Die Burgen von Burgund

Die Burgen von Burgund - Aufbauspiel, Ressourcenspiel, Bauspiel von Stefan Feld

Damals, im Tal der Loire

Wie so manches Spiel in letzter Zeit, begann auch dieses mit einem kleinen Disput. Dieses Mal waren es aber nicht die üblichen Verdächtigen, die zu einem Diskurs über Topologie, Geographie und Terminologie führten, also nicht Regelfragen, die Farben, das Material (dazu später), die Länge, die Kürze, die Altersempfehlung, die Startspielerauswahl, die Art des Spieles usw. Nein, es waren die ersten Sätze, beziehungsweise die ersten Sätze in Zusammenhang mit dem Titel. "Das Tal der Loire im 15. Jahrhundert. Als einflussreiche Fürsten setzen die Spieler alles daran..."
Nun. Wie können solch harmlose Sätze zu Diskussionen führen? Zum ersten meldete sich Burkhard, als Weinkenner auch ein Kenner Frankreichs, und vermeldetet, dass "Burgund" und "Loire" doch wohl nicht zusammen passen wollten. Gerd bestätigte dies und wies darauf hin, dass er schon lange einen solchen "Quatsch" nicht vernommen hätte. Außerdem sei der Begriff "Fürst" sowohl im Zusammenhang mit Burgund, als auch mit "im 15. Jahrhundert" ein weiterer Quatsch und man sei gespannt, ob ein Spiel, das schon so anfange, noch zu mehr tauge. Das tat es dann und ein Blick in den Atlas, ja, auch in Google Earth Zeiten schaut man gerne noch einmal in ein Buch, ergab dann, dass mit einem bisschen gutem Willen, die Loire auch das Burgund schneidet. Also alles halb so schlimm.

Kommen wir aber zu dem, was schlimm ist. Auch wenn zu lesen war, dass es am Käufer läge, dass das Material mittlerweile als nicht mehr hochwertig wahrgenommen werde, so müssen wir doch festhalten, dass sowohl die Farbgebungen als auch das Material der Plättchen und der Spielerbögen nicht den höchsten Anforderungen entspricht. Wir sind Besseres gewohnt und ein Blick in andere Schachteln hat dies bestätigt. Die Farben sind zu schwach und das Papier zu dünn. Desweiteren ist es nicht gut gestanzt, bzw. geschnitten.
Nun soll es aber reichen, denn mehr konnten wir auch nicht zu meckern finden.

Wie schon erwähnt, übernehmen die Spieler die Rollen von Fürsten im Tal der Loire. Dazu bekommt jeder einen eigenen Spielplan, auf dem man sein kleines Reich aufbauen wird. Zu Beginn liegt dort nur eine einsame Burg, umgeben von leeren Ländereien. Der große Plan wird in die Mitte des Tisches gelegt und die Plättchen regelkonform darauf verteilt.
Noch einmal zurück zum Spielerbogen. In der Mitte sehen wir das Fürstentum, das aus 12 unterschiedlichen Regionen, die aus 1 bis 5 Sechseckfeldern bestehen, gebildet wird. Die Regionen haben insgesamt fünf unterschiedliche Farben und geben so an, was auf ihnen gebaut werden darf. Hinzu kommt noch die Abbildung eines Würfels, der ebenso angibt, mit welcher Zahl gebaut werden darf. Weiter geht's: Oben links ist Platz für unser Silber. Damit können wir besondere Gebäude kaufen, nämlich diejenigen, die in der Mitte des Spielfeldes liegen. Anders kommt man an sie nicht ran. Daneben befinden sich drei Felder, auf denen wir unsere Waren platzieren können. Auf das vierte Feld kommen die verkauften Waren. Das Prunkstück ist direkt darunter: eine sehr gut bebilderte Kurzregel. Hier werden die normalen Gebäude erklärt; diese Tabelle wird im Spiel sehr wichtig sein, denn nicht immer kauft man nur das, was man sich leisten kann, sondern versucht spezielle Boni zu erzielen, die nur aus der Kombination der richtigen Gebäude heraus möglich sind.

Unten links befinden sich zwei weitere wichtige Plätze: ganz links das Feld für die Arbeiter. Mit ihrer Hilfe kann ich meine beiden Würfel verändern, wenn sie - und das werden sie - mal nicht passen. Je Arbeiter kann ich einen Würfel um +1 oder -1 verändern. Aus einer 6 kann ich so auch eine 1 machen und umgekehrt. Sehr hilfreich! Angrenzend finden wir drei Felder für die Gebäude, die wir gekauft haben. Erst wenn sie hier liegen dürfen sie in das Fürstentum gebracht werden. Der normale Lauf der Dinge sieht also zuerst den Kauf vor und dann das Platzieren des Gebäudes im Fürstentum. Beim Platzieren ist es wichtig, dass immer an schon errichtete Gebäude angebaut wird. Freies Platzieren gibt es nicht: ich muss also:

- zuerst (mit einer Aktion) das Gebäude kaufen, dann
- mit einer weiteren Aktion das Plättchen in das Fürstentum bringen, wobei ich darauf achten muss, dass
- die Zahl im Feld mit meinem Würfel übereinstimmt und
- ich angrenzend an schon vorhandene Gebäude baue

Alle Eigenschaften der Plättchen aufzuzählen wäre interessant, aber einfach zuviel des Guten, da es sehr viele unterschiedliche gibt. Begrenzen wir uns auf die Farben: auf die grünen Felder kommen Tiere, also keine Gebäude, die immer so viele Punkte einbringen, wie man Tiere sehen kann. Platziere ich gleiche an gleiche, bekomme ich zusätzlich noch die Punkte der schon liegenden Tiere gutgeschrieben. Kühe machten Burkhard zum Sieger!

Auf blaue Felder darf ich nur Schiffe legen, die es mir erlauben die Spielreihenfolge zu verändern und ein Depot mit Warenkärtchen leerzuräumen.

Graue Felder bieten Platz für Minen, die mir am Ende eines Durchganges je ein Silber generieren. Für zwei Silber kann ich eines der Plättchen aus der Mitte erwerben.

Beige Felder sind Stadtfelder, auf denen die Gebäude platziert werden. Diese geben mir so unterschiedliche Boni, dass es müßig wäre, damit anzufangen sie alle aufzuzählen.

Dunkelgrüne Felder sind Felder für die Burgen von Burgund. Burgen erlauben es mir sofort nach dem Platzieren einen weiteren Zug mit einer beliebigen Würfelzahl durchzuführen. Und die gelben Felder sind schließlich für die Sonderplättchen vorgesehen, die einem am Ende des Spieles Punkte bringen - für unterschiedliche Errungenschaften - oder direkt ins Spielgeschehen eingreifen und mir es zum Beispiel erlauben für einen Arbeiter +2 oder -2 Augen zu verändern.

Am Anfang eines Durchgangs, es gibt 5 Durchgänge in jeder der 5 Runden, werfen alle Spieler ihre Würfel. Der Startspieler, dessen Schiffstein am weitesten rechts steht und dann, bei Gleichstand, oben liegt, wählt eine Aktion aus. Er kann mit einem Würfel: a) ein Plättchen eines Depots kaufen; b) ein Plättchen in das Fürstentum einsetzen; c) Warenplättchen einer Art verkaufen oder d) zwei Arbeiter nehmen.
Arbeiter zu haben ist wichtig, sie zu nehmen ist aber nur eine Notlösung, wenn man partout nichts mit seinem Würfel anfangen und auch keine Arbeiter sein Eigen nennen kann. Sich für zwei Silber ein Sonderplättchen aus der Mitte zu kaufen, kann man einmal im Zug machen, dies ist keine Aktion.

Belegt ein Spieler das letzte Feld einer Region, bekommt er dafür Punkte. Wie viele man bekommt, hängt von der Runde ab, in der wir uns gerade befinden. In Runde 1 bekommt man sage und schreibe 10 Punkte, in Runde 5 nur noch 2. Da heißt es zumindest in den ersten fünf Durchgängen eine Region zu füllen, sonst sind die Mitspieler doch zu sehr im Vorteil, sollten sie es schaffen. Neben diesen Sonderpunkten, punktet man auch noch normal mit der Vollendung einer Region: Je größer die Region, desto mehr Punkte gibt es. Einerregionen bringen man gerade 1 Punkt, während 5er Regionen immerhin mit 15 Punkten zu Buche schlagen.
Belege ich das letzte Feld einer Farbe, bekomme ich das Bonusplättchen, das, je nach Spieleranzahl 5, 6 oder 7 Punkte wert ist. Als Zweiter, dem dies gelingt, bekommt man immerhin noch 2, 3 oder 4 Punkte. Auch darauf sollte geachtet werden, denn 14 Punkte, wenn man es zweimal schafft, sind nicht zu verachten . Die Burgen von Burgund - Aufbaupiel von alea
Auch wenn dies ein Würfelspiel ist, so ist es nicht ganz so willkürlich wie andere Würfelspiele, da ich mit Hilfe der Arbeiter mein Würfelpech ein wenig regulieren kann. Dennoch entscheiden die Würfe auch mit über Sieg oder Niederlage. Im ersten Spiel musste ich sehr oft zu den Arbeitern greifen, da ich schlecht würfelte und eben jene ständig nutzen musste, um Plättchen zu erwerben. Im nächsten Spiel sah das schon wieder ganz anders aus, da kam ich kein einziges Mal in die Verlegenheit zu den Arbeitern greifen zu müssen und konnte am Ende den Spielsieg für mich verbuchen. Natürlich hatte ich auch clever gespielt, aber ohne die richtigen Augen wäre das Resultat nüchterner ausgefallen.

Es gibt viele Schrauben an denen man als Spieler drehen kann und drehen sollte. Ständig fehlt das eine oder man man muss sich zwischen zwei nicht optimalen Zügen entscheiden. Auch der Verkauf der Waren ist so ein Fall: Ich darf nur eine Sorte verkaufen, diese muss die Augenzahl des Würfels zeigen. Dann bekomme ich immerhin vier Punkte pro Ware und einen Silberling, aber ich habe wenig Einfluss darauf, welche Waren ins Spiel kommen und kann nur welche nehmen, wenn ich ein Schiff spiele. Timing und Vorausschau sind hier essentiell.

Die Burgen von Burgund kann man aus vollem Herzen empfehlen. Es ist eines dieser Spiele, die mit der Anzahl an gespielten Partien immer besser werden. Und da es unterschiedliche Spielerbögen gibt, mit unterschiedlich gestalteten Fürstentümern, wird das Spiel so schnell nicht langweilig. Es reiht sich ein in die Reihe der Spiele, die immer wieder auf dem Tisch landen werden und die durch ihre Vielzahl an Möglichkeiten immer wieder faszienieren. Wenn nun das Material auch noch dem Preis entsprechend wäre, dann hätten wir hier ein Spiel, an dem man nichts zu mäkeln hätte. Und ob die Loire nun durchs Burgund fließt oder nicht, ist am Ende sowieso egal, da es auch Die Burgen des Taunus, Die Burgen Frankens oder Die Sandburgen Sylts hätte heißen können. Aber was tut man nicht alles für eine Alliteration...

Sie sollten Die Burgen von Burgund kaufen, wenn Sie:
Sie sollten Die Burgen von Burgund nicht kaufen, wenn Sie:
- ein hervorragendes Spiel suchen- mit diesen schrecklichen Pastellfarben nicht zufrieden sind
- ein leicht zu verstehendes und eingängiges Spiel brauchen- besseres Material erwarten
- nur gute Spiele spielen- Strategiespiele ohne Würfel spielen wollen
- über die Materialqualität hinweg sehen können- meinen, die Loire und das Burgund gehören nicht zusammen


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Kurzinfos

Die Burgen von Burgund

Gesamtbewertung

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Autor

Stefan Feld

Verlag

alea

Erscheinungsjahr

2011

Spieleranzahl

2 - 4

Dauer

ca. 60 - 150 Min.

Alter

ab 12 Jahren

Preis

ca. 30 €

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