| GaunerGeklonte Gauner Manche Spiele kommen ohne eine dahinterstehende Story aus, beispielsweise Elfer raus und Halma. Manche andere weisen eine mehr oder weniger ausgefeilte Story auf, beispielsweise Schach und Capone. Gauner hingegen stellt diesbezüglich einen Kompromiss dar: Zwar gibt es ein Gefängnis, und die Spielkarten stellen offenbar Gauner dar, aber das war's auch schon. Was die allgemeinen Auslage darstellen soll, in der einige Karten bei Spielbeginn liegen, was es bedeuten soll, wenn Karten auf der Hand genommen werden oder die Auslage aufgefüllt wird, bleibt im Dunkeln. Lediglich wenn Karten ausgespielt werden, stellen sie nach Auskunft des Textes auf der Schachtel-Rückseite „Helfershelfer“ dar.
Ebenso einen Kompromiss stellt die Gestaltung der Karten dar: Wir sehen 7 „Sorten“ von Gaunern, von der häufigsten sind 24 Stück im Spiel, von der seltensten 6. Nur sind alle Karten einer Sorte genau gleich gestaltet – ein Erfolg der Klon-Technologie? Dass es auch mit etwas mehr Abwechslung geht, belegt beispielsweise Family Business. Immerhin sind zwei dieser Gauner-Sorten Gaunerinnen.
Wie es läuft
Der Spielmechanismus ist übersichtlich, bietet aber einige taktische und strategische Möglichkeiten: Zu Beginn des Spiels liegen in der Tischmitte drei Reihen à 10 Gaunern. Diese Auslage wird aus einem gemischten Stapel gebildet, sodass mal gleiche Gauner nebeneinander liegen, mal nicht. Sowohl mehrere gleiche als auch einzelne Gauner-Karten gelten als Gruppen. Wer dran ist, macht in dieser Reihenfolge dreierlei:
Sie nimmt von einem Ende einer der Reihen eine Gruppe auf die Hand und befördert die unmittelbar danebenliegende Gruppe ins Gefängnis. Dieses bildet eine eigene Auslage, innerhalb derer jederzeit erkennbar sein muss, wieviele Gauner einer Sorte bereits inhaftiert sind.
Wer möchte, kann nun eine Sorte Gauner aus der Hand vor sich auslegen. Auch hier muss jederzeit die Anzahl erkennbar sein.
An die Stelle der zuletzt abgeräumten Gruppe tritt in die Auslage in der Tischmitte nun die oberste Karte vom Nachziehstapel.
So geht es reihum, wobei fürs Auslegen zwei Beschränkungen gelten: An eigene Gauner-Karten dürfen keine weiteren Karten derselben Sorte angelegt werden. Und wer Gauner-Karten auslegen möchte, muss davon mehr auf einen Rutsch auslegen können als bereits vor einer MitspielerIn ausliegen.
Irgendwann ist das Gefängnis voll: Wenn von mindestens 6 Gauner-Sorten mindestens 2 Karten im Gefängnis sind oder von mindestens 2 Gauner-Sorten mindestens 6. Dann kommt es zu einer Wertung, von denen es in diesem Spiel genau 3 gibt: Alle maximal 7 im Gefängnis vertretenden Gauner-Sorten wandern zu den SpielerInnen, die von der jeweiligen Sorte mindestens eine Karte vor sich liegen haben. Die zuvor vor den SpielerInnen liegenden Gauner-Karten werden dabei abgelegt. Nachdem das Gefängnis leergeräumt wurde, erhalten die SpielerInnen Punkte für die nunmehr vor ihnen versammelten ehemaligen Insassen: Die Anzahl der Karten wird mit der Anzahl der Sorten malgenommen und notiert. Danach werden alle vor den SpielerInnen ausliegenden Gauner-Karten auf den Ablagestapel befördert.
Klingt einfach? Ist es auch. Taktische und strategische Elemente ergeben sich aus der Entscheidung, von welcher der maximal sechs Reihen-Enden jemand Gauner aufnimmt bzw. ins Gefängnis schickt. Beispielsweise kann die Spielerin dabei anderen eine eher große Gruppe wegschnappen, eine Gruppe ins Gefängnis schicken, von der sie bereits etliche vor sich ausliegen hat. Auch ein Element ist das Auslösen einer Wertung kurz bevor Mitspielende noch eine (weitere) Gauner-Sorte vor sich auslegen können. Allerdings erkauft sich die eine Wertung auslösende SpielerIn das damit, dass sie keine Karten mehr ausspielen darf.
Wenn irgendwann zwischendrin die drei Reihen der allgemeinen Auslage in der Tischmitte (fast) aufgebraucht sind, werden drei neue Reihen à 10 Karten ausgelegt.
Und, macht's Spaß?
Naja, das hängt auch davon ab, ob die Beteiligten die Spielregeln bereits kennen, ob sie sie sich erklären lassen oder ob sie sie sich erst erarbeiten müssen. Da der Spielmechanismus zwar übersichtlich, aber ungewohnt ist, kann es beim Erarbeiten schon mal zu falschen Vorstellungen kommen, die es dann erst einmal geradezurücken gilt. Auch bedarf es einer gewissen Zeit bis sich die Reihenfolge und die Regeln einprägen und sich Routine einstellt.
Übermäßig intensiv sind die Interaktions-Möglichkeiten nicht, dafür spielt ein nicht unerhebliches Glücks-Element hinein. Daher sind Spielzüge nicht recht im voraus planbar. Auch wurde bemängelt, dass die SpielerIn einen überproportionalen Vorteil haben kann, die den ersten Zugriff auf eine frische Auslage hat.
Wesentliches Element für die Spannung: Soll ich lieber früh wenige Handkarten ausspielen oder lieber zunächst lange sammeln und dann etliche gleiche auslegen? Wer kommt mir im zweiten Fall mit einer noch mächtigeren Aussage derselben Sorte zuvor, und wer löst eine Wertung aus, bevor ich zum Auslegen komme? Kinder, die sich gut merken können (und merken wollen), wer welche Karten auf die Hand genommen hat, könnten hier einen strategischen Vorteil haben.
Kurzes Fazit: Uns hat dieses Spiel nicht begeistert. Als letztes Spiel des Abends mag es in Frage kommen, als Hauptbeitrag zur Unterhaltung hingegen nicht.
Die stabile Schachtel enthält eine erstaunlich kleine Spielregel, die anhand von Beispielen das Erlernen erleichtert. Wäre die Karten etwas kleiner, würde sich „Gauner“ auch bei begrenzten Platzverhältnissen gut spielen lassen.
Dirk Bake
Sie sollten Gauner kaufen, wenn Sie: | Sie sollten Gauner nicht kaufen, wenn Sie: | - noch ein weiteres Spiel brauchen, das am Ende von Spieleabenden verbleibende Minuten füllen kann, | - etwas höhere Ansprüche an stimmige Gestaltung stellen, | - alle im kriminellen Milieu angesiedelten Spiele unbedingt haben müssen, | - erwarten, dass einer Spielschachtel Papier und Bleistift beiliegen, wenn Punktezahlen notiert werden müssen, | - Kinder ab 8 Jahren an ebendieses Milieu heranführen möchten. | - für jedes Spiel eine komplett ausgearbeitete Story benötigen, die allen Spiel-Elementen bestimmte Rollen zuweist. | | | | | | |
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KurzinfosGaunerGesamtbewertung AutorFlorian Racky VerlagNürnberger-SpielkartenErscheinungsjahr2013 Spieleranzahl2 - 4 Dauerca. 30 - 40 Min. Alterab 8 Jahren Preisca. 8 € Besucher-WertungSie kennen Gauner? Wie viele Sterne würden Sie vergeben?
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