| GangsterWer ist der fieseste Gangsterboss?Warum ich mich mit dieser Rezension so schwer tue, weiß ich nicht. Eigentlich sollte es mir leicht fallen, da Gangster ein gutes Spiel ist und ich lieber über gute als über schlechte Spiele schreibe. Aber manchmal will mir einfach kein Anfang einfallen. Die üblichen Anfänge habe ich mittlerweile alle durch und der Leser will ja auch mal etwas Neues lesen. Zu Recht!
Aber wie anfangen? „Damals, als in Chicago die Prohibition herrschte…“ oder lieber „Chicago: Noch heute ein Sündenpfuhl.“ Hin und wieder ist es einfach nur schwer. Aber da fällt mir ein Zitat ein: „In den See! In den See! Mit einem Gewicht an den Füßen!“ Ja, das passt. Das passt sogar hervorragend, denn die Spieler „entsorgen“ feindliche Gangster im Lake Michigan; eben mit einem Gewicht an den Füßen. Oder eben mit einem perfekt sitzendem Paar neuer Schuhe.
„Mit einem freundlichen Wort und einer Pistole erreicht man mehr als mit einem freundlichen Wort allein.“ (Al Capone)
Chicago in den 1930er Jahren. Kein Alkohol, aber dafür Blaue Bohnen satt. Jeder Spieler, seines Zeichens Gangsterboss, will die Kontrolle über die verschiedenen Stadtteile Chicagos erlangen. Dazu platzieren sie ihre Gangster in den Stadtteilen und laden feindliche Gangster in den Kofferraum um sie entweder im Hafenbecken zu einem „Sizilianischen Frühstück“ einzuladen oder sie in einem anderen Stadtteil mit einem blauen Auge wieder auf die Straße zu schmeißen.
Zu Beginn ist das Verbrecherimperium noch relativ übersichtlich: alle Spieler beginnen mit zwei Gangstern, auf zwei Stadtteile verteilt. Die 15 Punktetafeln werden gut gemischt und auf die 10 Stadtteile gelegt, die übrigen kommen aus dem Spiel. So ist bei jedem Spiel die Startaufstellung anders, die Stadtteile sind unterschiedlich interessant. Denn auf den Punktetafeln wird festgehalten, wie viele Punkte der Stadtteil den Spielern bringt und wer, in der Reihenfolge der meisten Gangster, wie viele Punkte bekommt: Zum Beispiel 2/4/3/5. Die ersten Gangster in einem Stadtteil werden immer auf das linke obere Feld gestellt. Alle anderen rechts davon. Kommt es zu einer Wertung, erhalten die Spieler gemäß ihrer Reihenfolge Punkte auf der Kramer`schen Punkteleiste. Führender Spieler ist, wer die meisten Gangster in einem Stadtteil stehen hat. Bei Gleichstand ist derjenige Führender, der den am weitesten vorne stehenden Gangster besitzt. Bei machen Punktetafeln ist es besser nicht der Erste zu sein, da es für den Zweiten mehr Punkte gibt. Andere Punktetafeln verteilen nur an drei Spieler Punkte; so müssen die Spieler Prioritäten setzen, wo sie mit wie vielen Gangstern vertreten sein wollen.
Wird ein Gangster von einer Tafel entfernt, bleibt das Kästchen auf dem er stand so lange leer, außer es war das vorderste, bis es von hinten wieder aufgefüllt wird. Das Auffüllen von hinten ist aber das Problem: in keinem unserer Spiele geschah es. Einige der Plättchen haben 16 Felder, selbst bei 5 Spielern dauert es, bis 16 mal dort ein Gangster abgeladen wurde.
Ist ein Spieler an der Reihe, hat er zwei Möglichkeiten: entweder bewegt er sein Auto, fährt also in einen anderen Stadtteil, oder er lädt Gangster ein oder aus. Das erscheint auf den ersten Blick ein wenig mager, was sich mit dem zweiten Blick nur bestärkt.
Das Fahren wird durch Karten geregelt. Jeder hat drei Karten mit einer 1, 2 und 3 vor sich liegen. Will man fahren, dreht man die entsprechende Karte um und bewegt sein Auto so viele Stadtteile. Dabei darf man aber nicht hin- und herfahren. Liegen alle Karten verdeckt und man kommt wieder an die Reihe, beginnt eine neue Runde. Es wird ein Stadtteil gezogen auf den eine Dopplermarke gelegt wird. Liegen auf acht von zehn Stadtteilen eine Marke, ist der Durchgang beendet und es kommt zur Abrechnung.
Nur zwei Aktionsmöglichkeiten sind recht wenig, auch wenn sie ein schnelles Spiel versprechen
Bevor abgerechnet wird, noch einige Informationen zum Ein- bzw. Ausladen. Der normale Gangsterwagen hat Platz für einen Verbrecher im Kofferraum. Will ich mich nicht bewegen, kann ich einen eigenen Gangster aus meinem Vorrat in den Stadtteil legen, oder einen gegnerischen in den Kofferraum zerren. Diesen kann ich entweder in einem anderen Stadtteil wieder auf die Straße schmeißen, oder ich fahre mit ihm an den See. Dort kann ich ihn im Hafenbecken loswerden und darf mir als Belohnung noch eine Sonderausrüstung für mein Auto aussuchen. Drei liegen offen aus, eine muss es sein.
Zu Beginn des Spieles habe ich schon eine bekommen, mehr als zwei passen nicht ins Auto. Die Sonderausrüstungen geben unterschiedliche Vorteile: Der Bodyguard zum Beispiel sorgt dafür, dass in dem Bezirk, in dem ich stehe keine meiner Gangster im Kofferraum landen, mit der Tür kann ich zwei Gangster abladen.
Bei der Abrechnung erhalten die Spieler gemäß der Platzierung ihrer Gangster in den einzelnen Stadtteilen Punkte. Stadtteile mit einem Doppler bringen fünfmal so viele Punkte. Häh?! Das ist natürlich Quatsch. Sie bringen doppelt so viele Punkte (dass ich auch immer alles erklären muss!). Wer nach drei Durchgängen die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
Ist ein Durchgang beendet, bekomme ich 6 neue Gangster; vor dem dritten Durchgang noch einmal 5. Das sind mit den Startgangstern 20 im Spiel. Bei 5 Spielern also 100 Gangster. Bei einer normalen Verteilung der Stadtteilplättchen komme ich auf ungefähr 120 freie Plätze. Das ist eindeutig zu viel. So kann das Spiel seinen Reiz, leere Felder stehen zu lassen und das Feld von hinten aufzuzäumen nicht entfalten. Viele von den 100 Gangstern werden außerdem im Hafenbecken landen und so keine Chance haben, noch einmal woanders ihr Unwesen zu treiben.
Selbst mit 5 Spielern kommt es zu selten zu dieser durchaus netten Idee. Ohne das Nachrücken verliert das Spiel ein wenig an Reiz; wir haben bei unseren weiteren Spielen einfach die Hälfte der Felder pro Stadtteil ignoriert und, siehe da, das Spiel war viel lebendiger. Es kam öfter zu Kämpfen, die Stadtteile waren schneller unter der Kontrolle anderer Spieler.
Dass das Bewegen mit dem Auto dazu führt, dass das Rundenende näher kommt, ist auch eine sehr schöne Idee, die wir nicht verbessern können.
Gangster ist ein lebendiges Spiel, bei dem es dauernd auf und ab geht. Wenn sich aber zwei Spieler besonders in den Haaren haben, führt das dazu, dass andere Spieler klare Vorteile haben. Das Spiel dauert drei Durchgänge, wie oft ich mich dabei bewege ist mir überlassen. Diese Freiheiten, das Spiel schneller voranzubringen oder noch abzuwarten, hat uns sehr gut gefallen. Neben der wirklich sehr stimmigen Grafik und der gut geschriebenen Regel überzeugt das Spielkonzept. Einzig die wenigen Handlungsmöglichkeiten schränken den Spielspaß ein, so dass das Spiel zwar recht flott gespielt werden kann, aber die einzelnen Runden als relativ zäh erfahren werden.
Sie sollten Gangster kaufen, wenn Sie: | Sie sollten Gangster nicht kaufen, wenn Sie: | - „Der Pate“ auswendig kennen | - Polizist sind | - gerne mit einer verrauchten Stimme sprechen | - nicht mal einen Fisch ertränken könnten | - Schmuggler sind | - als Kind nicht Räuber und Gendarm spielten | - Ein stimmiges, schön gestaltetes Spiel spielen wollen | - gerne mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt marschieren | | - mehr als nur zwei Aktionen zur Auswahl brauchen | | |
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KurzinfosGangsterGesamtbewertung AutorThorsten Gimmler VerlagAmigoErscheinungsjahr2007 Spieleranzahl2 - 5 Dauerca. 75 - 90 Min. Alterab 10 Jahren Preisca. 25 € Besucher-WertungSie kennen Gangster? Wie viele Sterne würden Sie vergeben?
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