Jäger der Nacht

Die Nacht wartet! Werden Sie zum Jäger! Aber hüten Sie Ihr Fell!

Wer gerne Spiele mit Vampiren und Werwölfen spielt, aber vor Die Werwölfe von Düsterwald zurückschreckt, weil ihm dort das Spielbrett und die Würfel fehlen, sollte sich einmal dieses Spiel ansehen. Es ist kooperativ, aber nicht allzu sehr, so dass auch Axel mitspielt. Es ist deduktiv, aber nicht zu sehr, so dass auch Jan mitspielt und es ist einigen zu langweilig, so dass Immo nicht noch einmal mitspielt. Aber insgesamt ist eigentlich für jeden etwas dabei. Da man kooperativ nur im Team spielt, geht es nicht darum den anderen seine Ideen aufzuschwatzen, sondern, sobald man etwas weiß, dies für sich zu behalten, aber sich mit seinem Verhalten auf den Partner einzustellen. Blind loszuschießen, wie es gerne bei Bang! gemacht wird, ergibt hier genauso wenig Sinn.

Im Spiel zu viert treffen Vampire und Werwölfe aufeinander, deren geheimes Ziel es ist, das jeweils andere Team auszuschalten. Sind beide Vampire gepflockt, respektive beide Werwölfe geschoren, gewinnt das jeweilige überlebende Team. Im Spiel zu sechst oder mehr kommen noch die Menschen hinzu, die ein ein wenig individuelleres - soweit man individuell steigern kann - Ziel haben: Zum Beispiel den rechten Spieler auszuschalten, ungeachtet seiner Vorlieben - Blut oder Fleisch.

Um zu erfahren, wer wer ist, kann man die sechs Orte auf dem Spielplan, die für jedes Spiel neu angeordnet werden, besuchen. Dieser Umstand ist nett, aber eigentlich nicht notwendig, da man mit Hilfe zweier Würfel von Ort zu Ort reist und Würfel sind bekanntlich nicht bestechlich oder beeinflussbar. Besuche ich Oxanas Hütte, nehme ich mir eine grüne Karte, lese sie und reiche sie einem anderen Spieler. Mit Sätzen wie "Wenn du ein Vampir bist, verlierst du einen Lebenspunkt" erfahre ich vielleicht nicht alles über einen anderen Spieler, außer, man ist nur zu viert am Tisch, aber immerhin kann ich es eingrenzen, wenn der andere einen LP nach vorne zieht. Ja, richtig gelesen, es geht nicht nach unten, sondern nach oben. Das ist der Tatsache geschuldet, dass man ja nicht wissen soll, wer die anderen Spieler sind. So finden wir am Ende der Lebensleiste nur die Anfangsbuchstaben aller Spieler, also der Charaktere im Spiel. Wer sein Feld erreicht, ist dahingeschieden und der Spieler muss die Karte aufdecken.
Auf dem Friedhof bekomme ich eine rote Karte, die in der Regel im Kampf helfen. So kann man Gegenstände erwischen oder Ereignisse, die helfen, aber auch schaden können. In der Kapelle erhalte ich eine blaue Karte, dies sind nur Gegenstände, die einen Schutz unterschiedlicher Art bieten. An der Quelle der Weisheit darf ich mir eine Karte aussuchen und im Steinkreis wird mir erlaubt eine ausliegende Gegenstandskarte einem anderen Spieler zu klauen. Der letzte Ort ist der Hexenbaum. Hier kann ich einem anderen Spieler einen Schadenspunkt zufügen oder ihn um zwei LP heilen.

Je zwei der Orte bilden zusammen eine Region. In der Region kann ich einen anderen Spieler angreifen. Dazu werfe ich die beiden Würfel, ziehe die kleinere Zahl von der größeren ab und voilá, habe den Schaden für den anderen Spieler.
Bin ich an der Reihe, werfe ich beide Würfel, die in ihrer größten Summe mamximal 10 erreichen können - bei einer 7 kommt der Räuber, nein, habe ich freie Auswahl. Werfe ich den Ort, an dem ich mich gerade befinde, muss ich noch einmal werfen. Es gewinnt das Team oder der Mensch, das oder der seinen Auftrag erfüllen konnte.
Jäger der Nacht ist ein light Spiel. Es ist schnell erklärt und ebenso schnell verstanden. Die Mechanismen greifen und es unterhält. Allein, man bekommt hin und wieder, je nach Würfelwurf, zu wenig Informationen über die anderen Spieler. Wir erinnern uns: nur Oxanas Hütte gewährt den Spieler Einblick in die Geheimidentitäten der anderen Spieler. Erst, wenn Spieler ihre Karten aufdecken, weil sie ausscheiden oder ihre Spezialfähigkeiten nutzen wollen, erfährt auch der vom Würfelpech geplagte Spieler etwas über die anderen. Ansonsten haben wir hier eine gute Ausstattung, schöne Grafiken, eine kurze, aber relativ übersichtliche Regel und ein gewisses Maß an Taktik.

Interessant ist, wie wohl der letzte Absatz auf der Schachtelrückseite gemeint ist:
Die Nacht wartet!
Werden Sie zum Jäger!
Aber hüten Sie ihr Fell!
Warum sollte ich Sylvias Fell hüten? Da bin ich mir dann doch selbst der Nächste. Herrlich, wie ich es wieder geschafft habe, den Bogen zur Überschrift hinzubekommen :-)

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