Bezzerwizzer

Leichtes Spiel für Cleverquizzer

Quizspiele sind ja nicht erst seit „Wer wird Millionär?“ in. Allerdings hat der liebe Herr Jauch den Deutschen den Spaß am Fragen und Antworten deutlich erhöht, auch gerade weil das System von WWM eigentlich narrensicher ist. Zu Anfang gibt es einfache Fragen, dann kommen die mittelschweren und zum Schluss, im oberen Drittel folgen die Hammerfragen.
Spiele wie Trivial Pursuit bringen zwar auch Spaß, aber da die Schwierigkeitsgrade nicht einstellbar sind, ich kann als letzte Frage eine sehr einfache bekommen und andere zu Anfang nur schwere, erscheint es willkürlicher und mitunter unfair.
Nun kommt Bezzerwizzer. Macht es denn auch etwas „bezzer“?
Das Exterieur gefällt sofort. Schlicht und einfach, ohne Schnörkel und bunte Bilder. Edel. Auch der erste Blick auf das Interieur gefällt: ein schlichtes Brett, schlichte Figuren, feste Karten, die auch schlicht sind und eine sehr schlichte Regel, die leider eher schlecht ist. Understatement eben.
Das Material hat es uns also angetan, die Regel würden wir lieber verbannen. Umständlich und unstrukturiert. An sich kann man das Spiel in 3 Minuten erklären, aber dank der Regeln braucht man dafür gute 10 Minuten. Hier wäre es nicht schlecht gewesen, jemanden zu fragen, der sich damit auskennt.
Das Spiel wird entweder mit bis zu vier Spielern oder mit bis zu vier Teams gespielt. Marker von den 20 Kategorien kommen in einen Sack und jedes Team zieht vier, die es vor sich ablegt. Dann darf man sich entscheiden, wie wertvoll die einzelnen Kategorien sein sollen: Eine muss auf 1 Punkt, die nächste auf 2, dann 3 und schließlich 4. Nun erhält jedes Team noch zwei Bezzwizzersteine und einen Zwap-Stein. Mit den Bezzerwizzersteinen kann man versuchen eine Frage eines anderen Teams zu beantworten, das geht so: Entweder ruft man schon BEVOR die Frage überhaupt gestellt wurde „Bezzerwizzer“ oder man wartet die Frage ab. Egal wie man sich entscheidet, der eigentlich Gefragte darf zuerst antworten. Dann antwortet man selbst. Hat der erste Spieler Unrecht und ich Recht, darf ich, im ersten Fall, also vor dem Vorlesen, 3 Felder nach vorne gehen. Im zweiten Fall immerhin noch 1 Feld. Habe ich aber Unrecht, muss ich ein Feld nach hinten gehen. Haben beide Recht, geht nur der zuerst gefragte Spieler vor. In unseren Spielen war der Stein meistens sinnlos; entweder wussten alle die Antwort, oder keiner. Das mag sich aber mit unterschiedlichen Spielrunden ändern.
Der Zwap-Stein erlaubt es einem Team einmal in einer Runde eine Kategorie mit der eines anderen Spielers zu tauchen. Dazu lege ich den Stein ab und tausche beide Kategoriensteine einfach aus, soll der sich doch mit Sport abquälen.
Das Team oder der Spieler, das/der zuerst wieder auf dem Startfeld steht, gewinnt. Jede Runde zieht man neue Kategorien und erhält seine Bezzerwizzersteine wieder. Also eigentlich nicht, aber so macht es ein wenig mehr Spaß, wenn auch nur für Gerd, da wir bei ihm unsere Steine vergebens setzen…

Wie bei jedem Wissensspiel entscheidet die Qualität der Fragen darüber, ob man es öfter spielen möchte oder nicht.
Was uns negativ an Bezzerwizzer auffiel, sind die Schwierigkeitsgrade bei den Fragen. Manche Fragen geben Antworten vor und machen es so viel leichter, als wenn ich allein nach der Antwort suchen muss. Das hätte man weglassen sollen. Aber auch die Fragen an sich unterscheiden sich sehr in ihrer Schwere: “Wie heißt das Kopenhagener Kasernengelände, das 1971 besetzt wurde und seither als alternatives Refugium gilt?“
Diese Frage ohne Auswahlmöglichkeiten halten wir für deutlich schwieriger als „Was ist das Auffälligste an Zyklopen?“. Hätte man bei der ersten Frage vier Auswahlmöglichkeiten, könnte man vielleicht noch auf „Christiania“ kommen, gehört hat man das ja schon mal.
Da die Spieler für sich selber festlegen, was sozusagen die „schweren Fragen“ sind, also, die, für die man nur einen Punkt bekommt, können sie trotzdem auf eine sehr leichte stoßen.
Natürlich ist die Schwere immer subjektiv, aber dennoch gibt es ein starkes Gefälle zwischen „Wie nennt man einen luftleeren Raum?“ und „Wer war der erste Ministerpräsident der DDR?“

Bezzerwizzer ist ein gutes Quizspiel, das aber auch an dem gleichen Problem scheitert: wie mache ich die Fragen gerecht? Hier und da mal vier Antworten vorgeben ist nicht gerecht, entweder immer oder gar nicht. Warum gibt es drei Antwortmöglichkeiten bei „Wie viele Liter sind ein Barrel – 35, 159 oder 280?“ aber keine bei „Wer spielte die Rolle der Scarlett O´Hara in ‚Vom Winde verweht‘ aus dem Jahre 1939?“? Vielleicht würde man auf Vivian Leigh kommen, wenn man die anderen ausschließen kann.
Die Bezzerwizzersteine sind auch so eine Sache: In unseren Runden war es fast immer so, dass entweder alle wussten, was richtig ist, oder keiner. Bei Gerd lohnte es sich sowieso nicht, den Stein zu setzen, da er fast alles wusste. Außerdem weiß man ja auch nie, wenn man die 3 Punkte haben will, was für eine Frage kommt. Kommt wieder eine Luschi- oder eine Expertenfrage?

Der Autor hat sich eine ganze Menge Arbeit gemacht die 5000 Fragen zusammen zu suchen und das kann man honorieren. Wer dann die Anleitung verfasste wissen wir nicht, können es auch nicht erraten, da die Fragen alle in einem gut verständlichen Deutsch geschrieben sind. Das Material ist vorbildlich: fest und stilsicher. Nur der Schwierigkeitsgrad...

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