Jester's Game

Schach zu Dritt

Spiele zu dritt sind fies. Immer heißt es zwei gegen einen. Und dann wieder anders herum. Bündnisse werden sooft gewechselt wie Tageslinsen und Allianzen zerbrechen bevor sie richtig blühen konnten. Am Ende gibt es wieder nur einen Sieger; beim Spiel zu dritt fragt niemand nach dem Zweiten. Wer am Ende der Sieger ist, hängt von einer solchen Vielzahl von Faktoren ab, dass man meinen könnte, es wäre Zufall. "Jester's Game" ist ein Spiel zu dritt. Auch hier kann es nur einen Sieger geben, drei aber treten an.

Es ist ein Schachspiel für drei Personen. Da drei Personen auch mehr Figuren benötigen, ist das Feld erweitert worden. Aber noch mehr: die Feldform hat sich verändert. Statt Quadrate gibt es nun Dreiecke. Was sich nicht nur wunderlich anhört, sondern auch wunderlich aussieht, ist dennoch spielbar. Wenn auch anders, als man Schach bisher kannte. Zwar ändern sich die Grundregeln nicht, der Läufer bewegt sich auch nicht anders als sonst, na ja, er hat nur mehr Möglichkeiten, aber es gibt zwei Figuren mehr. Die eine ist die Folge der anderen: ein Bauer mehr muss mit, da hinter ihm eine neue Figur steht; der Jester oder Hofnarr. Aber zu ihm später.
Da die Dreiecksfelder mehr Nachbarfelder haben als Quadrate, denn man kann auch über die Spitzen ziehen, ist das ganze Spiel komplexer und am Anfang undurchschaubar. Ein Bauer kann nun am Anfang nicht nur ein oder zwei Felder vor, nein, er hat bis zu sechs Zugmöglichleiten. Der Bauer vor dem König kann entweder 1 oder 2 Felder gerade vor ziehen, oder ein oder zwei Felder schräg nach rechts oder schräg nach links. Auch im späteren Spielverlauf kann ein Bauer sich entscheiden, entweder schlägt er in Richtung rote Aufstelllinie oder blaue, wenn man selber gelb ist. Ein Springer hat am Anfang gleich drei Möglichkeiten. Später können es denn schon mal 12 sein. Auch die anderen Figuren haben mehr Möglichkeiten, nicht nur beim Ziehen. So muss auch immer gut überlegt werden, gegen welchen Spieler man vorgeht. Lohnt es sich momentan mit dem dritten zu paktieren, um den ersten zu schwächen? Oder wäre es besser nur für sich zu spielen, was eigentlich aber nicht möglich ist?
Der Jester macht die verworrene Situation nicht gerade leichter. Er kann ziehen wie die Dame und der Springer zusammen. Aber er kann nicht schlagen. Selber kann er nur geschlagen werden, wenn er von zwei gegnerischen Figuren bedrängt wird. Und es wird auch noch die Figur vom Spielfeld entfernt, die ihn geschlagen hat.

Ich selber bin kein großer Schachspieler. Ich kenne die Regeln und habe auch schon die eine oder andere Partie gespielt. Aber nie ist der Funke so richtig rüber gesprungen. Auch dieses neue Schach vermag es nicht, da die Übersichtlichkeit noch schwerer zu behalten ist. Dennoch fesselt es einen für die Dauer des Spiels, da das Hirn auf Höchstleistung läuft. Es ist schon interessant und für Spieler, die gerne Schach spielen, sicherlich eine neue Herausforderung. Aber für Gelegenheitsspieler ist es schlicht und einfach zu komplex. Sehr gut ist die Möglichkeit auf www.jestergame.com Probepartien spielen zu können. So kann man sich etwas mit dem Spiel vertraut machen, bevor man sich für einen Kauf entscheidet.
Über Jester's Game lassen sich zusammenfassend zwei Dinge sagen: Zum einen ist es auf jeden Fall eine schöne Möglichkeit für die einen ihr Lieblingsspiel nun auch zu dritt spielen zu können. Und Dame lässt sich auch mit dem Brett zu dritt spielen. Die anderen werden es nicht mögen, da es immer dazu führt, dass zwei gegen einen spielen und sich dieser Zustand ständig ändert. Dirk wollte keine weiteren Partien spielen, da ihm genau das nicht gefiel. Sich ständig entscheiden zu müssen, wen er angreift und mit wem er paktiert. Oft wird nämlich ein Spieler abschussreif gespielt und die anderen beiden streiten sich dann am Ende darum, wer ihm den Garaus machen darf. Erfahrenen Spielern wird das sicherlich weniger oft passieren.

Jester's Game ist eine interessante Schachvariante, die sehr durchdacht und schlüssig realisiert wurde. Es wendet sich sicherlich eher an Profis, die neue Herausforderungen suchen. Die Anleitung könnte noch die eine oder andere redigierende Hand gebrauchen, auch sind nicht alle Grafiken so schlüssig, wie es sein müsste. Das Material ist sehr gut, ein solides, festes Brett (mit 68 cm Durchmesser) und drei Sätze schön bunte und hochwertige Schachfiguren. Außerdem dabei Material um mit drei Personen Dame spielen zu können. Auf der Rückseite des Spiels ist dann noch ein normales Schachbrett.
Der Spielspaß hängt extrem von den Vorlieben der Spieler ab. Menschen wie Dirk, die nicht gerne gegen einen spielen, sich sozusagen das schwächste Huhn herauspicken, wird es nicht gefallen. Wer allerdings schon immer ein wenig intrigant war, kann mit viel Bluff seine Gegner im Unklaren und das Spiel zu einer spannenden Partie werden lassen. Der Preis ist nicht gerade niedrig, aber die gute Verarbeitung der Materialien kostet schon eine Kleinigkeit.
Wir geben dem Spiel vier Sterne. Für Menschen, die gerne fiese Spiele mögen, die ohne Glück auskommen, und Schachfreunde sind, legen wir noch einen drauf.

"Jester's Game" ist im Online-Shop des Verlags erhältlich: www.brainspo.com

Strategie / Taktik
Glück / Zufall	0/6
Interaktion
Material
Anleitung
Spielspaß			Buy Game on
Preis / Leistung