Alhambra - Das Würfelspiel

Würfeln im Palast

Alhambra entwickelt sich mittlerweile ein wenig wie Carcassonne: Es gibt immer mehr Ablegerspiele und Erweiterungen. Aber muss man sich auch alle Erweiterungen oder Ableger kaufen? Steigt der Spielspaß oder gar die Spieleerfahrung mit jeder Erweiterung? Ist jeder Ableger auch sein Geld wert?

Von dem Würfelspiel waren wir positiv überrascht. Auch wenn es sich in erster Linie, wie der Titel verrät, um ein Würfelspiel und damit um ein Glückspiel handelt, haben die Spieler gewisse taktische Entscheidungen zu treffen, die den Erfolg beeinflussen. Wenn man aber wie Justus nur schlecht würfelt, bringt es auch nichts, taktisch zu denken. Dafür hat uns Justus ein gutes Beispiel gegeben. Nach der dritten Runde, und damit nach der zweiten Wertung, lag der arme Junge mit 4 Punkten weit abgeschlagen hinten. Ben, der von einem schon beängstigenden Würfelglück besessen zu scheint, lag mit über 20 Punkten Vorsprung uneinholbar auf dem ersten Platz. Uneinholbar aber auch nur, da ihn sein Glück auch in den letzten beiden Runden nicht verlassen hat. So überrundete er Justus fast, was diesen wiederum davon überzeugte, dass das Spiel der „letzte Mist“ sei.

Der Spielplan ist in zwei Bereiche eingeteilt: der untere Bereich dient dazu die Würfelergebnisse festzuhalten und der obere Bereich sorgt für die Punkte. Je nach Spieleranzahl bekommen die Spieler unterschiedlich viele Setzsteine, im Spiel zu viert 4 an der Zahl. Reihum würfeln sie mit 8 Würfeln. Die Würfel zeigen die aus Alhambra bekannten Gebäude: blau für Pavillon, rot für Serail, braun für Gemächer, weiß für Arkaden, grün für Gärten und lila für Türme. Ich würfel die Würfel in dem Standardwürfelbecher, der zwar aus Leder, aber ein wenig zu klein für 8 Würfel ist, deswegen sollte man sich vor dem Spiel auf eine „Brennt“-Regel einigen, und entscheide mich, welche Würfel ich raus lege. Habe ich gut gewürfelt, zum Beispiel 5 gleiche Symbole, kann ich auch aufhören und meinen Setzstein auf die linke 5 des entsprechenden Gebäudes stellen. Entscheide ich mich ein weiteres Mal zu würfeln, werfe ich den Rest und setze dann vielleicht meinen Stein in das mittlere 6er Feld, wenn noch ein Symbol dazu kam, oder in das mittlere 5er Feld, wenn keins dabei war. Ich kann auch ein drittes Mal werfen und das Ergebnis in der rechten Spalte markieren. Dann ist der nächste Spieler an der Reihe. Sollte er nun auf die gleichen Symbole setzen und im ersten 5 haben, setzt er seinen Stein vor meinen, sind es fünf im zweiten, setzt er ihn hinter meinen, wenn meiner schon in der Mitte steht also nach rechts. Sollte ich rechts stehen und er im dritten dann auch 5 haben, muss er ihn auf das linke Feld der 4er setzen.
Nachdem alle Spieler alle Setzsteine gesetzt haben, kommt es zum zweiten Teil der Runde. Nun wird geschaut, wer bei den einzelnen Gebäuden das höchste Ergebnis hatte. Der Spieler kann sich entscheiden entweder mit seiner Punktescheibe im oberen Bereich zwei Felder weiter zu gehen, oder ein Feld und die Bonusscheibe, die hier lag zu nehmen.
Die Bonusscheiben: entweder geben sie Siegpunkte (1 bis 3) oder Extraaktionen. So kann ich

- meinen Stein, obwohl er hinter einen anderen hätte stehen müssen, vor ihn setzen
- einen Wurf wiederholen
- den schwarzen Würfel dazu nehmen, ihn nach dem ersten Wurf auf ein Symbol drehen und so eines mehr haben
- Startspieler werden
- einen Punkt, den ich zum Beispiel im Pavillon bekommen habe auf einer anderen Leiste vorangehen


Nach der ersten, dritten und fünften Runde kommt es zur Wertung: Wer im oberen Bereich am weitesten vorne liegt, oder unten, wenn zwei auf einander liegen, bekommt die Punkte für den ersten. In Wertung 2 bekommen auch die Zweiten Punkte und in Wertung 4 auch die Dritten. Der Spieler mit den meisten Punkten am Ende der 3. Wertung hat gewonnen.

Alhambra – Das Würfelspiel ist Geschmackssache und, je nach Fortüne, ganz nett oder grottenschlecht. Wer Pech beim Würfeln hat, was sich ja von Spiel zu Spiel ändern kann, hat keine Chance. Wer nach der zweiten Wertung vorne liegt, ist fast nicht mehr einzuholen, es sei denn, Lady Fortuna lacht ihn aus. Besonders im späteren Spielverlauf ist es wichtig überlegt die Würfel heraus zu legen, da nicht alle Gebäude Vorteile bringen. Liege ich immer noch ganz hinten, brauche ich nun auch nicht mehr auf dieses Pferd zu setzen. So kann es sein, dass man auch mal alle 8 Würfel erneut wirft. Auch nicht aus den Augen lassen sollte man die Möglichkeit Erster und Zweiter bei einem Gebäude zu werden, dann bekommt man nämlich auch beide Belohnungen. Die Extraplättchen mit den Sonderaktionen sind in der Regel, besonders später im Spiel, wichtig; so entscheiden sie oft über Punkte oder keine Punkte. So werden die Züge zum Schluss hin etwas länger, das Abwägen nimmt zu und die Spieler haben das leichte Gefühl ein taktisches Spiel zu spielen.

In erster Linie ist das Spiel etwas für Familien, die schon mit dem Thema Alhambra zu tun hatten. Es spielt sich schnell und unkompliziert. Kinder, die schlecht verlieren können UND Pech beim Würfel haben, sollten allerdings Abstand nehmen. Oder gerade zugreifen damit sie mit Enttäuschungen leben lernen.

In derselben Schachtel findet sich eine zweite Anleitung mit dem Titel "Alcazaba-Variante". Sie setzt ergänzend Spielmaterial aus dem Alhambra-Basisspiel voraus und wird auf der Rückseite des Würfelspiel-Spielbretts ausgetragen. Statt Gebäude zu kaufen, werden diese erwürfelt: Der Spieler mit dem besten Würfelergebnis sucht sich zuerst ein Gebäude aus und baut es sofort in seine Alhambra ein. Damit wird das Grundspiel auf andere Art als gewohnt vom Glück abhängig. Uns hat diese Variante zwar deutlich mehr Freude gemacht als das Standalone-Würfelspiel, aber wir haben keinen nennenswert höheren Spielspaß als beim Basisspiel erlebt. Immerhin ist mehr Interaktion drin, weil die festgehaltenen Würfelergebnisse zum Versuch reizen, sie zu überbieten, und weil gezielt gegen Führende agiert werden kann.

Lesen Sie auch unsere Rezensionen zu Der Palast von Alhambra und den Erweiterungen Die Gunst des Wesirs und Die Tore der Stadt.

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