Eselsbrücke

Der Spaß mit der Gedächtnislücke!

Spiele, bei denen die Spieler Geschichten erfinden müssen, sind gerade sehr populär. Immerhin hat es Dixit zum Spiel des Jahres geschafft. Während man bei Dixit aber nur ein Bild zu sehen bekam, zu dem man eine Geschichte erfinden musste, sind es bei Eselsbrücke gleich bis zu vier. Das macht das Spiel auf der einen Seite schwieriger, weil die drei oder vier Begriffe zu einer kohärenten Geschichte zusammengefasst werden müssen. Zum anderen wird es aber auch viel witziger und unterhaltsamer, da die meisten Geschichten recht verrückt, oder, in Joachims Fall, eine sehr eindeutig sexuelle Richtung haben. Aber so kann man sie sich besser merken. Denn mal ehrlich: Sex sells!

Und genau das ist das Ziel bei Eselsbrücke (nicht Sex zu verkaufen, also wirklich...). Man soll sich Geschichten merken, so dass man die, in die Geschichten eingebauten Begriffe später wieder erinnert. Es geht also nicht darum die beste Geschichte zu erzählen, oder den Mitspielern Hilfen an die Hand zu geben, damit sie wissen, welches Bild man meint, es geht darum, Eselsbrücken zu bauen, so dass man auch nach einiger Zeit noch weiß, welche Begriffe Immo in seiner Geschichte verwendete. Am besten hilft dabei ein roter Faden, aber nicht immer passen die gezogenen Begriffe gut zusammen.

Denn zuerst geht es einmal nur darum, dass Geschichten erzählt werden. Dazu greifen die Spieler reihum in den Beutel, wenn sie dran sind, und ziehen je drei Plättchen. Diese gilt es nun zu einer Geschichte zu vereinen, die so prägnant ist, dass man sie auch nach dem Hören von 6 weiteren Geschichten noch erinnern kann. Nicht nur die ratenden Spieler erhalten Vorteile, wenn sie sich korrekt erinnern, auch der erzählende Spieler profitiert, wenn man alle Begrifft seiner Geschichte nennen kann.
Hat man also eine Geschichte zum Besten gegeben, wahlweise mit deftigen Sex garniert, wenn man Joachim heißt, legt man die Plättchen verdeckt auf sein Tableau. Dieses Spiel geht zwei Runden lang, bis man erstmals eine bereits erzählte Geschichte wiedergeben muss. Reihum, startend mit dem linken Nachbarn des Erzählens, bekommen die Spieler je eines der Plättchen, die auf dem ersten Feld des Tableaus lagen. Nun müssen sie anhand dieser Eselsbrücke auf die anderen Worte kommen. Rate ich richtig, bekomme ich von einem der anderen Spieler das Plättchen, welches ich vor mir ablege. Raten alle Spieler richtig, oder besser, erinnern sich sie korrekt, da Joachims Geschichte so deftig war, dass man sie gar nicht vergessen konnte (wer meint, ich würde diese Tatsache zu oft erwähnen, der war nicht dabei...), bekommt der Erzähler eine Stoppkarte, die er auf seine gesammelten Begriffsplättchen legen darf. Sollte man sich nämlich nicht erinnern können, verliert man Plättchen, je nach Vorgabe auf dem Tableau; ein Stoppplättchen verhindert dieses.
Da manche Spieler nicht für dieses Spiel geboren sind, es sind übrigens die gleichen, die bei Geistesblitz lieber die Karten austeilen, kann es vorkommen, dass man in einer Runde öfter an die Reihe kommt, als einem vielleicht lieb ist. Dies kann dazu führen, dass man mehr Begriffsplättchen erhält, was gut ist, oder dass man das erste Wort noch wusste, die anderen einem aber partout nicht einfallen wollen. Tja, das ist dann Pech.
Das Spiel endet nach der letzten Runde. Wer nun die meisten Begriffsplättchen vor sich liegen hat, gewinnt.
Eselsbrücke ist eines der lustigsten Spiele, die ich in einer langen Zeit gespielt habe. Es bringt Spaß, gerade weil es so schwierig ist zwei Ziele gleichzeitig zu erreichen: Man muss versuchen möglichst lustige oder anders einprägsame Geschichten zu erzählen und gleichzeitig muss man sich die Geschichten der anderen merken und darf nicht eine Sekunde unaufmerksam sein. An dieser Stelle fällt eine zweite Kategorie Spieler raus, mit denen man das Spiel auch nicht spielen kann: Diejenigen Spieler, die eine Aufmerksamkeitsspanne vergleichbar einer Eintagsfliege haben und ständig auf dem iphone nachschauen müssen, wie Fußball gerade steht.
Je kompakter die Geschichten sind, desto besser konnten wir sie uns merken. Je abgefahrener und zusammhangsloser sie sind, desto schwieriger war es, die richtigen Begriffe abzurufen. Andere Spieler hatten das genaue Gegenteil als Problem, obwohl auch ihnen es schwer fiel, sich alles zu merken und innerhalb von wenigen Minuten mit einer halbwegs guten Geschichte aufzuwarten.

Je größer die Runde, desto mehr Geschichten werden erzählt, desto mehr Begriffe muss man sich merken, aber desto seltener kommt man an die Reihe. Eine sehr gute Besetzung sind 5 Spieler, dies ist herausfordernd genug und man hat genügend Spaß.
Eselsbrücke hätte durchaus den Titel Spiel des Jahres verdient, aber leider gewann ein ähnliches, wenn auch komplett anderes Spiel, 2010 schon den beliebten Pöppel, so dass es 2012 Kingdom Builder wurde. Nun ja, wir hätten anders entschieden.

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