| Igels - Das KartenspielDer Kampf ums FutterDass im Wald nicht immer alles eitel Sonnenschein ist, mag nichts Neues sein. Stellen Sie sich eine saftige Wiese vor, eine Lichtung mitten im Wald. Neben dem Trällern der Vögel hört man den Lärm der Autobahn und hier und da wird die Idylle durch ein Fass Sondermüll getrübt. Aber die Tiere des Waldes haben gelernt, mit diesen Dingen umzugehen. Sie treffen sich in Gruppen bei den Picknickresten oder einer dicken Rübe und lassen das Recht des Stärkeren Wirklichkeit werden. Denn nur wer mehr hat, gewinnt den Streit ums Futter.
Bei "Igels", eigentlich ein irreführender Titel, übernehmen die Spieler die Geschicke einer Spezies: Igel, Eichhörnchen, Mäuse und Hasen. Auch wenn das Spiel Igels heißt, so weit ist es mit der Rechtschreibreform noch nicht, sind die stachligen Gesellen nicht bevorzugt. Alle vier Arten haben ihre Vor- und Nachteile. Jeder der 8 Charaktere hat einen Kampfwert, die Kleintierstärke, kurz KTS. Zusammen bilden sie den Pool oder auch den Kleintiernachziehstapel, den KTNZS. Dieser sehr lustige Name verleitete Gerd, der das Spiel an sich nicht so gut fand, dazu, in jedem Spiel den Kleinhausnachziehstapel oder den Kleinreiternachziehstapel zu bilden. In keinem Spiel, in dem das Wort „Nachziehstapel“ in der Regel fällt, kommen wir an einer Erwähnung dieses Wortes vorbei.
Nun, die 8 Tiere bilden also den KTNZS. Es gibt dann noch den Unterstützungskartennachziehstapel, den UKNZS. Zu Beginn bekommen alle Spieler 5 Unterstützungskarten und drehen die oberste Karte ihres KTNZS um. Dies ist der erste Charakter, mit dem Sie um die letzen Futtervorräte gegen die anderen Tiere kämpfen werden. In der Mitte des Tisches bilden die 32 Futterkarten verdeckt den Wald. Die hölzerne Baumfigur kann man dazu stellen, damit die Illusion vollständig ist, oder man nutzt sie, um den Startspieler einer Runde hervorzuheben.
Wenn nun eine Runde beginnt, nehmen sich die Spieler in Phase 1 zwei Karten. Entweder vom UKNZS oder vom KTNZS. Man darf auch mischen, also je eine nehmen. Die Karten vom KTNZS werden offen vor einem ausgelegt, die anderen nimmt man auf die Hand. In Phase 2 entscheide ich mich, nach dem Startspieler der Reihe nach, ob ich in den Kampf ziehen möchte, oder ob ich mich raushalte und zuschaue, wie die anderen sich die Hucke voll hauen. Wenn ich teilnehmen möchte, wähle ich einen meiner Streiter aus und schiebe ihn an den Waldesrand. Reihum folgen die Spieler. Habe ich mehrere offen ausliegende Charaktere, kann ich ihm nun noch Mitläufer dazulegen, die ihn mit ihrer KTS unterstützen. Deren besondere Fähigkeiten gelten nicht.
Nachdem kein Spieler weitere Tiere in das Gemetzel schicken will, also jeder ein Mal gepasst hat, folgen die Unterstützungskarten. Jeder legt verdeckt die Karten, mit denen er seine Tiere unterstützen will. Da gibt es Karten, die die KTS erhöhen und Karten, die andere Karten aus dem Spiel nehmen oder deren KTS verändern. So kann Schnorke, die Fledermaus mit der Karte "Biss" die KTS eines Gegners auf 1 setzen. "Biss" bleibt bei Schnorke für den Rest des Spiels liegen, andere Unterstützungskarten wandern nach dem Kampf auf die Müllhalde. Auch Jumbo kann eine Unterstützungskarte dauerhaft nutzen, den Knüppel. Der gibt dem stärksten Igel, KTS 5, noch +3. Aber auch Jumbo ist nicht stark genug, um gegen ein Auto auf der Waldstraße anzutreten…
Der Spieler, dessen KTS am größten ist, ist der Gewinner des Kampfes und darf 2 Futterkarten aus dem Wald nehmen. Damit man nicht unschlagbar ist, müssen alle Tiere, die gerade gekämpft haben, eine Runde schlafen. Dazu drehe ich sie um. So können dann auch die Spieler, die sich aus dem Kampf raus gehalten haben im nächsten gute Chancen haben. Sollte ein Unentschieden entstehen, bekommen alle Parteien, die an dem Unentschieden beteiligt sind, eine Futterkarte. Sollte ich am Ende der Runde zwei Karten auf der Hand haben, die ich nicht nutzen kann, zum Beispiel eine Karte nur für Igel, das Fixerbesteck und eine Karte nur für Hasen, den Hasenbau, darf ich diese Karten auf die Müllhalde legen und eine neue Karte ziehen. Mit „Holla die Waldfee“ kann ich eine Karte von der Müllhalde wieder auf meine Hand nehmen, auch einen gefallenen Kameraden. Sind alle Futterkarten weggesammelt, gewinnt der Spieler, der die wertvollsten sammeln konnte.
Igels ist schon in erster Linie ein Glücksspiel. Die Unterstürzungskarten sind sehr unterschiedlich, von +7 KTS bis +1. Manche Karten sind sogar noch wertvoller, so kann ich mit dem Grashüpfer den Kampf sofort gewinnen oder mit einer anderen einen Gegner auf der Waldautobahn überfahren lassen.
Das Spiel befindet sich die ganze Zeit auf einem sehr schmalen Grad zwischen Humor und Zynismus. So ist die Müllkippe als letzter Ruheort der verprügelten, überfahrenen oder anderweitig beseitigten Tiere sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack. Die Ideen für die Karten und für die verschiedenen Charaktere sind schon lustig, aber auch hier eine Geschmacksfrage: „Mux Labermaus … ist eine weiße Versuchsmaus mit Stromversorgung. Einmal im Spiel kann seine Batterie überhitzen, und er hat dann eine KTS von 8 (sonst 2). Das grillt sein Gehirn so sehr, dass er anschließend auf die Müllhalde kommt.“ Oder der „Junk-Igel … ist als Kind in eine Spritze getreten. Jetzt ist er leider süchtig. Kombiniert mit dem Fixbesteck hat Junk-Igel eine KTS von 5.“ Ist das noch witzig oder eher makaber? Lustig ist sicherlich: „Futty die Spitzmaus … ist immer spitz. Eine Hormonstörung beeinflusst stark seinen Fortpflanzungsdrang. Weibliche Gegner dürfen nicht gegen ihn kämpfen und treten sofort die Flucht an.“
So unterschiedlich die Charaktere und der Witz der Karten, so unterschiedlich sind auch die Zeichnungen. Manche sind einfach zum Brüllen, bei anderen fragt man sich schon, ob das 10-Jährige unbedingt spielen sollten. Besonders in unserer Zeit mit der Debatte um "Killerspiele".
Wie dem auch sei, wenn man sich ein wenig auf diesen Humor einlässt und keine Probleme damit hat, kleine niedliche Hasen so sehr zu verkloppen, dass sie auf der Müllhalde landen, kann man das Spiel gerne und öfter spielen. Als Alternative zu Munchkin gut zu empfehlen. Achten Sie aber darauf, dass Sie es in der richtigen Gruppe spielen, denn sonst werden Ihre Mitspieler das Spiel schnell vom Tisch räumen.
Eines muss aber auch noch einmal erwähnt werden: Bis auf die Futterkarten sind alle Karten unterschiedlich gestaltet. Das ist sicherlich eine Menge Arbeit. Und die Zeichnungen sehen besser aus als die von Munchkin. Das gibt dem Spiel eine Menge Atmosphäre und Witz. Nicht jeder wird diese Art Grafiken mögen und nicht jeder wird den Spielmechanismus toll finden, aber es wurde viel in das Spiel hineingesteckt. Manchmal zuviel, so kann eine Runde leicht mal die 60 Minuten Vorgabe sprengen und sich ein wenig hinziehen. Wenn aber vier Spieler zusammen finden, die diese Art Spiele mögen und mit Ihren Helden mitfühlen, dann vergeht die Zeit mitunter wie im Fluge.
Sie sollten Igels - Das Kartenspiel kaufen, wenn Sie: | Sie sollten Igels - Das Kartenspiel nicht kaufen, wenn Sie: | - lustige Spiele mit lustigen Grafiken und lustigen Texten mögen | - diese Art Humor nicht mögen | - Spiele wie Magic mögen | - auch Munchkin eher mäßig finden | - eben mal kurz Lust auf was Lustiges haben | - schon an den Regeln verzweifeln | - die Sache nicht zu ernst nehmen | - KTS und Kleintiernachziehstapel albern finden | | - Häschen soooooooo knuddelig finden | | |
|
KurzinfosIgels - Das KartenspielGesamtbewertung AutorMario Coopmann VerlagPegasus SpieleErscheinungsjahr2005 Spieleranzahl3 - 4 Dauerca. 60 Min. Alterab 10 Jahren Preisca. 12 € Besucher-WertungSie kennen Igels - Das Kartenspiel? Wie viele Sterne würden Sie vergeben?
Error connecting to mysql |
|