Fiese Freunde Fette Feten

Fiese Freunde Fette Feten - Brettspiel, Lebensspiel von Marcel-André Casasola & Friedemann Friese

Fang freudig fon forne an

Hin und wieder gibt es frische Ideen auf dem Spieletisch. Dann freut sich der Rezensent, da er endlich mal die Floskelkiste zu lassen und sich Neuschöpfen hingeben kann. Zwar mag auch hier der ein oder andere kritische Spieler bemerken, dass eigentlich nur das Thema neu ist, die Mechanismen aber bei vielen Handelsspielen schon gesehen wurden. Dies mag richtig sein, aber es kommt eben auf die Zusammenstellung an und die überzeugt, birgt sie doch das Gefühl, etwas Neues in den Händen zu halten.
FFFF gibt uns die Möglichkeit noch einmal von vorne anzufangen; ein unverbrauchtes Leben zu leben, Erfahrungen zu machen, die wir nicht machen konnten oder wollten. Dinge nachzuholen, die wir in unserem Leben vermissen oder auch Sachen auszuprobieren, die wir glücklicherweise ausgelassen haben.
Dazu bekommen alle Spieler ein Tableau, auf dem die neun Merkmale eines Lebens festgehalten sind (andere auch, aber dazu später): Rauchen, Saufen, Drogen, Geld, Krankheit, Fettleibigkeit, Traurigkeit, Glaube und Wissen. Zu Anfang befinden sich alle Werte auf null, schließlich haben wir die Pubertät erst noch vor uns. Diese Werte können bis auf maximal 3 Punkte steigen; sollten sie weiter steigen, führt das dazu, dass ein anderer Wert auf null sinkt. Wenn ich zum Beispiel zu gläubig werde, bin ich plötzlich nicht mehr krank. Oder wenn ich sehr viel weiß, nehme ich keine Drogen mehr.
Fiese Freunde Fette Feten - Brettspiel von Marcel-André Casasola & Friedemann Friese Diese neun Punkte sind unter anderem die Voraussetzungen Erlebnisse zu haben. Außerdem verändern sie sich, wenn ich Erlebnisse hatte.
Darunter ist das soziale Leben abgebildet. Links ein Kasten für die Freunde, daneben vier für die Beziehung. Im ersten Kasten ist man verliebt, dann verlobt, verheiratet und schließlich glücklich verheiratet. Rechts finden wir zwei Kästen für getrennte Beziehungen: einmal ohne verheiratet zu sein und einmal dafür, zwar noch verheiratet zu sein, aber getrennt zu leben. Darüber der letzte Kasten für anonymen Sex. Das Spiel ist da sehr locker, man kann sowohl gleich- wie auch gegengeschlechtlichen Sex haben; das wird nicht gewertet. Sehr schön, schon mal nichts für religiöse Fundamentalisten (insgesamt kommt der Glaube nicht so gut weg, auch dank der Zeichnungen. Meine Lieblingszeichnung ist ein von einem Jesus am Kreuz Erschlagener; darunter das Erlebnis „Vom Glauben abfallen. Herrlich!) Wer sich also entscheidet eine Homoehe einzugehen, gerne. Allerdings gibt es auch Grenzen: Kinder können selbstverständlich nicht aus einer solchen Beziehung erwachsen, Adoption ist nicht vorgesehen.

Jeder Spieler bekommt fünf Lebensziele, die aus verschiedenen Kategorien stammen: Beziehung, Lifestyle, Job, Freunde oder Spirit. Diese gilt es zu erfüllen, dann hat man gewonnen.
Auf diesen Karten, und auch auf den Lebenskarten, ist links immer angegeben, welche Voraussetzungen man erfüllen muss, damit man diese Karte spielen darf. So muss ich mindestens einen Punkt bei Rauchen haben, damit ich meinen Körper der Forschung vermachen darf.
Das Spiel beginnt aber mit der Pubertät - es werden bei vier Spielern 12 Pubertätskarten ausgelegt. Reihum darf sich jeder Spieler eine Karte nehmen und die Folgen auf seinem Tableau eintragen. Wer zum Beispiel „Kola/Korn“ nimmt, bekommt einen Punkt bei Alkohol und Krankheit, der „Fressflash“ bringt einen Punkt Fett und einen Krankheit oder der „Bibelkreis“ bringt einem einen Punkt Glauben und eine Liebesbeziehung mit dem anderen Geschlecht.
In jedem Spiel kommen neutrale Personen dazu, immer so, dass es 5 männliche und 5 weibliche Personen gibt. Lerne ich jemanden kennen, kann ich entweder eine Personenkarte von einem Mitspieler in mein Freundekästchen legen oder das einer neutralen Person. Nehme ich das eines Mitspielers, bekommt er ebenso mein Plättchen. Von nun an sind wir befreundet und ich kann ihn auf Ereignisse mitnehmen, die man nur mit Freunden erlebt. Nachdem alle Spieler gepasst haben geht das „wahre Leben“ los. Da nichts im Leben umsonst (oder gratis, denn das Leben ist bekanntlich kein Baumarkt und man bekommt nichts geschenkt) ist, muss man von nun an mit Zeit bezahlen. Dies ist die Währung im Spiel, von der man zu Anfang schon etwas bekommen hat. Der Startspieler weniger, damit man einen Ausgleich hat. Wer zuerst passt, bekommt man meisten Zeitchips, wer zuletzt passt bekommt keine mehr.
Im wahren Leben wählt der Spieler, der an der Reihe ist, eine Karte und versteigert sie. Dazu muss er am Anfang kein Gebot abgeben, na gut, 0, und reihum bieten die anderen Spieler so lange, bis ein Sieger feststeht. Der bezahlt die Zeit an die Bank und darf die Auswirkungen der Karte auf seinem Tableau eintragen. Natürlich darf man nur Karten ersteigern, für die man die Voraussetzungen erfüllt.
Man ist so lange an der Reihe, bis man selbst eine Karte ersteigert, erst dann ist der nächste Spieler dran eine Karte zu versteigern.
Pro Lebensrunde werden je 5 Karten vom Stapel A und B offen ausgelegt. Passen alle Spieler, kommen neue Karten auf dem Tisch.
Wenn ich an der Reihe bin, kann ich auch darauf verzichten eine Karte zu versteigern und stattdessen aber ein Lebensziel erfüllen. Dazu muss ich wiederum die Voraussetzungen erfüllen und darf dann die Folgen eintragen. Für alle Spieler gibt es fünf Megaziele, von denen stets eins offen ausliegt. Auch diese darf man erfüllen.

Im Grunde sind das die Regeln, Kleinigkeiten mag ich nicht erwähnt haben (was aber nicht heißen soll, dass wir das Spiel nicht richtig gespielt/verstanden haben). Der Spaßfaktor ergibt sich zum einen aus den Karten und zum anderen aus den Folgen. Angenommen Sylvia muss das Lebensziel (diese darf man auch tauschen) „Erleuchtung“ erfüllen. Dazu darf sie keine Liebesbeziehung haben, nicht verheiratet sein, muss aber min. einen Punkt in Drogen, Krankheit und Glaube haben. Entscheidet sich nun Jan eine Karte auszuführen, die ihm eine Liebesbeziehung verschafft, so kann er auch Sylvia wählen. Natürlich weiß Jan nicht, welche Ziele Sylvia hat. Sie muss nun irgendwie diese Beziehung beenden, damit sie das Ziel erfüllen kann. Sollte Jan die Beziehung sogar intensivieren, bis zur Hochzeit, so muss Sylvia erst einmal eine Scheidung erreichen.

Das Spiel lebt von den lustigen, teils verrückten, Erlebnissen der Lebens- und Lebenszielkarten. Oft widersprechen sich diese und ich muss, wie bei einem guten Handels- und Strategiespiel, erst in die eine, dann in die andere Richtung rudern. Die Interaktion ist zwar nicht wahnsinnig groß, aber durch solche Fälle kommt davon zumindest etwas ins Spiel.
Das Versteigern der Lebenskarten ist ein weiterer Punkt, der Interaktion ins Spiel bringt. Wenn ich weiß, dass ein bestimmter Spieler eine Karte unbedingt haben will, dies kann ich nur an seinem Verhalten ablesen, dann biete ich vielleicht mit, damit er sie nicht für lau bekommt. Oder ich treibe ihn an seine Grenzen, was natürlich auch nach hinten losgehen kann.

Fiese Freunde Fette Feten - Brettspiel von Marcel-André Casasola & Friedemann Friese FFFF ist ein frisches Spiel, was nicht von verschlossenen Menschen gespielt werden sollte. Auch Bibelkreisfreunde sollten vielleicht nicht dazu greifen, da die Todsünde Homosexualität doch in gewisser Weise propagiert wird. Aber warum eigentlich nicht…? In eigentlich allen Spielen haben alle Spieler mindestens einmal den anonymen Sex mit einem gleichgeschlechtlichen Partner gehabt. Manche hatten sogar eine Homoehe!
Ich finde es erfrischend, dass die Autoren da keine Berührungsängste kannten.

Uns hat das Spiel gut gefallen und es kam auch in allen Gruppen gut an. Es mag viele Anleihen an Strategie- und Handelsspielen haben, aber die Idee, die dahinter steckt, ist schon etwas Besonderes.
Die Grafiken sind sehr unterhaltsam, genauso die Kartentexte. Auch die Qualität ist gut; hinzu kommt ein recht niedriger Preis, der eigentlich der letzte unschlagbare Grund zum Kauf sein sollte.

Wer an diesem Spiel keinen Spaß findet, ist selber Schuld!!



Lesen sie auch die Rezension zu Fiese Freunde Fette Feten im Spiele-Forum!

Sie sollten Fiese Freunde Fette Feten kaufen, wenn Sie:
Sie sollten Fiese Freunde Fette Feten nicht kaufen, wenn Sie:
- gerne noch einmal von vorne anfangen wollen- doch eher, sagen wir mal, verklemmt sind
- für alles offen sind (im wahrsten Sinne des Wortes… (zumindest spielerisch))- nicht in der Hölle landen wollen (und daran glauben, dass Homosexuelle dort landen)
- neue, unverbrauchte Ideen sehen wollen- ein perfektes Leben führen und nichts noch einmal anders machen würden
- einfach ein rundum stimmiges, cooles und aberwitziges Spiel spielen wollen- über diese Art Humor nicht lachen können


Strategie / Taktik
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Kurzinfos

Fiese Freunde Fette Feten

Gesamtbewertung

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Autor

Marcel-André Casasola & Friedemann Friese

Verlag

2F-Spiele

Erscheinungsjahr

2005

Spieleranzahl

3 - 6

Dauer

ca. 60 - 90 Min.

Alter

ab 16 Jahren

Preis

ca. 20 €

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