| HexenhammerBrenn du Hex'In ein Zeitalter, das so dunkel war, dass man es mit Scheiterhaufen erhellen musste, werden die Spieler vom "Hexenhammer" entführt. Eigentlich wurde der Hexenhammer (Malleus meleficarum) von Jakob Sprenger und Heinrich Institoris 1487 veröffentlicht. Beide waren dominikanische Inquisitoren, die ein Kompendium gegen das Hexenwesen herausgeben wollten. Zweieinhalb Jahrhunderte galt der Hexenhammer als das Werk zum Erkennen von Hexerei. Unzählige Menschen fanden den Tod auf dem Scheiterhaufen.
Und nun sollen wir das nachspielen? Nun, "Hexenhammer" wird unter der "Schwarzen Reihe" geführt, man soll schon mal wissen, dass es geschmacklos und makaber zugehen wird.
Jeder Spieler versucht seine eigenen Dorfbewohner zu retten und die Bewohner der anderen Spieler zu verbrennen. So hat jeder Charakter zwei Werte: den Wert, den der Spieler bekommt, der ihn bis zum Ende des Spiels behält (Drudenfuß) und den Wert, den der Inquisitor bekommt, wenn er ihn verbrennt (Zündhölzer).
Dazu gliedert sich das Spiel in vier Phasen: In der ersten Phase "Die Anklage" Spielen die Spieler reihum Anklagen gegen andere Bewohner. Jeder darf von seinen Handkarten so viele Karten spielen, wie er noch Bewohner vor sich liegen hat. Jeder Bewohner hat eine besondere Eigenschaft. Der Landstreicher Raphael kann Gegenanklagen ein größeres Gewicht geben (+1) oder der Pappenheimer Burckhardt gibt +1 auf Verwechslung. Außerdem darf man bestimmte Karten immer spielen, um andere Karten abzuwehren oder weiterzureichen. In Phase 2, "Die Eynkerkerung" werden Karten außerhalb der Reihenfolge gespielt, jeder spielt wann er lustig ist, was zu allgemeinem Chaos führt. Diese Phase nervt gewaltig, da sie eigentlich nicht anders ist als die davor. Ausnahme: Es gibt Karten die die Runde an dieser Stelle abbrechen. Phase 3 heißt "Der Glaubensprozess". Jeder Spieler darf eine Karte spielen, die Person, die am Ende der Runde am "heißesten" brennt, ist die Hex und wird verbrannt. In Phase 4, "Hinweise sammeln" ergänzen die Spieler ihre Hand auf 6 Karten.
Phase 1 dauert so lange, bis ein Spieler sagt, er sei der Inquisitor. Er übernimmt die Anklage. Alle Bewohner haben einen Scheiterhaufen unter sich liegen, der durch Karten in allen Phasen verändert werden kann. Auf der ersten Seite geht er bis 9, auf der andern Seite bis 18. Der Bewohner, der zurzeit am höchsten brennt, ist die augenblickliche Hexe. Sollte sich das bis zum Ende von Phase 3 ändern, wird jemand anderes verbrannt.
So gehen die Runden dahin, jeder versucht die anderen heller brennen zu lassen und als Inquisitor die meisten Punkte zu sammeln. Das Spiel endet, wenn nur noch so viele Dörfler leben, wie Spieler mitspielen.
An sich ist "Hexenhammer" ein Kartenabwerfspiel, das auch einen anderen beliebigen Hintergrund haben könnte. Warum es unbedingt der der Hexenverbrennung sein muss, bleibt zu raten. Strategie darf man nicht wirklich erwarten, da es auf die Karten ankommt, die man zieht. Natürlich muss man überlegen, wann man welche spielt, aber oft genug spielt man einfach alle, die man spielen kann und wehrt Karten ab, die zuviel Zunder zu den eigenen Bewohnern bringen. Da das Spielgeschehen davon abhängt, welche Karten gespielt werden, ist es in erster Linie ein Glücksspiel. Das Material ist gut, auch wenn die Grafiken gewöhnungsbedürftig sind. Die Regel ist allerdings eine Zumutung. Durch die "altertümliche" Schrift ist sie schwer zu lesen und beim Vorlesen schläft sicherlich der eine oder andere Spieler ein. Der Satzbau ist kompliziert, der Aufbau der Regel macht das Erlernen schwierig. Spielspaß kommt nicht sehr auf, da uns das Thema nicht zu sehr anspricht. Das Spielprinzip ist nicht neu, so kann das Spiel Spielern, die diese Art der Kartenspiele mögen und ihre Gegner gerne brennen sehen, durchaus besser gefallen, als uns.
Da das Spiel sich zu keinem Zeitpunkt kritisch mit dem Geschehen auseinander setzt, finden wir es geschmacklos und nicht lustig. Wenn zum Beispiel am Ende der Spieler mit den meisten Verbrennungen Punkte abgezogen bekommen würde, oder der mit den wenigsten noch Punkte dazu, wäre immerhin noch eine dünne Moral im Spiel enthalten.
Die Frage ist doch: Wenn der Inhalt beliebig ist, wann kommen die Autoren auf die Idee ein solches Spiel mit Muslimen, Schwulen oder gar Juden zu veröffentlichen? Nur weil die Zeit der Hexenverbrennungen schon einige Jahrhunderte vorbei ist, ist das Thema dennoch nicht weniger traurig oder eher geeignet für ein Gesellschaftsspiel – eine Rettung wäre vielleicht ein solches Spiel als Kriegsverbrechertribunal herauszubringen.
Rundum erhalten Sie mit "Hexenhammer" ein solides Spielprinzip mit schlechter Regel und einem moralisch fragwürdigen Hintergrund. Ganz nett ist die Idee, einige Wörter auf "alt" zu trimmen.
"Hexenhammer" kann man auf der
Homepage des Sphinx-Verlages bestellen.
Sie sollten Hexenhammer kaufen, wenn Sie: | Sie sollten Hexenhammer nicht kaufen, wenn Sie: | - schon als Kind gerne Fliegen verbrannt haben | - über ein Fünkchen Moral verfügen | - Spiele dieser Art ganz nett finden | - rote Haare haben | - immer ein Buch, eine Kerze und eine Glocke dabei haben | - Verleumndungen und Bespitzelungen nicht ertragen | - wenig Interesse an geschichtlicher Aufarbeitung haben | - ein gebranntes Kind sind | | | | |
Strategie / Taktik | | | Glück / Zufall | | Interaktion | | Material | | Anleitung | | Spielspaß | | | Buy Game on
| Preis / Leistung | |
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KurzinfosHexenhammerGesamtbewertung AutorTyler Siegman, Henning Poehl VerlagSphinx SpieleverlagErscheinungsjahr2004 Spieleranzahl3 - 5 Dauerca. 60 Min. Alterab 16 Jahren Preisca. 11 € Besucher-WertungSie kennen Hexenhammer? Wie viele Sterne würden Sie vergeben?
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