Hase und Igel

Voll auf Möhre

Spiel des Jahres 1979

Manche Klassiker sterben nie. Und einige verdienen auch die Unsterblichkeit. Zum Beispiel "Hase & Igel". Es ist zwar schon 23 Jahre her, dass ich es zum ersten Mal spielte und in der Zwischenzeit gab es genügend Ablenkung, aber nun griffen wir wieder zu dem guten alten Hasenspiel. Grund war eigentlich nur, dass wir zu sechst waren und die neuen Spiele ja mehr auf 3-4 Spieler setzen. So wurde aus der Not die bekannte Tugend und wir nahmen uns des alten Klassikers wieder an (Klassiker sind eigentlich ja immer alt, also überlesen Sie das bitte. Ich hasse überflüssige Adjektive).
Insgesamt waren wir sehr überrascht, dass schon am Ende der 70er Jahre ein Spiel wie Hase & Igel erscheinen konnte. Der liebevoll und bunt gestaltete Spielplan, die festen Karten, die Ablage der Möhrenkarten auf dem Spielfeld, die Schachteleinlage und natürlich das herausragende Spielprinzip.

Der Anfang der Geschichte könnte auch als "Die Tiere des Waldes"-Witz beginnen. Der freche, clevere und mit Allerweltsgesicht ausgestattete Igel meint er könne schneller laufen als der Hase. (Sollte ich je "Meister Lampe" schreiben, verdiene ich böse Kritik, Synonyme sollte man nicht überanstrengen) Das kann ja nur ein Witz sein, denkt sich der Hase und nimmt dieses scheinbar ungerechte Rennen an. Das Ende kennen alle: mit Hilfe seiner Frau, oder war es die Zwillingsschwester?, gewinnt der Igel dieses Rennen. Also mit Beschiss. Aber na gut, so bekam der arrogante Möhrenfresser, hier passt ein Synonym ausnahmsweise mal, einen Denkzettel verpasst. Richtig so, dieser Angeber! Im Spiel wird das Thema ein wenig verfremdet, da man nicht weiß, bin ich Hase oder Igel. Man rennt halt einfach so los. Aber schon damals gewann der Spieler, der als erster das Ziel erreichte. Gewinnfrage: Woran kann man erkennen, dass "Hase & Igel" eigentlich ein Kinderspiel ist? Es wird gespielt, bis alle Hasen/Igel im Ziel angekommen sind. Heute will keiner mehr wissen, dass man bei Hase und Igel Fünfter geworden ist. Jedenfalls sollte man es nicht in seine Bewerbung schreiben. Damals konnte man damit vielleicht noch angeben.
Das Spielfeld zeigt einen Parcours, der sich vom Start bis zum Ziel erstreckt. Wer hätte das gedacht. Okay, wieder ernst. Die Bewegung auf dem Spielfeld kostet Möhren. Je weiter ich laufen will, desto mehr Möhren muss ich bezahlen. Am Anfang verfügt jeder Spieler über 68 Möhren, im Spiel zu fünft oder sechst sind es 98. Außerdem erhält man 3 Salate, die vor dem Einmarsch ins Ziel verputzt werden müssen. Es gibt folgende Felder:

Zahlenfelder: Befinde ich mich am Anfang meines Zuges auf einem Zahlenfeld bekomme ich die Zahl x 10 an Möhren. Da ich ständig Möhren brauche, sind diese Felder sehr begehrt.
Felder mit Möhren: Anstatt zu ziehen, kann ich in der nächsten Runde entweder 10 Möhren nehmen oder abgeben. Später ist die letztere Option durchaus wichtig, da man als Erster nur mit maximal 10 Möhren ins Ziel rauschen darf. Der Zweite kann bis zu 20 Möhren noch auf der Hand halten.
Hasenfelder: Lande ich auf einem Hasenfeld, ziehe ich eine Hasenscharte, äh, Hasenkarte und befolge den Text. Am Anfang kann man ruhig mal auf einem solchen Feld landen, denn circa 66 % der Karten sind positiv. Später sollte man sie meiden, denn "Rücke zurück auf das letzte (freie) Möhrenfeld" kann den Sieg kosten.
Igelfelder: Diese dürfen nur rückwärts betreten werden. Dafür bekomme ich die Anzahl der zurückgegangenen Felder x 10 an Möhren. Sollte ein Igelfeld schon besetzt sein, darf ich nicht auf das nächste zurückfallen. Allerdings darf ich von einem Igelfeld auf ein anderes zurückgehen.
Salatfelder: Hier kann man einen Salat fressen. Danach muss man das Feld räumen. Fürs Fressen bekomme ich meine Position x 10 Möhren.

Nun noch eine Beschreibung einer Runde für diejenigen, die lieber ins Geschehen eintauchen:
Ich darf anfangen und zahle 28 Möhren, damit ich auf das erste Salatfeld komme. Gerd zahlt nur eine Möhre und landet auf einem Hasenfeld. Der Text besagt, dass er entweder 10 Möhren nehmen oder abgeben darf. Er nimmt. Immo zahlt 21 und landet auf dem dritten Hasenfeld. Seine Karte sagt, dass er sofort eine Position zurückfallen soll, also landet er wieder am Start. Burkhard wählt ebenfalls 21, das Hasenfeld ist ja nun frei, und darf einen Salat sofort fressen. Dafür bekommt er 20 Möhren, da er Zweiter ist. Manche haben auch immer Glück. Nun bin ich an der Reihe, fresse den Salat, bekomme 10 Möhren und gebe eine Salatkarte ab, nicht vergessen! Gerd…

"Hase und Igel" ist auch nach 26 Jahren ein sehr schönes Spiel. Material und Idee haben die Zeit überdauert und auch die Neuauflage von Abacus kann daran nichts ändern. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und kann die anderen nicht für seine Fehlkalkulationen verantwortlich machen. Die Hasenkarten bringen zwar etwas Glück ins Spiel, aber man zwingt mich nicht, darauf zu ziehen. Wenn Sie es noch nicht gespielt haben, machen Sie einen Bogen um die Abacus-Ausgabe. Zu grell, zu cool. Ersteigern Sie das Original oder die zweite Auflage aus den 80ern lieber bei Ebay. Eigentlich ein Muss… was heißt eigentlich?

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