Im Schatten der Premiere - KrimiTotal

Wer war der Mörder? Und was ist passiert?

Erst einmal generell zum Spiel: Bei uns hat es sehr lange gedauert, bis alle Spieler einen Abend zusammen kommen konnten. Mal konnten Tim und Sarah nicht, dann wieder war Immo Skifahren oder Jan auf Dienstreise. 8 bis 9 Personen an einem Abend zusammen zu bekommen ist also fast das Schwierigste an dem Spiel. Es müssen vier Männer und vier Frauen sein, die neunte Rolle, der Inspektor, kann sowohl von einem Mann als auch von einer Frau gespielt werden.

Endlich waren alle versammelt, es konnte losgehen. Es wird vorgeschlagen sich dem Ereignis angepasst zu kleiden; in drei der bisher vier Fälle trifft man sich auf einer Party der hohen Gesellschaft. Also Kleines Schwarzes und Frack oder Anzug schon mal zum Bügeln geben. Es macht einfach mehr Spaß, wenn man sich in seine Rolle auch einkleidet. Denn Krimi Total ist in erster Linie ein Rollenspiel, allerdings nicht so eines, wie wir es mit 15 gespielt haben: hier werden keine Würfel geworfen und keine Monster beseitigt. Aber es wird in Rollen gespielt. Im Vorfeld sollte man den Spielern ihre Umschläge mit der Rollenbeschreibung zukommen lassen. Es geht, notgedrungen, auch anders: Miriam, unser Überraschungsgast, bekam ihren Umschlag leider erst am Abend, war aber so spontan, dass sie ihre Rolle sehr gut verkörperte.
Man trifft sich also, hat schon einige Geschichten im Hinterkopf, die den Charakter etwas ausschmücken und beginnt den Abend stilvoll mit einem Glas Sekt. Der Gastgeber liest seinen kleinen Text vor, beschreibt was sich Tragisches zugetragen hat und heißt alle herzlich willkommen. Nun darf jeder Spieler aus seinem persönlichen Hinweis-Umschlag den ersten Hinweis entnehmen und ihn sich gut durchlesen. Danach kommt es zur ersten Runde, der Vorstellungsrunde. Jeder Spieler stellt sich vor, gibt von sich preis, was er preisgeben will und stellt noch keine Zwischenfragen. Wer in dieser Runde schon in seine Rolle schlüpft, hat es später auch leichter. Immo machte den Anfang und nahm uns einige Hemmungen mit seiner offenen, direkten Art. Seine Rolle verlangte von ihm extrem offen zu sein, was er sehr gut darstellen konnte. Während wir uns also alle vorstellten, die neunte Rolle übernimmt der Inspektor, gab es schon einmal die Vorspeise. Der Inspektor ist über jeden Verdacht erhaben, dafür hat er auch keine rechte Rolle. Er muss viel improvisieren, hat aber auch viele Freiheiten. Am Ende muss er dafür sorgen, dass der Mörder verhaftet wird. Marian hatte an diesem Abend diese Rolle und war nicht ganz so glücklich damit. Zumindest war er eher still. Wir anderen Spieler haben uns schnell in die Rollen eingefunden, wenn es auch einige Missverständnisse gab. So war die Tatzeit zwar festgelegt aber es war schwer alle Ereignisse, die kurz zuvor stattfanden chronologisch zu ordnen, bzw. überhaupt ein Einklang mit dem Setting zu bringen. Einige Hinweise über die Aufenthaltsorte zur Tatzeit gibt es auch erst in späteren Runden, so dass das Aufstellen eines Alibis nicht immer leicht ist. Insgesamt gibt es 4 Hinweisrunden, 1, 2, 4 und 5 sowie eine Gerüchterunde, 3, in denen man versuchen muss, alles, was man erfahren hat, den anderen Mitspielern mitzuteilen. Dies ist nicht immer leicht, da sich Diskussionen gerne in eine Richtung verrennen. Hier muss der Inspektor hart durchgreifen! Eine Runde dauert immer so lange, bis kein Spieler mehr Fragen hat und alle Hinweise offen gelegt wurden. Diese müssen natürlich in ein Gespräch eingeflochten werden. Kein Spieler darf lügen, außer dem Täter, und muss, wenn er konkret gefragt wird, alle Auskünfte geben. Einige Personen dürfen zu bestimmten Themen die Unwahrheit sagen, so durfte ich auch, angesprochen auf bestimmte Ereignisse, alles abstreiten und genau das Gegenteil behaupten.

Nach der letzten Hinweisrunde, Runde 5, kommt die Anklagerunde. In dieser legen alle Spieler dar, warum sie wen verdächtigen. Mitunter gibt es eine Zusatzaufgabe. Also, wer war es und was war sein oder ihr Motiv? Der Spieler, der die meisten anklagenden Zeigefinger auf sich gerichtet sieht, wird verhaftet. Ob er es nun war oder nicht. Damit hat er das Spiel verloren. Es war ihm nicht möglich die anderen Spieler von seiner Unschuld zu überzeugen. In der letzten Runde, der Lösungsrunde, werden noch einmal alle Personen mit Alibi oder Motiv kurz vorgestellt. Also Person X Y konnte nicht der Mörder sein, da er beim Anblick von Blut sich übergeben muss. Oder so ähnlich.

Eigentlich gewinnen alle Spieler, die an diesem Abend mit dabei sind, denn so viel Spaß hatten wir lange nicht. Alle haben sich wirklich sehr amüsiert, auch unsere eher stillen Mitspieler, die entweder nicht so viel zu sagen hatten, oder deren Rolle vielleicht nicht 100%ig passte. Wir geben diesem Spiel dennoch nicht 6 Sterne, obwohl der Spielspaß es hergeben würde, sondern nur 5. Einige Hinweise kommen zu spät, manche sind widersprüchlich oder lassen Falsches vermuten. Wieder einige kamen mir sehr merkwürdig vor, es war mir schwer, sie ins Gespräch einfließen zu lassen. Manchmal muss man aber auch abwarten, bis ein anderer Spieler etwas Bestimmtes sagt, bevor der Hinweis, den man bekam, Sinn ergibt.
Die Tischkärtchen haben uns auch gefehlt, aber man kann sie ganz schnell selber machen oder von der Internetseite herunterladen.
Der Plan der Villa, in der alles spielte, schien mitunter unvollständig, aber nach langem Studieren bemerkten wir die Treppe, die noch höher als nur in den ersten Stock führte. Da wäre ein kleiner Pfeil sicherlich nicht schlecht gewesen.
Unsere Besetzung sah folgender Maßen aus:
Jan, Sylvia, Immo, Tim, Sarah, Marian, Miriam, Caterina und ich. Alle waren sehr zufrieden und fanden nur lobende Worte, außer den schon genannten Kritikpunkten. Auch nachdem die Lösung bekannt war, gab es noch rege Unterhaltungen über die Umstände, die Motive und die zeitlichen Abläufe. Auch wenn wir nicht den Täter überführen konnten, siegte dennoch die Gerechtigkeit.
Schade ist natürlich auch, dass man das Spiel nur einmal spielen kann. Das Spiel ist mit 19 Euro nicht gerade billig, aber man hat mit 9 Personen einen Abend lang eine Menge Spaß! Kino ist teurer und man hat weniger davon.
Die Anleitung ist ausreichend, wenn auch nicht sehr schön gestaltet. Ich sage nur: Bleiwüste. Kein Spiel hatte bisher so viel Interaktion wie Krimi total. Alles was man sagt, wird auf eine Goldwaage gelegt. Manchmal widerspricht man sich auch oder wird von den anderen Spielern in eine Richtung getrieben.

Das Spiel kann direkt beim Verlag bestellt werden: KrimiTotal

Strategie / Taktik	0/6
Glück / Zufall	0/6
Interaktion
Material
Anleitung
Spielspaß			Buy Game on
Preis / Leistung