| HelvetiaDörfer bauen - Paare trauenWenn man Kennern der Spieleszene Glauben schenken darf, dann sind Kosmos Spiele in der Regel nicht allzu komplex. Helvetia ist keine Ausnahme, kommt aber an die richtig komplexen Spiele schon recht nah ran. Es gibt Produktionsketten, die genutzt werden wollen, damit wir unser Ziel von 20 Siegpunkten erreichen können. Außerdem gibt es eine Art Worker-Placement, das sich nicht unweigerlich allen sofort erschließt und man deshalb erst einmal die eine oder andere Partie spielen muss, damit alle auf dem gleichen Verständnislevel angekommen sind.
Das Schwierige, und damit leicht Übersehbare, sind die Dörfer der anderen Spieler. Eigentlich sind sie groß genug, so dass man sie nicht übersehen sollte, aber die Symbole auf den Ertragsplättchen sind es nicht. Genauso schwer zu erkennen sind die Unterschiede der Figuren, da Männlein und Weiblein sich eigentlich nur an dem minimalen Größenunterschied unterscheiden lassen. Immer wieder muss man nachfragen, ob dies denn auch ein Mann sei, oder eben eine Dame.
Ansonstes spielt sich Helvetia aber flüssig, besonders, wenn man schon einige Partien hinter sich gebracht hat.
Jeder Spieler verfügt über ein Dorf, an das wir Produktionsplättchen anlegen können. Die Grundprodukte sind Stein, Holz und Ziegel. Dazu kommen noch Korn, Eisen und Wasser. Mit den ersten drei baue ich die einfachen neuen Gebäude, mit den zweiten drei die etwas komplexeren. Die richtig guten baue ich erst mit den Endprodukten: Kuh, Schaf, Eisen, Bier, Brot oder Butter.
Aus der Ziege bekomme ich Fell, aus dem Eisen Glocken, aus der Kuh Fleisch. All diese Produkte finden sich in der Mitte des Planes wieder; bringe ich sie mit dem Furhmann dorthin, bekomme ich einen Siegpunkt, für die besseren Produkte ein Siegpunktplättchen dazu, wenn ich der erste bin, der es dort abliefert.
Zentral für das Spiel sind die Menschen, Frauen und Männer. Sie produzieren die Güter, entweder in meinem Dorf oder in dem Dorf der anderen Spieler. Um eine Figur in ein anderes Dorf zu bekommen, muss ich die Aktion Pastor wählen und meine eigenen Figuren verheiraten. Nun können sie ebenfalls das von meinem Mitspieler errichtete Gebäude nutzen. Nutzt eine Figur ein Gebäude, ist sie so geschafft, dass sie sich erst einmal schlafen legen muss. Nur mit den Nachtwächter, der immer nur ein Viertel eines Dorfes, eigenes oder fremdes, aufweckt, ist die Figur wieder für die Produktion einsetzbar.
Ebenfalls zentral sind die fünf Aktionen:
Baumeister: Mit ihm baue ich pro Aktionsscheibe, die ich dort ablege, ein neues Gebäude, sofern ich die entsprechenden Materialien habe. Die drei Grundmaterialien kann ich bei ihm erwerben, dies kostet ebenfalls je Mangel eine Aktionsscheibe.
Fuhrmann: Er bringt meine produzierten Güter in die Stadt. Je Gut eine Scheibe.
Nachtwächter: Er weckt ein Viertel auf. In diesem Viertel wachen alle Figuren auf, egal wem sie gehören.
Pastor: Je Scheibe kann ich ein Paar zusammenbringen. Auch wenn die Schweiz sehr fortschrittlich ist, gibt es noch keine gleichgeschlechtlichen Ehen. So müssen sich immer Mann und Frau treffen. Ich darf nur in anderen Dörfern heiraten.
Hebamme: Pro Scheibe darf ich einem Paar einen Nachwuchs in das Haus stellen. In mehreren Runden kann das gleiche Paar mehrere Kinder bekommen.
Nach der Regel verfügt jeder Spieler zu Beginn über vier Scheiben, also vier Aktionen. Die anderen werden auf die Dörfer zur Rechten und Linken verteilt, so dass man maximal 6 Aktionen haben kann. Diese anderen Scheiben bekommt man dann als Mitgift, wenn man in ein anderes Dorf einheiratet. Dies kann aber für den letzten Spieler in der Runde nachteilig sein, so dass man lieber gleich alle sechs Scheiben an die Spieler verteilt. Bin ich nun an der Reihe, wähle ich eine der fünf Aktionen aus und entscheide mich, wie oft ich diese nutzen möchte - entsprechend viele Scheiben lege ich dort ab. Komme ich erneut an die Reihe kann ich die gleiche Aktion noch einmal wählen oder mich für eine neue entscheiden. Hat nur noch ein Spieler Scheiben, endet die Runde und dieser Spieler erhält das Startspielerplättchen, welches einen Siegpunkt wert ist. Seine übrigen Aktionen verfallen.
Am Ende einer Runde werden die Siegpunkte immer wieder von Null an gezählt. Man sammelt sie also immer aufs Neue. So bekommen die Spieler, die die meisten Scheiben bei einer Aktion liegen haben das Plättchen dieser Aktion, welches ebenfalls einen Siegpunkt wert ist. Desweiteren sind die gelieferten Waren je einen Siegpunkt wert, die Plättchen, die man bekommt, wenn man als Erster etwas abliefert und die Plättchen, die für Sondererrungenschaften stehen, wie als Erster die drei Grundrohstoffe geliefert zu haben.
Um zu produzieren brauche ich meine Männer und Frauen. Will ich etwas bauen, das einen Ziegel, ein Holz und einen Stein erfordert, lege ich die Figuren auf den entsprechenden Plättchen auf die Seite, und schon kann ich mit einer Aktionsscheibe ein Gebäude an mein Dorf legen. Ist es ein Gut, das ich produzieren will, verfahre ich gleich: Ich lege alle beteiligten Figuren auf die Seite. So drehe ich den Wasserproduzenten um, dann den Ziegenhirten, da Ziegen in der Produktion Wasser benötigen, und schließlich den Ledergerber, der mir nun ein Leder in die Stadt liefern kann. Produzieren geht nicht fürs Lager, so muss ich die Aktion Fuhrmann gewählt haben, damit sich mein Leder in der Stadt in einen Holzklotz verändert.
Spielt man das Spiel erst einmal, wird so manches, das sich nur recht schwer ohne das Material erklären lässt, schnell deutlich. Wie bei vielen anderen komplexeren Spielen, muss ich immer sehen, dass meine Bewohner wach sind, damit sie die entsprechende Aktion ausführen können und ich so bauen oder Waren in die Stadt bringen kann. Da man nichts lagern kann, muss immer darauf geachtet werden, dass die Waren, die ich liefern will, auch produziert werden können. Außerdem ist es gut, immer genügend Kinder zu zeugen, damit ich zum einen eigene, neue Gebäude besetzen kann und zum anderen sie in andere Dörfer verheiraten kann, da alle Gebäude nur begrenzt vorhanden sind und nicht jeder Spieler jedes bauen kann. So kann ich den Baueifer der anderen Spieler für mich nutzen. Kinder, die gerade geboren werden, kommen in der nächsten Runde zunächst einmal in die Schule. Von da aus kann ich sie zwar verheiraten, will ich sie aber in meinem eigenen Dorf nutzen, muss ich noch eine Runde warten.
Das Spiel endet, wenn es einem Spieler gelingt am Ende einer Runde 20 Punkte zu haben. Da einige Punkte immer wieder neue verteilt werden, ist es schon wichtig, viele Waren in die Stadt geliefert zu haben und eventuell Sonderplättchen abgegriffen zu haben. In den Stapeln der späteren Phasen gibt es Gebäude, die 3 Siegpunkte wert sind. Sie müssen nicht besetzt werden, was ein Vorteil ist. Wer auf sie verzichtet, wird es schwer haben die 20 Punkte zu erreichen.
Helvetia hat in allen Runden gefallen, auch wenn es kritische Stimmen gab. Besonders die geringen Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden - zu Recht - bemängelt. Außerdem sind, wie schon erwähnt, die Symbole was die Plättchen produzieren, nicht sonderlich groß und leicht durch das sich dort befindliche Ehepaar verdeckt, so dass man immer wieder nachfragen und schauen muss, über welche Rohstoffe man eigentlich verfügt. Dennoch ist Helvetia sehr zu empfehlen, gerade weil es ein wenig Kosmos-untypisch ist und ein gutes Gleichgewicht zwischen leicht spielbar und dennoch komplex genug um auch Vielspieler zu fesseln besitzt.
Sie sollten Helvetia kaufen, wenn Sie: | Sie sollten Helvetia nicht kaufen, wenn Sie: | - ein wirklich rundes Strategiespiel suchen | - meinen, dass die Toblerone fehle | - gerne Produktionsketten aufbauen | - keine Spiele mögen, die länger als 60 Minuten dauern | - die Möglichkeit mögen, nicht alles selbst machen zu müssen, sondern auch von den anderen Spielern zu profitieren | - nicht wollen, dass Nassauer und Parasiten sich an Ihren Mühen laben | | | | | | |
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KurzinfosHelvetiaGesamtbewertung AutorMatthias Cramer VerlagKosmosErscheinungsjahr2011 Spieleranzahl2 - 4 Dauerca. 60 - 90 Min. Alterab 12 Jahren Preisca. 26 € Besucher-WertungSie kennen Helvetia? Wie viele Sterne würden Sie vergeben?
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