El Grande

Spiel des Jahres 1996

Kurz nachdem meine Caballeros gerade die Macht in Katalonien übernommen haben, spielt Carsten seine Machtkarte aus, und die Machtverhältnisse ändern sich abrupt. Ich muss drei meiner Getreuen übers Land verteilt sehen, während Carsten sich mit selbstgefälligen Lächeln im Gesicht zurücklehnt. Nun beherrschen seine Schergen diese Provinz. Und ich kann mich erst nächste Runde rächen...

"El Grande" enführt uns in das Spanien des späten Mittelalters. Neben dem König verwalten Granden das Land. Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines Granden, der eine Provinz regiert. Aber Menschen im Zetrum der Macht waren noch nie bescheiden und so versucht jeder möglichst viel Einfluss in den anderen Provinzen zu erlangen. Dieser wird durch die Anzahl der dorthin gesandten Caballeros repräsentiert. Jede Runde gibt es fünf Karten zu ersteigern, die sogenannten Machtkarten, mit denen man das Geschick des Spieles für sich, oder, auch sehr beliebt, gegen andere, entscheiden kann. El Grande kommt ohne Würfel aus und reduziert so den Glücksfaktor erheblich.

Es geht hier vordergründig um Taktik und Verhandlungsgeschick. Gespielt werden neun Runden, in denen es der Spieler schaffen sollte, sich an der Spitze der Macht zu posotionieren. El Grande ist eines der besten und am schönsten ausgestatteten Spiele, die es zur Zeit zu kaufen gibt und das zu einem sehr vernünftigen Preis. Noch mehr Spaß kommt durch die Erweiterungen auf.

10 Jahre später:

Vor 11 Jahren kam ein Spiel auf den Markt, das uns mindestens genauso faszinierte wie wiederum ein anderes 10 Jahre davor. Waren wir Mitte der 80er von Talisman in einen Bann geschlagen, immerhin konnte man Monster töten und die Mitspieler berauben, so wandelte sich unser Geschmack ein wenig. Das ständige Würfeln und Kartennachziehen war irgendwann nicht mehr schick. Es musste ein Spiel her, das kein Glück mitbringt, das allen Spielern die gleichen Voraussetzungen bietet. Jeder Spieler ist allein mit seinem Verstand. Kein Würfel, der bestechlich ist, keine vorgemischten Karten.
So weit ich mich erinnern kann, war El Grande auch das erste Spiel mit der typischen Kramer’schen Leiste, die wir kennen und lieben gelernt haben. Hach!
El Grande war also das Spiel, nach dem wir dürsteten, ohne es zu kennen. Es vereint eben genau die Tugenden eines Spiels, die es immer wieder spielenswert machen. Selbst nach 11 Jahren ist der Mechanismus nicht veraltet. Viele Spiele haben ihn kopiert, nur wenige erreicht.

Wir befinden uns im 15. Jahrhundert in Spanien. Noch streiten sich verschiedene Gruppen um das Land, bald wird man Amerika entdecken und sich dort streiten. Gestritten wird mit Caballeros und einem Granden. Das Land ist in 9 Regionen unterteilt, in denen man versuchen sollte, die Mehrzahl an Caballeros zu erreichen.
Zu Anfang werden die Regionskarten gemischt und eine aufgedeckt. Dies ist die Königsregion. Die Königsfigur kommt in diese Region und macht sie damit zu etwas Besonderem: Zwar kann der König im Laufe des Spieles die Region wechseln, aber seine Besonderheit nimmt er mit. In diese Region hinein oder aus dieser Region heraus dürfen nie Caballeros genommen werden. Dafür gibt der König in seiner unendlichen Gnade dem Spieler, der bei einer Wertung in der Königsregion die meisten Getreuen ansammeln konnte, 2 Punkte extra.
Steht der König in einer Region, ziehen die Spieler je eine Karte. Dies sind ihre Startregionen, hier landet der Grande. Von den 31 Caballeros eines Spielers nimmt man sich 10. Zwei kommen zum Granden und einer auf den „Erfolgspfad“, unsere liebe Kramer’sche Wertungsleiste.
Nun erhält jeder Spieler noch eine Geheimscheibe, auf der alle Provinzen zu sehen sind und einen Satz Machtkarten. Diese 13 Karten haben die Werte 1 bis 13. Je höher die Zahl, desto eher bin ich in einer Runde an der Reihe. Je höher aber die Zahl, desto weniger neue Caballeros kann ich aus der Provinz (allgemeiner Vorrat) an den Hof (eigener Vorrat, am Anfang 7) bringen. So gilt es stets abzuwägen, welche Aktion mir in dieser Runde die meisten Vorteile bringt. Will ich früh an der Reihe sein, damit ich eventuell die beste Aktion bekomme, oder will ich neue Kämpfer in meine Provinz holen, damit ich in der nächsten Reihe aus den Vollen schöpfen kann?

Nun kommen wir noch zu den Aktionskarten. Diese werden nach Caballeros auf der Rückseite sortiert. Am Ende sollten 5 Stapel am Spielfeldrand liegen. Der 5. Stapel besteht nur aus einer Karte, der Königskarte.
Das Castillo kommt auf seinen Platz, ungefähr da wo Mallorca liegt und es kann losgehen.
Aber vorher noch das Ziel: Es gibt im Spiel drei allgemeine Wertungen. Während diesen bekommen die Spieler Punkte, wenn sie mit ihren Caballeros in den Ländern vertreten sind. In jedem Land finden wir eine Wertungstafel, die anzeigt, wie viele Punkte der Spieler mit den meisten, zweitmeisten und, eventuell, drittmeisten Caballeros bekommt. Nicht vergessen, der König gibt 2 Extrapunkte. Neben den allgemeinen Wertungen kommen noch Sonderwertungen über die Aktionskarten ins Spiel. Dann werden zum Beispiel alle Regionen mit 4 Punkten gewertet.

Dann kann das Spiel beginnen. Zuerst in einer Runde legt der jüngste Spieler eine seiner Machtkarten offen aus. Reihum legen die anderen Spieler ihre Machtkarten aus und entscheiden so über die Spielreihenfolge. Der Spieler mit der höchsten Zahl beginnt. Kann er Caballeros aus der Provinz an den Hof holen, macht er das nun. Dann entscheidet er sich für eine der Aktionskarten. Jede Aktionskarte besteht aus zwei Teilen. Der erste ist die Aktion und der andere, wie viele Caballeros der Spieler ins Spiel, also auf den Plan, bringen darf. Dabei muss man beachten, dass man nur in die Regionen Caballeros setzen darf, die an die Königsregion angrenzen. In die Königsregion darf man keine setzen. Außerdem darf ich mich dafür entscheiden auch Caballeros in das Castillo zu schicken. Dafür werfe ich sie einfach in den Turm. Nun kann ich noch meine Sonderaktion ausführen. Wenn ich will, darf ich das auch bevor ich meine Caballeros ins Spiel bringe. Sonderaktionen können Extrawertungen sein, ein Veto für spätere Entscheidungen, Verschieben von Caballeros, Zurückbeordern von Getreuen, neue Wertungstafeln ins Spiel bringen usw. und den König umsetzen. Die gespielten Machtkarten kommen aus dem Spiel. Nicht vergessen! Haben alle Spieler ihre Aktion gewählt und ausgeführt, werden die Aktionskarten abgegeben und auf jeden Stapel neue aufgedeckt.
Nach 3, 6, und 9 Runden kommt es zur Wertung. Jede Region wird gewertet und vorher das Castillo. Zu meinen bekommt man auch hier Punkte, wenn man viele Caballeros dort hingeschickt hat, zum anderen darf man auf der Geheimscheibe einstellen, in welche Region die Getreuen entsendet werden um die schon vorhandenen Kräfte zu unterstützen.
Danach kommen auch die Regionen an die Reihe.
Wer nach der neunten Runde, der dritten allgemeinen Wertung, die meisten Punkte hat, gewinnt.

Die Aktionskarten werden alle in der Regel ausführlich erklärt, so dass keine Fragen mehr offen sein sollten.
Im Spiel geht es in erster Line darum, dass die Spieler einschätzen können, in welche Regionen es sich noch lohnt, Kräfte zu investieren. Oft kommt es vor, dass sich zwei Spieler um eine Region streiten, was für die anderen Spieler ein klarer Vorteil ist. Da alle Spieler gleich starten, nur die Anfangsprovinz ist eine andere, liegt es allein an der Taktik, die der einzelne Spieler gewählt hat, wer am Ende gewinnt.
Insgesamt kommt das Spiel eigentlich ohne Glück aus. Das Ziehen der Startregion entscheidet sicherlich nicht darüber, wer gewinnt. Natürlich ist es besser mit einer 6er Region zu beginnen, als mit einer 4er. Dieser Vorteil wird aber schnell relativiert. Sollte man dennoch mit nur zwei Punkten Unterschied verlieren, weiß man ja warum.

Zu El Grande sind einige Erweiterungen erschienen:

Großinquisitor & Kolonien:
Es gibt neue Regionen: Frankreich, Mittelmeerraum und Amerika. Außerdem einen 7. Aktionskartenstapel und die Karte Großinquisitor. Wenn der König in einer Küstenregion steht, darf man nun auch Caballeros auf das Schiff bringen und sie nach Amerika oder in die Mittelmeerländer verteilen. Die neuen Regionen Amerika und Mittelmeer bringen Gold und Waren, die 6 und 4 Punkte wert sind. Der Großinquisitor hat folgende Aktion: Er bringt eigene Caballeros mit, die bei Wertungen für den Spieler zählen, die den Großinquisitor an ihrem Hof haben. Außerdem darf man immer einen Caballero mehr in die Regionen bringen.

König & Intrigant:
Diese Erweiterung bringt neue Machtkarten ins Spiel, die die alten und die Aktionskarten ersetzen.
Von den 18 Karten, die ein Spieler bekommt, muss er 5 aussortieren. Jede Runde werden unter den Spielern, nachdem sie ihre Machtkarten gespielt haben, die Königskarte, die Caballerokarten und die Intrigantenkarte verteilt. Bekomme ich mit der niedrigsten Machtkarte den Intriganten, muss ich seine Aktion ausführen und nicht die meiner Karte. Alle anderen Spieler müssen die Sonderaktion ihrer Karte ausführen.

Grandissimo:
Mit Grandissimo kommen zwei neue Stapel ins Spiel. Außerdem gibt es die Karten „Portugal“ als Region, „Gefängnis“, „Königin“, „Hofnarr“ und „7. Stapel“.

König & Intrigant Player’s Edition:
Hier durften die Spieler selber kreativ werden. Herauskamen 11 neue Karten, die zu den 18 aus der Erweiterung König und Intrigant stammen. Alle Spieler haben nun zu Beginn 29 Karten, von denen sie 13 auswählen. Da die Karten auch neue Reihenfolgen haben, ändert sich der Ablauf durchaus stark.

Die Erweiterungen haben alle ihre Vorteile, manche auch einige Nachteile. Wie auch die Autoren empfehlen wir nicht alle Erweiterungen auf einmal zu verwenden. Dann wird das Spiel wirklich unübersichtlich. Mit Bedacht ausgesucht macht man so ein gutes Spiel noch besser.

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