigerlich, wie soll ein Strategiespiel mit Würfeln funktionieren. Diese Frage ist gut gestellt, denn sie trifft den Kern der Kritik, beziehungsweise ist sie der Punkt, der das Spiel einer breiteren Spielergemeinschaft schmackhaft macht.

Drei Würfel zum (fast) freien Verteilen

Während die einen es verdammen, dreimal in einer Runde - einem Spieljahr - würfeln zu müssen, schwärmen die anderen davon, denn sie stehen den Siedlern näher als Caylus. Das muss kein Markel sein, spricht aber Bände darüber, warum der eine es mag und der andere gequält fragt, warum wir es denn noch ein weiteres Mal spielen müssen.
Die Verteilung der Rohstoffe ist eine clevere Weiterentwicklung von Die Siedler von Catan. Zwar gibt es keine Rohstofffelder im eigentlichen Sinn, aber durch die eigenen drei (oder mehr) Würfel, entscheidet man, welche Rohstoffe - Gold, Stein, Holz, Soldaten oder Siegpunkte - man in welcher Quantität erhält. Oder ob man überhaupt etwas bekommt.
Das Spiel geht über 5 Jahre und ein Jahr hat 8 Phasen:
Phase 1: Der Spieler mit den wenigsten Gebäuden bekommt einen Extrawürfel, bei Gleichstand bekommt man eine Ressource.
Phase 2: Frühjahr, es wird gewürfelt. Dann Rohstoffe kassiert und gebaut.
Phase 3: Der Spieler mit den meisten Gebäuden wird mit einem Siegpunkt belohnt.
Phase 4: Sommer. Wieder würfeln und bauen
Phase 5: Der Spieler mit den wenigsten Gebäuden wird vom König mit einem Sonderbaurecht oder einer "Sonderstimme" belohnt.
Phase 6: Herbst. Würfeln und bauen.
Phase 7: Für 2 Rohstoffe kann ich einen Soldaten kaufen.
Phase 8: Die Invasoren kommen!

Die Bauphasen verlaufen alle gleich. Zuerst wird gewürfelt, die Anzahl der Augen gibt die Spielreihenfolge dieser Phase an. Wer am höchsten gewürfelt hat, ist zuletzt an der Reihe. Dann darf der Schlechteste seine Würfel einsetzen. Er kann einen, zwei oder alle drei Würfel setzen, je nach dem, was er haben möchte und was die anderen Spieler gewürfelt haben.

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not

Auf dem Spielbrett gibt es 18 Personen, die unterschiedliche Dinge dem Spieler bescheren. So gibt der Narr mit der 1 nur einen Siegpunkt, während der König mit der 18 je einen Rohstoff gibt sowie einen Soldaten stellt. Daran sieht man, dass es besser ist, hoch zu würfeln. Ohne einen Zusatzwürfel aus Phase 1 oder dem später errichteten Bauernhof kommt man aber sehr selten in die Gefilde jenseits der 13.
Im ersten Spiel hatte ich, glaube ich, es immerhin zweimal geschafft über 10 zu würfeln. Wenn einem das Pech so an den Fingern klebt, ist es schwer genügend Rohstoffe zu bekommen, um die guten Gebäude zu errichten.
Der schon erwähnte Bauernhof ist ein Muss, wenn man auch mal über 10 würfeln möchte. Da jeder sein eigenes Gebäudetableau vor sich liegen hat und die entsprechenden Gebäude nach der Fertigstellung abdeckt, sieht man immer gut, wer schon weiter fortgeschritten ist. Insgesamt gibt es 20 Gebäude, die unterschiedliche Vorteile bringen. So gibt die Reihe, die mit den Palisaden beginnt Boni im Kampf, während die Reihe, die mit der Statue beginnt in erster Linie viele Siegpunkte bringt.
Je früher man sich entscheidet, in welche Richtung man seine Siedlung entwickeln möchte, desto besser. Allerdings sollte jeder Spieler in die Grundstrukturen der Verteidigung investieren, da er ansonsten seine Gebäude wieder einreißen kann.
In Phase 8 kommen ja die Invasoren. Während die ersten noch recht schwach auf der Brust sind (Stärke 2 bis 4), so sind die letzten Invasoren schon recht stark: 7 bis 9. Für jede Runde gibt es mehrere Karten, von denen je eine am Anfang gezogen wird, so ist das Spiel auch immer wieder ein wenig anders.

Belohnungen gibt es nur, wenn Siege vorzuweisen sind

Schafft man es mit der Hilfe seiner Soldaten und der Hilfe des Königs die Invasoren zu schlagen bekommt man eine Belohnung. Sollte man genau die Stärke erreichen passiert nichts und unterliegt man gar, können "Schlimme Dinge" passieren: man verliert unter Umständen ein Gebäude. Aber nicht irgendeins, nein, immer das wertvollste. Zwar kann man sich nicht auf die Unterstützung des Königs verlassen, aber immerhin wird dafür ein Würfel geworfen und so kann sie 1 bis 6 stark sein. Blöd, wenn zweimal im Spiel eine 1 gewürfelt wird und man eigentlich eine 3 gebraucht hätte.
Nun kann man sagen, selber Schuld, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Manchmal kommt man einfach nicht dazu Soldaten er ergattern, weil die Felder in der Würfelphase schon besetzt sind. Jetzt sollte der kluge Verwalter natürlich Rohstoffe zurückhalten, damit er in Phase 7 Soldaten kaufen kann, aber 2 Rohstoffe für einen Soldaten, wenn man nur mal wieder eine 8 geworfen hat? Mit einer 8 bekomme ich zwei Gold. Da die Würfel immer passen müssen, ich kann also beim Ertrag keine Augen verfallen lassen, bin ich oft genug gezwungen etwa zu nehmen, was mir im Moment vielleicht nicht helfen kann. Ohne neue Gebäude komme ich nicht voran, bekomme vielleicht den Extrawürfel, aber hinke immer hinterher.

Würfelglück ist also immens wichtig, wenn auch nicht immer der Weg zum Sieg. In unseren Runden ist allen aber aufgefallen, dass die Spieler mit den hohen Zahlen weit vor den anderen lagen. Hinzu kommt noch, dass wenn die Invasoren einem ein gerade errichtetes Gebäude abfackeln, man eine Runde zurück geworfen wird. Einen solchen Rückschlag kann man eigentlich nicht mehr aufholen. Passiert das zweimal, ist das Spiel für einen beendet.

Besiegen mich die Invasoren, ist das Spiel so gut wie aus

Wer Spiele wie Siedler mag, wo das Würfelglück entscheident ist, wird auch Kingsburg mögen, da die Verteilung der Ressourcen ähnlich verläuft, wenn auch ganz anders und komplexer ist. Habe ich als Einziger eine 1 gewürfelt, kann ich eventuell erst einmal die anderen beiden Würfel auf die 7 setzen und in der nächsten Legerunde die 1 auf die 1. So bekomme ich anstatt zwei Gold (8) einen beliebigen Rohstoff, ein +2er Plättchen (das ich zu einem Würfelergebnis legen kann, um so +2 zu bekommen) und einen Siegpunkt. Sollte ich mich allerdings verspekulieren und lieber auf die 5 und die 3 setzen wollen (Soldat und Holz), dabei aber übersehen habe, dass Gerd einen Markt hat, der ihm erlaubt aus einer 6 eine 7 oder 5 zu machen, kann es sein, dass ich mit der 5 nichts bekomme.
Dieser Mechanismus macht das Spiel interessant und sorgt auch dafür, dass man die 90-120 Minuten auch wirklich ausnutzt.

Die Entscheidung Kingsburg zu kaufen sollte also gut überlegt sein. Spielen Sie lieber Spiele wie "Caylus", "Die Händler von Genua", "Comuni" oder "Kohle" sollten Sie vielleicht die Finger davon lassen. Siedlerfans und Fans ähnlicher Spiele werden ihren Spaß haben!

Sie sollten Kingsburg kaufen, wenn Sie:
Sie sollten Kingsburg nicht kaufen, wenn Sie:
- strategische Würfelspiele mögen- keine Würfelspiele mögen
- Spiele mögen, die im Fantasyreich angesiedelt sind- entweder Strategie oder Würfelglück wollen
- bei Würfelpech nicht gleich weinen- es nicht ertragen, wenn der Teufel mal wieder auf den dicksten Haufen sch****
- anderen auch mal etwas gönnen können


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Kurzinfos

Kingsburg

Gesamtbewertung

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Autor

Andrea Chiarvesio und Luca Iennaco

Verlag

Heidelberger Spieleverlag

Erscheinungsjahr

2007

Spieleranzahl

2 - 5

Dauer

ca. 90 - 120 Min.

Alter

ab 10 Jahren

Preis

ca. 35 €

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