1655 - Habemus Papam

1655 - Habemus Papam - Kartenspiel, Bietspiel, Mehrheitenspiel von Christoph Bauer

Es lebe der neue Papst!

Nun ist es also so weit gewesen: Die Welt hat einen neuen Papst. Franziskus heißt er und ist immerhin noch keine 80 Jahre alt. Das Konklave hat nicht so wahnsinnig lange gedauert, eine Art Expresswahl, schließlich steht Ostern vor der Tür und das ohne ein Oberhaupt der katholischen Kirche, das geht nun wirklich nicht. Im Gegensatz zu dem Konklave des Jahres 2013 dauerte das Konklave von Anno 1655 ein wenig länger, genau 84 Tage. Und obwohl dies ein Spiel über dieses Konklave ist, braucht niemand Angst haben, dass das Spiel ähnlich lange dauert. Mit maximal einer Stunde ist man dabei.

Auch wenn die Wahl eines Papstes eine göttliche Angelegenheit sein soll, geht es im Konklave von 1655 allerdings alles andere als göttlich zu. Die unterschiedlichen Fraktionen haben alle ihren eigenen Favoriten und es wird schnell klar, dass Geld die Welt regiert, kein König und auch kein Papst. Denn mit dem Geld lassen sich Stimmen kaufen, die am Ende darüber bestimmen, welcher Spieler mit seiner Fraktion die meisten Stimmen zur Wahl beiträgt und damit das Spiel gewinnt. Es geht also weniger darum einen eigenen Favoriten zum Papst zu wählen oder mit einer festen Fraktion das Konklave zu beherrschen; wir bestechen Kardinale und sammeln Geld um am Ende noch Stimmen kaufen zu können, suchen den Einfluss wichtiger Persönlichkeiten wie zum Beispiel Ludwig XIV oder Jules Mazarin und Felipe IV.
Wichtig ist nur, dass Innozenz X. verstorben ist und alsbald ein Nachfolger auf den Thron Petris zu sitzen hat. Historisch war es Chigi, der deswegen als Kardinal nicht sterben kann.

Jede Runde beginnt mit dem Auslegen der Karten. So finden wir immer eine Kardinalskarte, eine politische Karte, eine Aktionskarte und eine Camerlengo-Karte. Die Kardinäle geben die Stimmen, jeder eine. Unter ihnen gibt es aber Seilschaften, die durch ein Symbol oben in der Mitte der Karte angezeigt wird. Bekomme ich beide Kardinäle einer Seilschaft unter meine Kontrolle, erhalte ich am Ende eine Stimme extra. Jeder Kardinal gehört einer festen Fraktion an, die für den geheimen Auftrag wichtig sind. Diese Aufträge besagen, dass man bestimmte Fraktionen in seiner Auslage vereinen soll. Schafft man dies bis zum Ende der letzten Runde, erhält man zwei bis drei weitere Stimmen. Auch zu sehen gibt es ein Geldbeutelsymbol. Dies beschert dem "Besitzer" des Kardinals 5 Geldstücke, sobald der schwarze Rauch gezogen wird. Diese Karte wurde vorher ungefähr in die Mitte des Kardinalsstapels eingeschoben. Unter den letzten vier Karten findet sich dann der weiße Rauch, der die letzte Runde einläutet.

Um die vier ausliegenden Karten wird jede Runde geboten. Allerdings nicht mit Geld, sondern mit Edelsteinen. So bekommt jeder Spieler die gleiche Anzahl der vier unterschiedlich wertvollen Steine. Die vier Diamanten gibt es nur einmal, während des Spieles kann man nur über die Camarlengo-Karte neue Edelsteine bekommen, aber eben keine Diamanten. Wer nun meint, dass die Wertigkeit der Steine auch über die Reihenfolge des Kartenaussuchens bestimmt, hat nur bedingt recht. Zu allererst wird die Anzahl der gebotenen Steine verglichen. Dabei sind zwei Bernsteine, die billigsten, mehr wert als ein Diamand. Bei Gleichstand der Menge entscheidet nun die Wertigkeit. So nehmen sich die Spieler der Reihenfolge entsprechend eine der Karten. Während wir die Kardinalskarten schon kennen, wurde ja bisher über die politischen Karten noch nichts gesagt. Unter ihnen finden wir die Karten mit Louis XIV, der einem Stimmen bringt, je mehr Karten man von ihm hat. Felipe bringt Geld und die Möglichkeit einen Kardinal herauszuwerfen, ihn also zwingen, das Konklave zu verlassen. Mazarin sorgt dafür, dass der Stimmenkauf am Ende billiger wird. Die restlichen Karten zeigen weitere Kardinäle, die durch Seilschaften verbunden sind. Auch due Todesfallkarte (ältester KArdinal gibt den Löffel ab) und die Squadrone Volante (drei Stimmen) finden sich in diesem Stapel.

Unter den Aktionskarten finden sich Fraktionsführer, die nicht bestochen werden können, Bestechungskarten, Tauschkarten und Kaufkarten. In der zweiten Phase einer jeden Runde können die Spieler ihre Aktionskarten ausspielen, aber immer nur eine pro Spieler.

Je nach Gebot bekomme ich also eine der vier Karten und muss mich damit zufrieden geben. Bei Gleichstand ist der Camerlengo im Vorteil, und auch Spieler, die näher zu ihm sitzen, als der andere am Gleichstand beteiligte Spieler. Am Ende gewinnt nach Abrechnung aller Punktebringer derjenige Spieler, der die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte.

Habemus Papam ist ein interessantes Bietspiel, das einen schönen historischen Bezug hat. Dass dieser nun gerade im März 2013 aktueller denn je werden könnte, wer hätte das geahnt. Die Mechanismen greifen gut ineinander, einzig der Bietmechanismus mit den Edelsteinen kam nicht bei allen Spielern an, obwohl ich ihn als erfrischend anders empfand. Würde man nur nach der Wertigkeit gehen, bräuchte man eigentlich gar keine Edelsteine, dann könnte man auch einfach Geld nehmen. So aber muss ich mich entscheiden wie und wann und mit welchen anderen Steinen ich meine wertvollen Diamanten einsetze, da ich sie auf jeden Fall verloren habe. Da jeder Spieler etwas bekommt, werden natürlich auch alle Gebote an die Bank bezahlt.
Die Grafiken sind historisch, die Gestaltung der Karten passt sehr gut zum Thema. Die Spannung in jeder Runde, ob man das bekommt, für das man sich interessiert, macht 1655 zu einem wirklich gelungenem Bietspiel, das seinen historischen Kontext gut in Szene zu setzen weiß.

Sie sollten 1655 - Habemus Papam kaufen, wenn Sie:
Sie sollten 1655 - Habemus Papam nicht kaufen, wenn Sie:
- gerne Bietspiele spielen- absolut keine Bietspiele mögen
- gerne Papst wären- mit Kirche nicht im Entferntesten etwas zu tun haben möchten
- Spiele mit einem leichten Intrigefaktor mögen- lieber für sich spielen, ohne dass andere etwas daran ändern könnten


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Kurzinfos

1655 - Habemus Papam

Gesamtbewertung

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Autor

Christoph Bauer

Verlag

Pegasus Spiele

Erscheinungsjahr

2010

Spieleranzahl

3 - 4

Dauer

ca. 30 - 45 Min.

Alter

ab 10 Jahren

Preis

ca. 13 €

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