IQubed

Einen Spielplan? Denken wir uns.

Schon die eigenwillige Verpackung reizt: Ein solider Pappzylinder enthält nicht nur das Spielmaterial und die Anleitung, sondern wird beim Spielen zum Würfelbecher. Nicht zu einem gewöhnlichen, sondern zu einem, der den gerührten - pardon: geschüttelten großen Würfel vor dem Aufdecken exakt ausrichtet.

Und der Ungewöhnlichkeiten sind noch weitere zu vermelden: Der beigefügte Spielplan ist - wie in der Spielregel erwähnt - eigentlich entbehrlich. Das ist auch gut so, denn die zylinderförmige Verpackung bringt es mit sich, dass er - ebenso wie die Spielregel - nicht ohne weiteres plan auf dem Tisch aufliegt.

Bei IQubed - der Rezensent rätselt über die vom Autor vorgesehene Aussprache - geht es um die Kombination dreidimensionaler Vorstellungskraft mit Schnelligkeit des Denkens: In den vier Ecken eines Quadrates liegt je ein Farbchip und zu Beginn des Spiels bei jedem 1 bis 4 kleinere Anzahlchips. Beim Anheben des Würfelbechers in der Mitte des Quadrats wird der große Würfel sichtbar. Die vier Seiten dieses "Mastercube" zeigen auf je eine Ecke des Quadrats. Es kann dabei vorkommen, dass jetzt eine oder mehrere Augenzahlen auf den Flächen des Mastercube mit der Anzahl der Anzahl-Chips in den Ecken übereinstimmen.

Das ist aber jetzt noch nicht relevant, der spannende Teil beginnt mit dem gleichzeitigen Werfen zweier kleiner Würfel: Eines gewöhnlichen sechsseitigen mit Augenzahlen von 1 bis 6 (also ein W6) und eines Farbwürfels. Dieser zeigt auf seinen sechs Flächen die vier Farben der ausliegenden 4 Farbchips sowie schwarz und weiß. Sobald diese beiden Würfel zur Ruhe gekommen sind, ist die Herausforderung für beide Spieler akut: Sie mögen sich vorstellen, der Mastercube würde zunächst um 90 Grad in Richtung des Farbchips gekippt, dessen Farbe der kleine Farbwürfel anzeigt, und anschließend so oft um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht, wie ihnen der W6 weist.

Klingt einfach? Nun ja, vielleicht für Spieler, die ihr dreidimensionales Vorstellungsvermögen - z.B. mit dem berühmten Zauberwürfel - geschult haben. Nun gilt es, der Schnellere zu sein: Wer zuerst äußert, an wie vielen Ecken die Augenzahl des Mastercube nach dessen zunächst nur gedachtem Kippen und Drehen der Anzahl in der zugehörigen Ecke liegender Anzahl-Chips entspricht, löst die Wertung aus. Dazu wird der Mastercube zunächst wie von den zwei kleinen Würfeln vorgegeben gekippt und gedreht. Stimmte die Ansage, darf der Spieler je nach Umständen einen bis fünf der ihm zu Beginn des Spiels ausgeteilten Anzahl-Chips abgeben und eventuell dabei deren Anzahl in einer der Ecken erhöhen. Stimmte sie hingegen nicht, erhält er vom Gegner einen Anzahl-Chip hinzu.

Das Spiel endet, sobald ein Spieler keine Anzahl-Chips mehr hat. Auf den Triumph, sich als Gewinner fühlen zu dürfen, verzichtet allerdings, wer IQubed - wie ausdrücklich als Option angegeben - solitär spielt.

Spieler mit hochentwickeltem Vorstellungsvermögen und Denkgeschwindigkeit haben gute Chancen, oft Runden für sich zu entscheiden. Wer hingegen nur eins davon drauf hat, kann solange mithalten, wie es auch seinem Gegner so geht. Kaum einen Zufallstreffer landet hingegen, wer voreilig einfach eine Zahl behauptet oder gar ganz ohne zuvor das gedankliche Kippen und Drehen zu vollführen.

Um die Reihe der ungewöhnlichen Merkmale zu komplettieren: Die gut strukturierte Spielregel nimmt nicht nur zu jedem denkbaren Eventualfall Stellung, sondern zeichnet sich auch durch einen Sprachstil aus, der einerseits vor Schachtelsätzen wie diesem nicht zurückschreckt, aber andererseits durch offenbar bewusst intellektuelle und augenzwinkernd gestelzte Wortwahl und Formulierkunst einen gewissen Unterhaltungswert entfaltet.

Zu beziehen ist das Spiel unter folgender Adresse: http://iqubed.de/

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