Kashgar

Händler der Seidenstraße

Spiele über die Seidenstraße gab es schon einige, das Thema des Handels und Wandels ist halt immer beliebt. Auch Spiele, bei denen die Spieler ihre Kartendecks selber zusammen stellen sind in letzter Zeit immer beliebter geworden, so dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, bis diese beiden Themen sich in einem Spiel wiederfinden würden.

Bei Kashgar erstellen wir auch ein eigenes Deck, das wir, anders als bei anderen Spielen mit diesem Element, aber nicht auf die Hand nehmen oder als Nachziehstapel neben unserem Spielertableau liegen haben. Unser Deck bildet drei Karawanen, die über die Seidenstraße ziehen und dabei Aufträge erfüllen. Zu Beginn sind die drei Karawanen noch eher Karawänchen, denn sie bestehen nur aus jeweils einer Karte, dem Patriarchen.Im Laufe des Spieles bekommen die Spieler neue Karten, die sie hinten an eine der drei Karawanen anlegen und diese auf diese Weise verlängern. Zu lange Karawanen sind allerdings auch nicht der Weisheit letzter Schluss, da wir stets nur die Aktion einer Karte nutzen dürfen, die vorne in der Reihe liegt. Um an neue Karten zu kommen, nutzen wir die Aktion des Partriarchen, die es uns erlaubt zwei Karten vom Nachziehstapel zu nehmen und eine davon zu behalten.

Unser Tabelau zeigt fünf Wertereihen von 0 bis 9 unterschiedlicher Gewürze sowie eine für Gold. Daneben befindet sich noch eine Reihe für Esel, die von 0 bis 5 reicht. Um Aufträge zu erfüllen, vier liegen immer offen aus, benötigen wir neben der angegebenen Anzahl verschiedener Gewürze auch eine bestimmte Menge Esel, die die Waren zu ihrem Bestimmungsort transportieren müssen.
Bestimme Aufträge verlangen außerdem, dass wir neben den zu liefernden Waren auch Esel abgeben müssen. Um an Waren zu kommen, spielen wir die Aktionen der Karten, die in den Karawanen vorne an liegen.

Dabei gibt es grundsätzlich zwei Arten von Aktionen: Wiederkehrende und einmalige. So kann uns die Kräuterfrau immer wieder mit einem bestimmten Gewürz versorgen oder einmalig für zwei Gold die Aktion gewähren eine Sonderkarte zu erhalten. Danach verabschiedet sie sich komplett aus dem Spiel. Bei der ersten Aktion kommt sie wieder an das Ende der Karawane.

Die besten Ressourcenkarten nutzen einem aber nichts, wenn man keine Karten zum Erfüllen eines Auftrages zieht. Diese Tatsache kann zu erheblichem Frust führen, da man ohne Auftragserfüllerkarten im Spiel nicht voran kommt. Dass man gar keine dieser Karten bekommt ist zwar eher unwahrscheinlich, mitunter kann es aber etwas Zeit kosten, in welcher die anderen Spieler mit entsprechenden Karten davonziehen. Zumindest gewfühlt, denn eine weitere Eigenschaft einiger Karten ist es, dass sie den Spieler mit Siegpunkten versorgen. Wer zuerst 25 Punkte erreicht, gewinnt das Spiel.
Auf diese Weise zu gewinnen, also nur über die Karten, ist zwar auch möglich, aber weniger erfüllend, als die intendierte Art und Weise, über Aufträge und Karten.
Man muss also nicht nur die erfüllten Aufträge der anderen Spieler gut im Auge behalten, sondern auch ihre Personenkarten, die ja alle zu dem zu erreichenden Ziel von 25 Punkten beitragen.

Um ein bisschen mehr Pfeffer ins Spiel zu bringen, gibt es noch einen Stapel von Karten, die die Interaktion und das Ärgern der anderen Spieler in den Vordergrund stellen. Es sind zwar nur 12 Karten, aber ohne sie spielen die Spieler wirklich nur vor sich hin; zwar fiebert man schon auf die 25 Punkte, aber niemand hat Einfluss auf das Vorankommen der anderen Spieler. Erst mit diesen Zusatzkarten, der Variante "Hauen und Stechen" wird das Spiel etwas lebendiger.
Das Material ist von guter Qualität, die Zeichnungen auf den Karten ansprechend und die Regel eigentlich gut verständlich, auch wenn wir zuerst einige offene Fragen hatten, da nicht alle Karten erklärt werden. Mit einem bisschen Nachdenken und Überlegen kommt man aber auch dahinter.

Kashgar ist ein Familienspiel, das unterhalten kann und durch die vielen Karten auch nicht langweilig wird. Ohne die Variante Hauen und Stechen wirkt es ein wenig steril, da nicht so viel passiert. Es gibt mehrere Wege zum Sieg, allerdings ist eine Auftragserfüllerkarte klar von Vorteil. Wer aber zu viele dieser Art in seinen Karawanen hat, wird ein Problem bekommen, denn liegen nur sie vorne aus, ohne dass man über genügend Ressourcen verfügt um Aufträge zu erfüllen, sieht man schnell alt aus. Zwar kann man die Aktion Passen wählen um eine Karte von vorne nach hinten zu bewegen, verliert aber so eine ganze Runde. Wie immer gilt, ein ausgewogenes Verhältnis aller Arten von Karten bringt einen am weitesten.

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